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— 92 — staunlicher Geschicklichkeit. Alle diese Indianer schienen sich vortheilhaft durch häufi ge Besuche bei den Europäern gebildet zu haben, und waren sehr höflich in ihrem Be tragen, denn als einige von uns sich zu eifrig zudrängten, um das Schiefsen nach dem Leguan zu sehen und zu weit unter die Bäume traten, so kamen die Indianer auf uns zu, und bedeuteten uns durch Zeichen, die Pfeile würden uns treffen, und sie würden darum mit dem Schiefsen einhalten bis wir uns entfernt hätten- So bekam ich durch Zufall eine Gelegenheit die Gewandheit der Indianer bei der Jagd zu sehen, wie ich sie früher auf meinen öfteren Reisen im Lande nicht gefunden hatte; alle Zeugen dieses Schauspiels gingen sehr erfreuet davon weg. Was die anderen Jahreszeiten betrifft, so hält der Regen selten lange an; sondern er bestehet vielmehr in heftigen Schauern, da die Seewinde die Wolken bald zerstreuen. Es scheint, dafs der Mondwechsel hier Einflufs auf die Zeit, und selbst die Stunden hat wo der Regen fällt, und dann währt es einige Tage in derselben Art fort, so dafs wenn es Abends stark regnet, der Morgen gewöhnlich hell wird, und regnet es früh Morgens, so hört es meistens um Mittag auf. Ich habe es eine Woche lang alle Mittage regnen se hen während die Morgen und Abende sehr schön waren, und einige Tage giebt es immer in dieser Jahreszeit w r o es gar nicht regnet. Bios in der regnichten Jahreszeit hat man in diesem Welttheile Gewitter, die sehr heftig zu seyn scheinen, aber selten Schaden stiften sollen. Hingegen rollt der Donner auf eine höchst erhabene und schreckliche Art über den ganzen Horizont, was man nicht besser beschreiben kann, als durch den Ausdruck der alten Sprache: die Stimme des Allmächtigen der zu seiner Schöpfung spricht. Dafs das hiesige Klima dem Klima der westindischen Inseln vorzuziehen ist, lehrt eine lange Erfahrung; dann die verwüstenden Sturmwinde, welche dort wülhen, erstrecken sich nie so nahe an den Aequator als Guiana liegt; und die Aerzte haben auch bemerkt, dafs der Grad von Wärme der hier herrscht, die Ausbreitung bösartiger Fieber verhin dert, die daher weniger ansteckend werden; denn die gleichmäßige Hitze hat hier die selbe Wirkung als die Kälte im Norden. Doctor W — I f — g, einer der geschicktesten Aerzte der Stadt, hat mir gesagt, er habe die Impfung der Kuhpocken versucht, aber ohne Erfolg; da aber vielleicht die Ma terie nicht frisch genug gewesen, so wünsche er noch einen Versuch anzustellen. Doch die Einwohner schienen dagegen sehr gleichgültig zu seyn, da die Pocken sich hier sehr selten zeigen, aufser wenn sie durch fremde Schiffe hergebracht werden, und dagegen beobachtet man hier die gröfste Vorsicht.