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Die Geologie und Darwin. 223 faltigkeit der Ursachen, durch welche neue Arten entstehen, wirklich nachwies, folglich nicht eine blosse Hypothese darüber aufstellte, sondern eine Theorie durch Thatsachen begründete. Seine Vorgänger ahnten den Zusammenhang; sie konnten ihn aber nicht nachweisen und befriedigend erklären. Viel zu wenig durch eigene Anschauung und Untersuchung mit den organischen Gestaltungen und deren Entwickelung aus einander vertraut, habe ich es unterlassen, alle die zahlreichen Fortschritte auf diesem Gebiet hier einzufügen. In dieser Be ziehungglaube ich vielmehr mit vollstem Recht auf E. Haeckel’s „Schöpfungsgeschichte“ (4.Aufl. 1873) verweisen zu dürfen, in welchem ausgezeichneten Werke Darwin’s Lehre nicht nur die glänzendste Bestätigung, sondern auch vielfache Ergänzung gefunden hat. Der Hauptinhalt dieses, gegen frühere Auflagen vielleicht zu wenig umgestalteten Abschnittes ist übrigens durch alle neueren Beobachtungen, so wie durch Haeckel’s Werk im Wesentlichen nur bestätigt worden. Darwin zeigte zunächst, dass der Begriff der organischen Species kein fest umgrenzter ist, dass kaum zwei selbständige Forscher über die Abtrennung der einzelnen Species überein stimmen — dergestalt, dass sehr oft der Eine trennt, was der Andere in dieselbe Species zusammenfasst. Er hat nachgewiesen, dass viele Varietäten oder Bacen derselben Species sich durch zufällige oder absichtliche Züchtung, oder durch andere Einwir kungen, in verhältnissmässig kurzer Zeit eben so sehr von einander unterschieden haben, wie viele, von jedem Forscher als ungleich anerkannte Arten; und zwar nicht blos in einer, sondern in jeder Beziehung unterscheiden sich manche dieser Bacen. Er hat dann nachgewiesen, dass diese Trennung in Varietäten oder Bacen, die sehr oft den Grad von ungleichen Species erreicht, nicht blos durch vom Menschen geleitete, sondern auch durch natürliche Züchtung (natural selection) — durch diese freilich viel langsamer — hervorgebracht wird, und dass auf die Umgestaltung der Formen und Eigenthümlichkeiten nicht blos die Züchtung, sondern auch die Ernährung und die übrigen