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124”* Die Alten behaupten, das Chamäleon lebe von blofser Luft; hätten sie statt des sen gesagt: es könne lange aushalten ohne eine [andere [Nahrung als Luft zu sich zu nehmen, so wäre das richtiger gewesen. Bei einer Reise ins Land empfahl ich meine Sammlung lebender Thiere der Obhut meiner Wirthin; sie sagte mir aber, alle andere Thiere wolle sie aufs sorgfältigste verpflegen, nur vor den Agammas oder Chamäleons fürchte sie sich zu sehr. Da ich niemand anders zu diesem Geschäfte bekommen konnte, blieb mir nichts übrig als einige Insekten in ihr Behältnifs zu setzen, und sie übrigens sich selbst zu überlassen; und obgleich ich über drei Wochen abwesend war, fand ich die Insekten noch nicht verzehrt, und die Chamäleons schienen sich eben so wohl als vorher zu befinden. Diefs Vermögen sich so lange des Essens zu enthalten, scheint bei ihnen, wie bei den anderen kaltblütigen Thieren, daher zu rühren, dafs sie keinen Ver lust durch die Ausdünstung erleiden, den sie folglich nicht durch Nahrung zu ersetzen brauchen. Da aber das Chamäleon ein besonders langsames Thier ist, und sich von flie genden Insekten nährt die es nicht immer im Stande ist zu fangen, so scheint ihm die Natur deshalb eine gröfsere Gewalt über seine Verdauungswerkzeuge gegeben zu haben; wenn es eine Zeitlang nichts gefressen hatte, so konnte ich dann nicht die mindeste Be wegung in den Theilen wo die Verdauung geschieht w'ahrnehmen; hatte es aber ein In- sect verschluckt, so zeigte sich ein regelmäfsiges Pulsiren in den Weichen: diese Theile scheinen also, wenn der Vergleich erlaubt ist, wie eine Mühle zu seyn, welche ohne Nachtheil des Getreides stille steht, sobald nichts zu malen da ist. Was den Farbenwechsel dieses Thieres betrifft, so behaupten mehrere gelehrte Na turkundiger, und namentlich sagt Hasselquist in seiner Reise nach dem Morgenlande die ich glücklicherweise bei mir habe: „diefs Thiere (er spricht von dem afrikanischen) bekommt leicht die Gelbsucht, besonders wenn man es zum Zorne reizt; es verändert seine Farbe selten, aufser wenn es zornig ist; dann wird es aus schwarz, gelb oder grünlich’, welches die Farbe seiner Galle ist, denn wenn diese ins Blut tritt wird sie, bei der Durchsichtigkeit der Muskeln und der Haut, sichtbar. “ Bei dem amerikanischen Chamäleon aber rührt der Farbenwechsel gewifs nicht von der Gelbsucht her, denn es geht von dem dunkeln Braun in das lebhafteste Grün über, und wiederholt diesen Farbenwechsel sehr schnell hinter einander. Auch hat das ameri kanische Chamäleon eine gröfsere Abwechselung von Farben als Hasselquist dem afri kanischen zuschreibt, denn er spricht blofs vom Grünlichen, da das hiesige die vollstän digsten Schatlirungen von allen Arten von Grün hat. Den Kopf, der ziemlich flach ist,