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79 die Neger in Zaume zu halten, wenn man bedenkt wie zahlreich und roh sie sind: — denn selbst die freien Neger haben sehr wenig Bildung, was sich schon daraus ergiebt, dafs ein Europäer seinen Negef nicht härter strafeu kann, als durch die Drohung, ihn an einen freien Schwarzen zu verkaufen. Wie oft wir uns in unserem Urtheile über den Zustand der Neger täuschen, hat ein neues Beispiel gezeigt, das sich seit meinem Hier- seyn erreignet hat. Man hatte friiherhin auf den Pflanzungen ein Jägerregiment aus den Negern die ihr ganzes Leben lang eine gute Aufführung gezeigt, ausgehoben, und sie zeigten sich als Soldaten sehr treu und tapfer. Später bemerkte man aber, dafs zur Ergänzung dieser schwarzen Schaar, die Pflanzer sehr bösartige Neger verkauften , und ihnen einen guten Character nachrühmten, um einen höheren Preis zu bekommen; man beschlofs deshalb Rekruten aus den eben erst angekommenen Negern zu wählen, und hoffte sie würden um so williger dienen, wenn sie fänden, dafs sie eigentlich zu Sklaven in den Pflanzun gen bestimmt gewesen, jetzt aber frei wären und wie europäische Soldaten behandelt würden. Diese Neger urtheilten aber anders, und nicht zufrieden mit der Freiheit die man ihnen zugestand, wollten sie ganz unabhängig seyn. Das hätten sie ganz bequem und ohne Blutvergiefsen ausführen können, da der Posten von Oranien, auf welchem sie lagen, auf der Gränze der Wälder von Guiana ist; sie ermordeten aber vorher ihre Officiere auf eine sehr grausame Art, plünderten den Bezirk ganz aus, und zogen sich darauf in den Wald zurück, von wo aus sie dann die benachbarten Pflanzungen beraub ten und bei jeder Gelegenheit die Sklaven wegfingen. Der Oberbefehlshaber der Trup pen in Surinam, Brigadier-General H — g — s verfolgte sie selbst sehr eifrig in den Wäldern mit einer Abtheilung regelmäfsiger Truppen; die Aufrührer fanden aber immer Mittel das Gefecht mit ihm zu vermeiden, und nach einem sehr ermüdenden Marsche von einigen Wochen mufste er nach Paramaribo zurückkehren, ohne auch nur einen Ge fangenen gemacht zu haben. Was aber die europäischen Truppen mit so vieler Anstren gung nicht hatten ausrichten können, das vollführte ein Negersklave. Er war mit Ge walt von den Aufrührern aus einer Pflanzung geraubt worden, war ihr Sklave geworden, und ward, wie er erzählte, sehr hart von ihnen behandelt. Der arme Schelm wünschte sehr zu seinem alten Herrn zurückzukehren, ward aber immer genau bewacht, bis sich endlich eine günstige Gelegenheit zeigte. Die Ausreißer wünschten endlich Weiber zu haben, und dieser Neger sagte ihnen: er hätte auf der Pflanzung, wo sie ihn gefunden, eine Schwester und zwei andere weibliche Verwandte , die ohne Zweifel froh seyn wür-