Volltext Seite (XML)
— 87 “ stiehlt, denn er denkt: sein Herr werde ihn, wenn er entdeckt wird, schon des eigenen Vortheiles halber, so sehr als möglich von einer schweren Strafe befreien. Die grofse Lebhaftigkeit im Charakter der Neger, zeigt sich nirgends deutlicher als bei ihren Sonntagsbelustigungen. Sie kennen das rasche Spiel, welches man in Südeuropa sieht, wo einer mit seinen Fingern eine gewisse Zahl zeigt, zu welcher der andere mit seinen Fingern eine andere Zahl hinzufügt, und schnell ausruft, wie viel die beiden Zah len zusammen betragen, was mit vielen Gesticulationen geschieht. Hier haben die Neger ein noch lebhafteres Spiel: einer macht mit seinen Füfsen die wunderlichsten Figuren die man erdenken kann, und der andere mufs sie augenblicklich nachmachen, wobei sie sich einander um die Wette zu ermüden suchen. Sie spielen auch Ball, aber nicht auf die europäische Weise nach einer bestimmten Reihe, sondern der ist der beste, der zuerst den Ball fangen kann; Sie können denken wie ermüdend diefs Spiel ist, weil hier bestän dig alle zusammen in Bewegung sind. Wenn die Negermädchen den Fufsboden im Hause scheuern, singen sie oft dabei, und schlagen den Takt zu ihren fröhlichen Liedern mit dem Lappen womit sie arbeiten. Die Creolen - Neger , besonders die Weiber, sind meist lustiger als die welche von Afrika hergebracht worden sind, und obgleich sie nicht mit einer europäischen Schönheit verglichen werden können, so werden doch, wenn Ihnen die Bildsäule einer schlanken Nym phe aus schwarzem Marmor gefallen kann, einige dieser Frauenzimmer gleichfalls ihre Bewunderung erregen. Man hat hier auch einige indianische Sklaven, doch dürfen diese von den indianischen Stämmen, welche auf dem Gebiete der Colonie wohnen, nur dann gekauft werden, wenn diese mit entfernteren Völkerschaften Krieg geführt und ihnen Gefangene abgenommen haben. Die Käufer brauchen sie blos als Jäger, oder zur Aufwarrung, nie aber znm Landbau; denn obgleich sie sehr thätig sind, so haben sie doch keine besondere Leibesstärke; aulserdem haben sie eine Anlage zur Schwermuth. Zuweilen fühlen sie eine ungewöhn lich heftige Begierde zu ihrem Volke zurückzukehren, sie wagen aber die Wanderung nicht, aus Furcht fremder Stämmen in die Hände zu fallen und wiederum Sklaven zu wer den; deshalb bleiben sie lieber bei ihren europäischen Herren, nehmen aber sehr merklich ab; Gram und Stumpfsinn macht ihrem Leben ein Ende. Es ist in neueren Zeiten in Europa vielfach von dem Bischöfe von Chiapa, Bar tholomäus de las Casas die Rede gewesen, und man hat ihm vorgeworfen, dafs er blos für die Indianer gesprochen, wenn er verlangte dafs man sie in den Colonien durch