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85 sie nämlich beleidigt sind, so fordern sie einander vor eine Versammlung von Richtern aus ihrem Geschlechte und bestimmen Zeit und Ort; zu letzterem wird meistens ein hüb scher Garten gewählt, worin ein,großes Zelt aufgeschlagen und am Abend schön erleuch tet wird. Die, welche die Herausforderung gethan hat, sitzt an der vornehmsten Stelle des Zeltes, von ihren und den Sklavinnen ihrer Freundinnen umgeben, sämmtlich sehr geputzt. Nun singt die Dame, oder eine andere welche sie beauftragt hat, einen Vers der ihre Beschwerde oder eine Bemerkung über ihre Gegnerin enthält; die Sklavinnen wiederholen den Vers im Chor, und nun folgen andere Verse bis ein vollständiger Ge sang heraus kommt, zwischen dessen Abschnitten getanzt wird; die Negerinnen geben den Takt dazu mit Schälen von Früchten, welche wie Korallen auf eine Schnur gezogen sind, an. Durch diese Art den Streit zu behandeln, bekommt zum wenigsten die Gegnerin eine schöne Gelegenheit zu erfahren, was man von ihr spricht, und mithin sich zu ver antworten. Die nächste Woche ladet sie die Gesellschaft ein, und da ist nun an ihr die Reihe, den Charakter ihrer Gegnerin zu schildern. So dauert dieser Wettstreit oft meh rere Wochen, und es kommen manchmal die vornehmsten Einwohner zum Zuhören, da es ein sehr unterhaltender Auftritt ist. Oft fordern diese Weiber eine Freundin blos zum Scherz zu solchem Kampfe heraus, und dann entwickelt sich ein grofser Reichthum guter Laune, welche selbst die Besuchenden nicht verschont. Um aber alle Unordnung bei so zahlreichen Zusammenkünften zu verhüten, sind immer einige Polizeiofficiere bei der Hand *). Die freien Neger werden in Paramaribo in Rücksicht der Anzahl, den farbigen Leuten gleich geschätzt; sie sind Handwerker: als Grobschmiede, Zimmerleute, Schnei der, Schumacher u. s. w., arbeiten aber aufserordentlich langsam, und sind sehr nach lässig, so dafs man sich auf die wenigsten recht verlassen kann. Jedoch ist ein grofser Unterschied zwischen denen, welche von den mährischen Brüdern im Cbristenthume unter richtet sind, und den übrigen, und ich weiß aus Erfahrung wie viel mehr man sich auf das Wort der ersteren verlassen kann; im Ganzen aber sind die freien Neger faul, und arbeiten blos wenn die Noth sie gerade treibt. Die Negersklaven sagen oft, daß sie besser daran sind als Jene Freien. Unter den Liedern die man so oft auf den Pflanzun gen singen hört, ist eines das eine sehr muntere Weise hat, und stets viel Gelächter und •) Eine solche Zusammenkunft, wozu die Erlaubnifs vom Fiskal ausgewirkt werden mufs, nennen die farbigen Weiber einen Doo,