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93 Ein anderer glücklicher Umstand für diese Colonie ist, dafs man hier keine Erdbe ben hat; zuweilen fühlt man wohl einen Stofs, wenn in den benachbarten Ländern sich eines ereignet, doch ist hier nie Schaden dadurch geschehen. Paramaribo, welches in 5° 43' n. Br. liegt, hat mithin grofse Vorzüge vor anderen Städten innerhalb der Wende kreise; und es liefsen sich noch viele Einrichtungen machen, wodurch die Luft verbessert würde. So waren z. B. die Kirchhöfe sonst weit von der Stadt, da aber diese sich so stark erweitert hat, so liegen sie Jetzt ganz nahe an derselben, und die Leute, welche in der heifsesten Jahreszeit darüber gehen, empfinden bald wie schädlich diese Niederlagen von todten Körpern den Lebenden sind. Vor Kurzem hat man einen neuen Kirchhof ange legt, aber viele Einwohner wollen ihre Verwandte nicht gern dort begraben lassen; son dern bezahlen lieber einen hohen Preis für eine Grabstätte auf dem Orangenplatze, mitten in der Stadt. Diefs ist vielleicht nicht immer Eitelkeit, sondern das Verlangen die Hülle ihrer Freunde zu ehren und ihre Liebe durch ein Begräbnifs an dem Platze, wo andere Leute von gleichem Vermögen bestattet liegen, zu zeigen; aber ein Verbot der Regierung gegen diefs Verfahren würde etwas sehr wohlthätiges seyn. Der Platz rings um die holländische Kirche, die im volkreichsten Theile der Stadt liegt, dient gleichfalls zu Beerdigungen, und als ich dem Geistlichen, der bei diesen Ver richtungen von Amtswegen zugegen war, einige Einwürfe darüber machte, sagte er mir: dafs schon öfter durch den Rath von Surinam Einwendungen gemacht wären, niemand hier mehr zu begraben, er habe indefs damit fortgefahren, da es seine Schuldigkeit sey, für die Einkünfte seines Nachfolgers sowohl als für seine eigene zu sorgen. Indefs würde ein Befehl von der Regierung ihm diese Gewissenslast wohl abnehmen, denn mann könnte ihm Ja einige Entschädigung für den Verlust dieser Einkünfte geben. Uebrigens werden die Strafsen sehr rein gehalten. Man hat hier eine Art kleinerer Geier, die man nicht tödten darf, weil sie in die Stadt kommen und daselbst die Leich name von Schlangen und andere Unreinigkeiten die man etwa übersieht verzehren. Zwei mal des Jahres untersuchen die Polizeibeamten ob der Kiefsgrund, die Orangenbäume, und Zitronenhecken *) ordentlich erhalten werden, durch welche die Strafse das Ansehen schö ner Spaziergänge erhalten, und manche Fremde die Stadt einem vollständigen Garten vergleichen. •) An diesem Orte, so wie an mehreren anderen, wenn von Zitronenbäumen, die zu Hecken gebraucht werden die Rede ist, ist immer Limonia aurantifolia (Merian-Surin T. 17. Linne’s Pflanzensystem nach Houttouyn’s Ansgabe Th. I. J, 618 — >9) darunter zu verstehen. W.