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95 Das Unglück ist aber, dafs, wenn ein Europäer zuerst Melier kommt, die grofse Gast freundschaft der Einwohner und die Fröhlichkeit ihres Umgangs ihn in so viele Gesell schaften verwickelt, dafs er unmerklich in eine unregelmäfsige Lebensart verfällt, die sei ner Gesundheit sehr nachtheilig wird. Manche reiche Leute hier zu Lande leben auf folgende Weise: Sobald sie aufstehen frühstücken sie, und trinken dann geistige Geträn ke, welches sie zuweilen wiederholen; dann setzen sie sich zum zweiten Frühstück, wel ches aus mehreren Schüsseln von Braten, Fischen u. s. w. bestehet, wozu dann auch eine angemessene Menge von Getränk genommen wird. Um drei Uhr erfolgt ein reichliches Mittagessen; wozu man Claret oder Madeira, oder wohl auch beides trinkt. Aul’ser dem Thee wird Nachmittags noch Punsch getrunken, der oft sehr stark ist, und ein ansehnli ches Abendessen schliefst das Tagewerk. Wenn in Europa jemand auf diese Weise lebte, würde man ihn nicht für einen muthwilligen Zerstörer seiner Gesundheit halten? Hier leben aber mehrere so, und befinden sich ganz gut dabei: ihr Leben ist aber doch dabei gefährdet, denn alle alten Leute die ich nach ihrer Lebensart fragte, versicherten mich, sie hätten nie so unmäfsig gelebt. Ich bin Zeuge gewesen, dafs Menschen, die dem Anscheine nach gesund waren, plötzlich gefährlich krank wurden, ich hörte sie aber nie die Schuld auf das Klima schieben, sondern sie gestanden ganz offen, es wäre gänz lich ihre eigene Vernachlässigung. Alles das sollte einen Neuangekommenen bewegen, recht sorgfältig über seine Lebensart zu wachen, wozu man ihm folgende Regeln em pfehlen kann: Bei seiner Ankunft sollte er sich eine Wohnung aussuchen, die eine gesunde Lage hat. Es ist nicht genug, dafs das Haus auf einem trockenen Grunde stehet, sondern as mufs auch in der Nähe, besonders nach der Gegend hin woher der Seewind weht, kein Sumpf oder keine Heide mit Gehölz seyn; wo man das nicht beobachtet hat, hat man die traurigsten Folgen gehabt. Es giebt hier ein Haus in einer angenehmen Lage, am botanischen Garten (Hortus Surinamensis) und dennoch hat jeder der hineinzieht die Gewifsheit gefährlich krank zu werden. Der letzte der es bewohnte war Oberst Graunslow, der darin starb, zum grofsen Leidwesen aller, die seinen schätzbaren Gharakter kannten. Sein Bediente wurde auch krank, wie man sagt. Ich ging mit einem anderen Herrn das Haus zu besehen, und wir bemerkten, dafs die Ungesundheit desselben blos von einem Felde herrührte, das an den Garten stöst, und ehemals bebauet wurde, jetzt aber brach liegt; die Gräben sind mit verfaulten Pflanzenstoffen angefüllt, die natürlich eine verderbte Luft erzeugen, welche der Seewind in das Haus bringt. Es ist besser im oberen Theile