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Baar, Sondershausen: Bei dem Problem, ob durch mechanische Gewinnung ein Ausbruch der intrakri stallinen CO 2 verhindert werden kann, lautet die grundsätzliche Frage: Wie stark sind die Erschütterungen, die durch die mechanische Gewinnung auf das anstehende Salz ausgeübt werden? Die geringen Erschütterungen beim drehenden Bohren sind nicht stark genug, um einen Ausbruch zu verursachen. Dagegen führen die durch das Schie ßen verursachten Erschütterungen zu einer Beschädigung des Kristallgefüges und lei ten die Vereinigung und den Ausbruch der intrakristallinen CO 2 ein. Zu der vorhin gestellten Frage gibt ein glücklicherweise kleiner Methanausbruch in Bleicherode be achtliche V ergleichsmöglichkeiten. Grundsätzlich bestehen zwischen Ausbrüchen inkristalliner CO 2 und Ausbrüchen inkristallinen Methans keine Unterschiede. Ausbrüche inkristallinen Methans, bisher hauptsächlich vom Werk „Thomas Müntzer“, früher Bismarckshall, bekanntgeworden, werden ebenfalls nur durch starke mechanische Erschütterungen ausgelöst, beispiels weise durch Schießen. Die Ausbrüche erreichten bisher nicht die Ausmaße der großen COa-Ausbrüche an der Werra, gleichen aber in den sonstigen Kennzeichen, insbes. Racheibildung und Salzauswurf, völlig den CO 2 -Ausbrüchen. Im Frühjahr 1953 ist in Bleicherode erstmalig ein Ausbruch inkristallinen Methans erfolgt, der nicht durch Schießen ausgelöst wurde und deshalb in diesem Zusammen hang größte Beachtung verdient. Der Ausbruch erfolgte vor einer Streckenvortriebs maschine, die Strecken von 3 m 0 schneidet. Durch den Ausbruch entstand eine ko nische Rachel, die einen Anfangsdurchmesser von etwa 1 m und eine Tiefe von über 1 m hatte. Sie stand in Verbindung mit einem Schnitt, aus dem offenbar auch Gase ausgetreten sind. Durch diesen Ausbruch wurde die Vortriebsmaschine (Gewicht ca. 35 t) 90 cm zurückgeworfen. Die Mannschaft blieb unverletzt, mußte jedoch wegen der ausgebrochenen Gase die Strecke vorübergehend verlassen. Aus diesem Vorfall ergibt sich die Folgerung, daß die mechanische Gewinnung von Kalisalzen nicht mit Erschütterungen verbunden sein darf, welche die Intensität der durch Streckenvortriebsmaschinen erzeugten Erschütterungen erreichen, wenn Ausbrüche inkristalliner Gase vermieden werden sollen. Wo die Grenze der zulässigen maximalen Erschütterung hegt, ist unbekannt. Es ist jedoch zu vermuten, daß die zu lässige maximale Erschütterung sehr niedrig ist, weil ja auch noch ein ausreichender Sicherheitsfaktor berücksichtigt werden muß. Aus diesem Grunde muß wahrscheinlich die Leistungsfähigkeit mechanischer Gewinnungsgeräte, wenn Ausbrüche inkristalliner Gase mit Sicherheit vermieden werden sollen, so niedrig gehalten werden, daß die mechanische Gewinnung unwirtschaftlich wird. Prof. Schubert, Freiberg (Schlußwort): Es wurde klargestellt, daß ein wesentlicher Unterschied besteht im CO 2 -Vor- kommen im Waldenburger Revier in der Steinkohle und im Werrarevier im Salz. Der Vortragende hat zum Ausdruck gebracht, daß die derzeit bestehenden Sicherheits vorschriften und Maßnahmen die Sicherheit des Menschen gewährleisten. Es ist nun die Aufgabe, Maßnahmen zu ersinnen, um auch Materialschäden zu vermeiden, be sonders in der Schachtröhre. Es werden hierfür Dämme vorgeschlagen. Eine andere Lösung sehe ich derzeit auch nicht. Es ist nur die Konstruktion der Dämme zu entwickeln. Zweiflügelige Türen sollen vor dem Abschießen geschlossen, nach dem Abschießen von über Tage aus wieder geöff net werden können. Für große Ausbrüche wäre die Anlage von Flugdämmen zu über legen, die nur bei besonders starken Gasstößen ansprechen. Die Aussprache hat aber gezeigt, daß über die Art und Form des Vorkommens der CO 2 im Kalisalz noch wei tere Untersuchungen unbedingt notwendig sind. Vor allem ist das Anzeigegerät für CO 2 von Dr. Richter weiterzuentwickeln. Wenn es auf größere Entfernungen anspricht, also warnt, dann erst kann versuchsweise auch in CO 2 -gefährdeten Gebieten mit der mechanischen Gewinnung begonnen werden.