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52 „MO Nudel!" „das habe ich natürlich schon getan, wenn Euer Gnaden ge statten. Aber ich wollte Euer Gnaden selbst aus meinen Hafer aufmerksam machen. So einen Hafer haben Euer Gnaden noch nicht gesehen!" „Na ja, und was soll's?" fragte der Oberst ungeduldig. De» bulgarische Eeneralftabsches, General Jostow, als Ritter des Eisernen Kreuzes und des ästen. Leopoldsordens. „Wenn Euer Hochwohlgeboren die Güte hätten, sich zu überzeugen," sagte der dicke Eetreidehändler und drehte den weißen Briefumschlag in den Händen, „mein Hafer ist . . ." „Das gibt's nicht, Dummkopf," unterbrach ihn der Oberst, „der beste Hafer wird gewählt, und damit Schluß!" „Ergebensten Dank, Euer Gnaden," dienerte Semjonow; „dann bin ich schon beruhigt, denn mein Hafer ist bestimmt der beste!" — Er legte den Brief auf das Pult, nahm seine Pelzmütze, während der Oberst schon längst weiterschrieb, und stolperte zur Tür hinaus. Dann lief er die Treppe hinunter auf die Straße und rannte aus Leibeskräften weiter, bis er im nächsten Polizeibüro verschwand. Als die Uhr zwölf schlug, hörte der Oberst mit seiner Arbeit auf und erhob sich. Da fiel sein Blick auf einen großen Brief, der einsam, wie vergessen, auf der Tischkante lag. Er griff danach, riß ihn auf und fand darin 3000 Rubel in Papiergeld. Erstaunt drehte er das Bündel Scheine in seinen Händen, da sah er den Firmenaufdruck: Pawel S. Semjenow, Getreide- und Kommissionen engros." Der Oberst warf das Geld auf den Tisch: / „Na warte, du verdammter Kerl," knurrte er, „das also verschafft mir die Ehre — diese Frechheit werde ich dir ein tränken!" Er ging an das Telephon und rief den Vorsitzenden des Kriegsgerichts an. Und da seit Kriegsbsginn das Standrecht in der Stadt erklärt war, ging das Verhängnis einen schnellen Weg. Eine Stunde später saß der Kaufmann Semjonow schon in der Zelle des Millitärgefängnisses: und wiederum zwei Stunden später trat er, von Gendarmen geführt, in den kleinen Eerichtssaal, wo auf erhöhten Sitzen die Kriegsge richtsräte mit finsteren Mienen saßen. Zur Seite stand der Oberst aus der Intendantur. Auf die Rede des Anklägers hin, die den Getreidehänd ler, Kaufmann 2. Gilde Pawel Semjonow der versuchten Be stechung beschuldigte, machte der Angeklagte ein harmlos erstauntes, jg gekränktes Gesicht. „Ich, Euer Exzellenz," sagte er entrüster, ,,'ch h.rtte einen Offizier, einen Beamten unseres Zaren — den lvott schützen möge — bestechen wollen? — Niemals!' Der M.litärrichter fuhr ihn an: Di« „Angeklagter, wollen Sie etwa leugnen, daß Sie die Abi sicht hatten, den Herrn Oberst hier zu bestechen?" Semjonow machte in unendlichem Erstaunen den Mun! weit auf: »Ich — ich," stotterte er, „ich schwöre bei allen Heiligen nie hätte ich das gewagt!" Der Richter wandte sich an den Oberst: „Herr Oberst, wollen Sie die Güte haben und dem An geklagten selbst den Beweis vorlegen, damit er einsieht, daj sein freches Leugnen nichts hilft!" — Der Oberst zog einen weißen Brief aus der Tasche, den er langsam ein Bündel Rubelscheine entnahm. Pawel Sein jonow stieß einen Freudenschrei aus: „Gott sei gelobt, Eue Gnaden, das ist ja mein Geld, mein geliebtes Geld! Eue Hochwohlgeboren selber haben geruht, mein Geld zu finden! „Ja," sagte der Oberst, „du frecher Kerl, auf meine, Schreibtisch!" jamme den A Zu „D Oberst jonow De: Vorsitz Pawel een T ,chlag lich: „S können Un riefen hinter Semjonow schlug mit der Hand vor den Kopf, daß e knallte: „Ich Esel, ich alter Narr," schrie er, „überall habe ich da Geld gesucht, jedes Eckchen in meinem Hause habe ich umgl kehrt nach meinen verschwundenen dreitausend Rubeln, zu Polizei bin ich gelaufen, und dabei habe ich es bei Euc Gnaden vergessen!" — Die Richter sahen sich unsicher und erstaunt an. „Angeklagter, ist das wahr?" fragte der Vorsitzende. „So wahr mir Gott helfe und ich ein rechtgläubiger Ruß bin," antwortete Pawel S. Semjonow feierlich und schlu das Kreuz. Der Vorsitzende erhob sich. „Sie wollen der Polizei den Verlust gemeldet haben Wo denn?" — „In meinem Bezirk, Euer Exzellenz," sagte der EetreidV Händler, „auf das Amt in der Prokußknaja bin ich wie eil Verrückter gelaufen und hab' den Verlust angezeigt — W wahr ich rechtgläubig bin!" — Der Richter winkte einem der Gendarmen, der zur TiV Au ler st ratzte »D Leicht« gezoge mein! Mi Tasche tasche und l dertru Plötzli stierte und di des, hi Wiede ging und bald mit dem Bescheid wiederkam, der Herr Poliz> kommissar ließe sagen, daß heute früh der Kaufmann Sei jonow erschienen sei und das Verschwinden von 3000 Rui Papiergeld in einem weißen Brief ordnungsgemäß zu Pr tokoll gegeben habe. Der Oberstkommandierend« des bulgarischen Heeres, General Zelo im Schmucke des Eisernen Kreuzes, des Eisernen Halbmondes u österr. Leopoldsordens. seinen sich ui — al nichts, die er nomm Hunde ooc