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119 starb, der zweite aber genafs weil die Schlange schon den gröfsten Theil ihres Giftes ver loren hatte. Ans dem eben gesagten, werden Sie sehen, dafs die giftigen Schlangen sich in neueren Zeiten hier sehr vermindert haben, denn nach den Berichten aus der Zeit der ersten An siedelung waren sie hier aüfserordentlich häufig. Dennoch erreignen sich auch jetzt zu weilen Unglücksfälle auf den Pflanzungen; und da die Regierung eine Belohnung für jeden getödteten Tiger zahlt, so wäre es zu wünschen, dafs man einen ähnlichen Preis für die giftigen Schlangen aussetzte, um sie so weit als möglich auszurotten *). Es wäre mir sehr lieb , wenn ich eine lebendige Giftschlange erhalten könnte um Versuche damit anzustellen, ob Hunde, Katzen u. s. w. von Thieren fressen, welche durch das Schlangengift getödtet sind, und wenn sie es thun, welche Folgen es für sie hat. Vielleicht ist es aber mit dem Gifte der Schlangen wie mit dem der Skorpione und Sko lopendern, welches blofs wenn es mit dem Blute vermischt wird, gefährlich zu seyn scheint, ohne zu schaden, wenn es in den Magen aufgenommen wird. Diese Schlangen können ganze Thiere von beträchtlicher Gröfse verschlucken, die Knochen derselben werden in ihren Magen beugsam und zum Theil aufgelöfst, und so gleiten sie nach und nach durch den Schlund hinab. Es ist daher die Frage, ob nicht das Gift auf die Speise wirkt und zur schnelleren Auflösung und Verdauung beiträgt **). •) Die giftigen Schlangen sind von anderen Arten sehr leicht an dem flachen, grofsen Kopfe zu unter scheiden, der oben breit ist und in eine stumpfe Spitze ausläuft;! ihre grofsen krummen Zähne .3, enthalten eine Röhre deren Oeflnung in der Spitze ist, durch welche das Gift in die Wunde fliefst. Die Giftblasen, deren sie eine auf jeder Seite haben, am Ende der Oberkiefer, sind durch einen Kanal mit den Zähnen verbunden. A d. V. Die allein am vorderen Rande des Oberkiefers befindlichen Giftzähne geben den zuverläfsigsten Charakter ab, um die giftigen Schlangen von den giftlosen zu unterscheiden. Weniger zuverläfsig sind nachstehende Kennzeichen; ein breiter, gleichsam herzförmiger Kopf mit kleinen Schildchen; kielförmige Schuppen; ein kurzer Schwanz, welcher weniger als * von der Länge des Thieres beträgt. W. »•) Alle bekannte Schlangenarten, verschlingen ihre Beute, ohne sie zu kauen. Sie können ihre Kinn laden beträchtlich weit von einander entfernen', dieses setzt sie in Stand Thiere von bedeutender Gröfse zu verschlingen. Die Aboma Schlange welche die gröfste auf Surinam ist, besitzt diese Eigenschaft in einem vorzüglichen Grade. Damit die Thiere um so leichter den Schlund hinab gleiten, so überzieht sie dieselben erst mit ihrem Geifer, doch verstreicht eine geraume Zeit ehe es ihr gelingt, sie ganz hinabzuwürgen. Einige Neger-Stämme habenden Gebrauch, dafs jeder sich irgend ein wildes Thier wählt, welches er nie zu verletzen gelobt, dafür erwarten sie durch das selbe gegen Gefahren geschützt zu werden. Mehrere sollen sich die Aböma Schiauge für diesen Zweck wählen. A. d. V.