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— 195 “ heiFsen Steinen bäckt. So halt sie sich ein halbes Jahr hindurch ohne zu verderben, und ist bei den Indianern und Negern, und selbst bei manchen Weifsen eine sehr beliebte Speise. Sie schmeckt beinahe wie Schiffszwieback, nur zarter. Wenn man den ausgeprefs- ten, giftigen Saft kocht, so wird er unschädlich, und dient nachher mit anderen Gewürzen vermischt, den Speisen einen pikanteu Geschmack zu geben. Die Tay es *) sind Wurzeln, welche etwa anderthalb Fufs lang werden, und gegen acht Zoll im Durchmesser halten, sie sind eine gewöhnliche Speise der Neger. Die jungen Spröfslinge aus der Wurzel werden aber auch von den Weifsen gegessen; man thut sie an Suppen, in denen sie sich gänzlich zerkochen, oder dämpft sie mit Fleisch, oder rö stet sie und ifst sie mit Salz, Pfeffer und Gitronensaft, welches man für eine sehr gesunde und nahrhafte Speise hält. Man zieht die Tayes aus Saamen, oder zerschneidet das Obere der Wurzel in kleine Stücke, die man drei Fufs weit von einander steckt, wo dann die Pflanze in sechs Monaten vollkommen ausgewachsen ist. Diese grofse Wurzel enthält aufserordentlich viel nahrhafte Theile, und wird deshalb nicht blofs von den Menschen gegessen, sondern dient auch vielen Hausthieren zum Futter. Güjana gehört gewifs unter die ausgnzeichnetesten Länder, wo die Natur ohne alle Kultur für die Bedürfnilse des nicht civilisirten Menschen aufs reichlichste gesorgt hat. Es ist ein Land, wo ein ewiger Sommer herrscht; wo köstliche Früchte und heilsame Wurzeln freiwillig und reichlich wachsen; wo der Mensch, der noch nicht die Kunst versteht ein Netz zu machen, nur die Hiarrawurzel zu zerstofsen und auf das Wasser zu streuen braucht, um eine Menge betäubter, regungsloser Fische greifen zu können. Hat er sich in den Waldungen verirrt, und weifs noch keine Quelle zu graben um den Durst zu stillen, so braucht er nur den Zweig einer Art wilder Ranken oder Klimmpflanzen abzu brechen, die dort häufig wächst, und kühles und helles Wasser tröpfelt ihm in Fülle ent gegen **). Ein Bogen und Pfeil ist leicht erfunden, und will er seiner Beute nicht weit nachstreifen, so kann er niedersitzen und das Geschrei des Wildes, welches in Rudeln umherläuft, oder der Vögel welche schaarenweis fliegen, nachahmen, und sie werden ihm sehr bald schulsgerecht kommen. Legt er sich auf den Landbau, so wächst ihm der Mais nach weniger Arbeit hervor, und kein Sturmwind reifst die Blüthen der Fruchtbäu me ab, die er um seine Wohnung pflanzt; er macht seine Flasche aus einem Kürbis, und •) Sie sind die knolligen Wurzeln von Convolvulus Batatas Lilin. Bataten. W. Der Verfasser weifs aus Erfahrung, wie erfrischend solch ein Trunk ist. I. 25