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75 vom Klima hingerafft. Statt sie zur Urbarmachung des Landes anzuweisen,, hätte die Re gierung lieber einige Savannen durch Neger vorbereiten und dieses Land den neuen europäischen Golonisten geben sollen» Hätte man sie dann noch mit einem Stamme von Vieh versehen, so hätte diels die Viehzucht gehoben, wodurch die Colonie mit Butter und Käse versorgt worden wäre, da es jetzt oft daran mangelt, und sie hätten bei dieser Art Landwirthschaft, die nicht so beschwerlich ist als das erste Aufbrechen und Urbarma chen des Landes, das Klima ertragen gelernt. So wären viele dieser Leute der Colonie sehr nützlich geworden, und wären selber zum Wohlstand gelangt, da Fleisch und Käse in Surinam in hohem Preise stehen. Aus ihren Familien hätte man auch gute Aufseher für die Pflanzungen nehmen können, da jetzt die Eigenthümer, weil sie keine Wahl ha ben, oft ihr Gut neu angekommenen Abentheurern anvertrauen müssen, welche es zu Grunde richten und dabei die Sklaven höchst grausam behandeln» Ehe die Europäer zum Feldbau in den Tropenländern tauglich werden können, müs sen sie erst einige Generationen fortdauernd in der Colonie gewohnt haben; dann werden sie zu den verschiedenen Arbeiten der Landwirthschaft eben so abgehärtet seyn, als es jetzt die Neger sind. Auf der Westküste von Afrika weht fast beständig ein Ostwind über unermefsliche Ebenen unb brennende Wüsten, und bringt folglich eine versengende Hitze mit; daher fühlen sich die Neger, welche von jener Küste kommen, wenn sie in den Colonien anlangen, bei der Arbeit durch die kühlenden Seewinde, die hier herrschen, sehr erquickt. Aber der Landbau wird hier nicht hinlänglich durch die Maschinen und Ackergeräthe erleichtert, welche in neueren Zeiten den Arbeitern so viele Erleichterung ver schaffen. Trotz allem was man von dem europäischen Klima sagt: dafs es seine Bewoh ner stark und rüstig mache, würde es doch einem Europäer aus dem gemälsigsten Land striche sehr sauer werden, so viel Feld und auf dieselbe Art wie die Neger hier zu be stellen, und mit eben so wenig Werkzeugen. Die Hauptarbeit der Neger bestehet im Beackern des Landes , welches hier mit der Hacke und dem Grabscheit geschieht, ob gleich man in anderen Theilen von Westindien angefangeh hat den Pflug zu gebrauchen, und diefs Verfahren sehr vortheilhaft gefunden hat. Es kann kein besseres Land zum Pflügen geben als in Surinam, da der Boden ganz eben ist, und ohne Steine welche die Pflugschaar aufhalten; leider wohnen aber die reichen Besitzer, die bei der Einführung des Pfluges Vortheil fänden, nicht in der Colonie; wenn sie es thäten, und der Versuch gut ausfiele, so bin ich überzeugt, dafs alle übrigen Pflanzer bald ihrem Beispiele folgen würden.