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Versuche zur Herstellung von Versandtrockenkohle als halbveredeltes Erzeugnis Von Nationalpreisträger Prof. Dr.-Ing. ERICH RAMMLER und Dipl.-Ing. FRITZ BAUNACK, Freiberg (Vorgetragen von Fritz Baunack) Die Notwendigkeit, die Stein kohle den wichtigsten Verbrau chern, insbesondere den Gas werken, also der Veredelung, zuzuführen, nötigt dazu, sie im Sektor der Verfeuerung weitgehend durch Braunkohlen brennstoffe zu ersetzen. Für Zonenwanderroste kommt nur die Umstellung auf Braunkohlenbriketts und Schwel koks in Frage; für Mühlenfeuerungen kann Schwel koks und Rohbraunkohle eingesetzt werden; für Koh lenstaubfeuerungen mit Zentralmahlanlagen, wie die der Zementfabriken, steht, feuerungstechnisch gesehen, Schwelkoks im Vordergrund. Der Vielseitig einsetz bare Schwelkoks ist aber zur Mangelware geworden. Wollte man Rohbraunkohle in Staubfeuerungen mit Zentralmahlanlagen einsetzen, so müßte man beim Verbraucher zusätzliche Trockenanlagen bauen. Ein Teil der umzustellenden Mühlen- und Staubfeuerungen liegt in beträchtlicher Entfernung von den Braunkoh lenrevieren. Wenn man hier Rohkohle einsetzen würde, so würde nicht nur die Frachtbelastung und damit der Wärmepreis für die Verbraucher hoch werden; viel mehr würde vor allem der knappe Frachtraum für die Verfrachtung von Wasser auf weite Entfernungen in untragbarer Weise in Anspruch genommen werden. Es drängte sich daher die Frage auf, ob die Decke an Braunkohlenbrennstoffen erhöhten Heizwertes durch Versand von Trockenbraunkohle verbreitert werden könnte. In kleinen Mengen ist Trockenbraun kohle, wie sie für die Brikettierung verwendet wird, also in der Körnung 0—6 mm mit 16 bis 18 % Was sergehalt, schon seit mehr als 25 Jahren verfrachtet worden. E. RAMMLER [1] hat seinerzeit umfangreiche Transportversuche mit solcher Brikettiertrockenbraun kohle durchgeführt. Die Unannehmlichkeiten, die durch Staubentwicklung bei der Be- und Entladung sowie beim Transport und bei der Bunkerung entstehen, sind aber beträchtlich; auch kommt so feinkörnige Trok- kenkohle nur für Mühlen- und andere Staubfeuerungen in Betracht. Als daher im Rahmen des Fünfjahrplanes die Frage der Bereitstellung von Versandtrockenkohle für die Deckung des zusätzlichen Bedarfes an im Heiz wert angereicherter Kohle akut wurde, entschlossen sich die zuständigen Stellen zur Errichtung von Trock nungsanlagen mit Feuergastrommeltrocknern, in denen Rohkohle von 0—30 mm getrocknet werden soll, wo bei durch anschließendes Absieben teils Brikettierkohle mit der Körnung 0—6 mm mit üblichem Brikettier wassergehalt und zum anderen Trockenknorpel oder Trockennüsse der Körnung 6—30 mm mit 30 bis 35 % Wassergehalt gewonnen werden sollen. Da somit das Problem der Gewinnung halbveredel ter Braunkohle, wie man die Versandtrockenkohle be zeichnen kann, ansteht, haben wir über die Anwen dung von Feuergastrommeltrocknern hinaus noch wei tere Möglichkeiten zur Herstellung von Trockennüssen vergleichend geprüft. Auch in der Tschechoslowakei hat man sich mit der Erzeugung fester Trockenknorpel mit niedrigem Was sergehalt und geringem Feinkornanfall bei der Trock nung beschäftigt, und zwar im Hinblick auf die Ge winnung von möglichst grusfreier Vergasungskohle für die Druckvergasung [2]. Technische Möglichkeiten zur Erzeugung von Trockennüssen Grundsätzlich stehen zur Trocknung von Braun kohle verhältnismäßig grober Körnungen folgende Möglichkeiten offen: Büttner-Turbinentrockner Lurgi-Trockner (Spülgastrockner wie beim Lurgi- Schwelofen) Röhrentrockner Feuergastrommeltrockner Trocknung durch Druckdämpfung (Fleißner- Verfahren) Die ersten vier Möglichkeiten sind in der Tschecho slowakei für Hartbraunkohle untersucht worden [1], wobei besonderes Augenmerk auf die Trocknungs leistung und den Kornerhaltungsgrad gelegt wurde. Getrocknet wurde dabei von ~ 30—45 % auf etwa 10—16% Wassergehalt. Die Lagerungsfähigkeit der Kohle wurde nicht untersucht. Die Anwendbarkeit von Röhrentrockner, Trommel trockner und Druckdämpfung zur Erzeugung von Trockennüssen wurde im Institut für Brikettierung für Weichbraunkohle untersucht. Die Druckdämpfung der Kohle, das sog. Fleißner- Verfahren, bewirkt eine Alterung des Kolloids Kohle, in deren Gefolge eine Wasserabscheidung einhergeht. Gleichzeitig erfolgt damit eine Schrumpfung, die schon von SIMEK [3] nachgewiesen wurde. Da der gesamte Prozeß in einer Sattdampfatmosphäre vor sich geht, erfolgt nicht wie bei der Verdunstungstrocknung eine vorzeitige Austrocknung der Oberfläche. Es können also auch keine hierdurch bewirkten Spannungen im Kohlekorn auftfeten. Somit war zu erwarten, daß durch Fleißnern verhältnismäßig feste Trockennüsse auch aus gewissen deutschen Weichbraunkohlen er zeugt werden können. Für Matthartbraunkohlen wird dieses Verfahren schon seit zwei Jahrzehnten ange wendet.