Vortragsfolge der Fachrichtung „Markscheidewesen" I Orientierungsübertragung durch den Steilschacht Von Prof. Dr.-Ing. habil. KARL NEUBERT. Freiberg Zu allen Zeiten stellte die Orientierung des untertägigen Grubengebäudes, bezogen auf nach Lage und Höhe bestimmte Punkte über Tage, eine unseren Berufsstand kennzeichnende Tätigkeit dar. Den Nachweis der Richtigkeit erbrin gen oft erst viel später Durchschläge verschiedenster Art. Während uns heute die Orientierung von Grubenfeldern mit geringer Erstreckung und Teufe, wie sie noch vor einem Jahrhundert fast allgemein vorkam, keinerlei Schwierigkeit be reitet, wachsen diese bei der in den letzten Jahrzehnten vorgezeichneten berg baulichen Entwicklung mehr und mehr an, so daß die Übertragung der Richtung von über nach unter Tage ein einzigartiges Problem darstellt, an dem sich die Besten unseres Berufes messen. Durch Felderzusammenlegungen und moderne Schachtanlagen, durch den in immer größere Teufen vordringenden Bergbau, wer den die dem Markscheider gestellten Aufgaben immer komplizierter, wenn er die von HAUSSMANN geforderte absolute Genauigkeit von ± 1' (2 C ) einhalten muß. Sieht man von Orientierungen durch Einrechnung ab, die, wenn sie durch führbar sind, stets angestrebt werden und die bis auf wenige ungünstige Aus nahmen meist zufriedenstellende Ergebnisse liefern, so war es besonders das Doppellotverfahren, mit dem sich die namhaftesten Markscheider während der letzten Jahrzehnte intensiv beschäftigt haben. Allen Fachkollegen sind die großen Verdienste bekannt, die sich besonders Prof. NIEMCZYK und einer seiner Schü ler, Dr. EMSCHERMANN, ferner Prof. WANDHOFF und neuerdings für die fehlertheoretischen kritischen Untersuchungen Dr. PAUS erworben haben. Wenn die Mehrgewichtslotung unter ungünstigen Wetterbedingungen der Schwerstgewichtslotung weichen muß, wenn die Ablenkung auf Grund des New- tonschen Gesetzes über die gegenseitige Anziehung von Körpern in tiefen Schächten, wie aus Südafrika von KING und HABBERJAM berichtet wurde [1], einen Betrag von 5,40 mm annimmt, so mahnen uns diese Tatsachen trotz aller Versuche der rechnerischen Erfassung der Fehler zur Vorsicht. Alle Verbesse rungen und Verfeinerungen haben diese Orientierungsmethode nicht zum All heilmittel werden lassen. Sie versagt vollkommen, wenn sich die Schächte in folge Abbauwirkung schief stellen, so daß keine vermessungstechnisch tragbare Lotebene mehr möglich ist. Wenn auch ein Absetzen der Lote auf Zwischensohlen nicht durchführbar ist oder aus fehlertheoretischen Erwägungen abgelehnt wer den muß, so könnte für diese Fälle ein Verfahren Aussicht auf Erfolg bieten, das letzthin bei einem Steilschacht mit Vorteil Anwendung gefunden hat. Es ist allgemein bekannt, daß Steilschachtmessungen in Schächten über 85 s Einfallen größte Schwierigkeiten bereiten, wenn die geforderte Orientierungs-