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ui»—. !»»«, »«, l«»—ID, /luer Tageblatt AW -lnzeiser M -as Erzgebirge WGHZU mit -er wöchentliche« Unterhaltungsbeilage: Mer Sonntagsbla«. ZWM Ep-chst-n». »«, r^rn.n «"^n°hm, s« «-m,.°g,n°ch«,a°s» Uhr. .r°g-dl<,a ffu^settr-.. ^n.st"»ch« «. «»»« S,D«IÜI-,«» ,a«,„«a. -a, «>»—langt «tng»faa»t» Manuskript« tau« SrwShr nicht grlrislrt «rr-ea. ««mskNpt aichtrruNtch i Nr. 79. Montag» 6. April 1914. 9. Jahrgang. Dies« Nummer umfaßt 8 Seiten. Das Wichtigste vom Tage. Die Kaltgesetznovelle ist vom Bundesrat in mehrfacher Hinsicht geändert worden und wird dem Reichstage bald nach Ostern -ugehen. O Caillaux hat sich, Pariser Meldungen zufolge, be wegen lassen, bei den nächsten Neuwahlen wieder zu kandidieren. * Die Unionisten veranstalteten in London eine große Kundgebung gegen die Einverleibung Ulsters ins Hornerule; dabei kam es im Hhdepark zu heftigen Zusammenstößen mit Suffragetten. * Der Italienische Ministerpräsident Salan- dra setzte am Sonntag in der italienischen Kammer von neuem sein Regierungspro gramm Auseinander. s * Die albanische Mobilmachung gegen die auf ständischen Epiroten ist bereits begonnen worden.*) » Das neue ägyptische Kabinett wird durch Rusch- diPascha gebildet. -I NÄHrr«. steh« an anderer Stell«. Die Großmächte gegen äie heiligen Bataillone. Der 31. März, der Lag, an dem die griechischen Truppen nach dem Willen der Großmächte Südalbanien räumen sollten, ist verstrichen und noch ist der Himmel in dem Wetterwinkel an der albanisch-griechischen Grenze keineswegs Heller und freundlicher anguschauen. Die Griechen Slidalbaniens^ die Eptraten, wie ste sich in klaff Wen Erinnerungen an die Zeit de» Königs Pyrrhus nennen, Haden sich in heiligen Bataillonen zusammengv- schart und haben jetzt die Stadt Koritza angegriffen, wie es neuerdings heißt, sogar schon eingenommen, die gar nicht mehr im eigentlichen Epirus liegt. Sie gehen a'so unzweideutig zum Angriff Wer. Die Albanier Haden ihnen aber vorläufig nichts als irreguläre Banden ohne feste Ordnung und ohne Artillerie «ntgegenAusetzen. Denn für das albanische Heer gibt es wohl schon Uniformen, aber es fehlen noch die Soldaten, die man in diese Uni formen stecken könnte. Ob diese albanischen Abteilungen aber imstande s«»n werden, das Bordringen der heiligen Bataillone aufzuhalten, ist mehr denn ungewiß. Denn unter den epirotischen Freischaren befinden sich reichlich viel Soldaten der griechischen Armee, di« mit oder ohne Wollen und Wissen ihrer Offiziere zu den heiligen Batail lonen Weryetreten find. Sollen sich doch Hingst wieder zwei Batterien mit ihren Offizieren gegen den Befehl ihres Kommandanten den Freischärlern angeschloffen haben. Die Eprroten haben nach den vorliegenden Meldungen beim Angriff auf Koritza Geschütze bei fich gehabte Es würde bei dieser Gesinnung des Heeres den Griechen zweifellos schwer fallen, die Brüder in Südalbanien ihrem Schicksal zu überlassen, auch wenn die griechische Regierung fich selbst aller direkten oder indirekten Begünstigung der Ausständigen entschlafen wollte. Denn Ausständige sind es zweifellos. Nach den Entscheidungen der Großmächte, die sich die Abgrenzung Albaniens Vorbehalten hatten, gehört Epirus zu dem neuen albanischen Staatengebilde. Abe- anstatt wenigstens selbst alles M versuchen, um den Willen der Großmächte zu erfüllen, hat d e Regierung in Athen fich nur zögernd dazu verstanden, den Forderungen Euro pas nachzukommen, und geht noch jetzt da-auf aus, eine Verschiebung der Grenzen zu ihren Gunsten zu erreichen. Und es hieß sogar, König Konstantin wolle seine verwandt schaftlichen Beziehungen zum deutschen Kaiser ausnutzen, um diesen in Korfu zu einer Fürsprache für Griechenlands Wünsche zu bestimmen. Unter diesen Umständen kann man es verstehen, wenn in Wien wie in Nom ernsthaft der Gedanke erwogen wird, dem Lösen Spuck der heiligen Bataillone durch ein bewaffnetes Einschreiten ein Ende zu machen. Oesterreich-Ungarn und Italien find ja die Väter des neuen Albaniens; ohne ihre Mahnungen und Förderungen wäre das Land der Skipotaren restlos zwischen Serben, Montenegrinern und Hellenen aufgeteilt worden. Sie können ihr Kind jetzt unmöglich den recht un- heftigen heiligen Bataillonen preisgeben. Darüber haben sie in Athen keinen Zweifel gelassen, daß ihre Geduld auf die Neige geht. In Korfu wird aller Wahrscheinlichkeit nach König Konstantin dasselbe hören, wenn er es über hast für nötig hält, den kaiserlichen Schwager uM seine Vermittelung zu ersuchen, Zaudern die Griechen, noch länger, fich mit aller Deutlichkeit und Ehrlichkeit von den Epiroten loszusagen, so treiben ste ein "Spiel mit dem Feuer, an dem sich, wenn auch nicht heute, so doch morgen, "Sin gefährlicher Brand ontzfinden kann. Hoffentlich steht man das ein, ehe es zu spät ist. Denn die Hoffnungen auf eine Uneinigkeit unter den Mächten, di« so oft den Balkaniern zugute kam, dürste diesmal vergeblich sein. Auch die drei fache Herzeinigkeit wird schwerlich in ihrer Sympathie mit den Hellenen soweit gehen, dem festen Millen des Drei« Lundes Schwierigkeiten zu bereiten. Die Wieäerbevölkerung äes platten Lanäes. (Von unserem Berliner cS-Mitarbeiter)^ Den Mitgliedern der Leiden Häuser des Preußischen Landtags ist soeben das Ergebnis der Erhebungen einer Studien-Kommission für Erhaltung de« Bauernstandes, für Kleinsiedlung und Landarbeit zugegangen, das nicht nur um der getroffenen Feststellungen willen, sondern auch wegen der Veranstalter der Studie allgemeine» Interesse verdient. Unter ihnen stößt man nämlich auf so bekannte konservative Wirtschaftspoliticker wie llniiversttätsprofessor Dr. Ehrenberg, Geheimrat Professor Dr. Gering, Professor Dr. Dade, Abgeordneter Gan» Edler Herr zu Putlttz, Bun desvorsitzender Freiherr von Wangvnheim. Dr. von Wenck- stern, und auf so hervorragende Förderer der ländlichen Wohlfahrts- und Heimatpflege wie Professor H. Son-rey und Landrat Berthold, lauter Namen, di« weit Wer ihren heimischen Wirkungskreis hinaus ihren besonderen Klang haben. Diese Männer haben fich mit anderen Gesinnungs genossen zur Vereinigung für exackte Wirtschaftsforschung zusc-mmengeian und in einer besonderen Studienkommiss on di« Wiederbrvölckerung des platten Landes -um Gegenstand eingehender Untersuchmgen uetnacht. Das Ergebnis ihrer Forschungsarbeit haben sie in sieben längeren Leitsätzen zusammenge'aßt und dem preußischen Landtag zur Kennt- n snahme unterbreitet. Die getroffenen Feststellungen gehen von der Tatsache aus, daß der größere bäuerische wie der Großbetrieb neben einer geeigneten Zahl von Guts tagelöhnern und bäuerlichen Gehöiftstagelöh- nern auch eine erhebliche Zahl von freienArbeitevn braucht, um den sommerlichen Bedarf an landwirtschaft lichen Arbeitskräften zu docken und so allmählich von dem Zuzug der Ausländer fich frei zu machen. Da aber ein Teil des ländlichen Nachwuchses zwar nicht in ein kon traktlich gebundenes Lauda rbeitevverhältnis eintreten, wohl aber als freier Arbeiter auf Hom Lande bleiben möchte, so müssen Wege gesucht werden, um gerade diesen wertvollen Arbeiterersatz der 'Landwirtschaft dauernd zu erhalten. Neben der begrenzten Möglichkeit, Arbeiter- eigentumsstellen zu schaffen, muh deshalb ausreichende Ge legenheit zur Niederlassung in den Bauerndörfern gegeben werden. Bereithaltung von guten Mietswohnungen und von günstigem Pachtland würde sich in dieser Richtung be währen und soll deshalb als neue, wichtige Aufgabe in das Arbeitsgebiet der inneren Kolonisation ausgenommen werden. Wie diese wichtige neue Aufgabe praktisch anzufassen wäre, dafür macht die Studienkommission einige sehr ho- achtenwerte Dorscklage. In dem Bauerndörfern ist Go- meiudegrundvermögen (Allmenden) zu schassen oder zu per mehrer mit der Bestimmung, das Land vorzugsweise den landarbeitenden Mietbewohnern in einer die Mchhaltung ermöglichenden Grüße preiswert zu verpachten. Dste Schaffung von reichlichem Gemeindeland muh bet Neu bildung von Siedlungsgemeinden und bei Aufteilung von Mtern, sie kann durch Verkauf oder Verpachten von Do mänen und Forsten erfolgen. Fetner ist auf die Verpach tung von Kirchen- und Schulland an Einlieger hinzuwivken. Allen Landwirten, die freie Arbeiter gebrauchen, soll außer dem empfohlen werden, ihnen oder einer benachbarten Ge- Das unglückselige Lachen- Humoreske von Georg MLller-Kä« Nachdruck verdat«». Wir saßen in Unterptima. Das Gymnasium in Wick- städt gatt als streng; kein Wunder, daß unsere Klasse immer mehr -usammenfchrumpste. Es gab Ostern immer wieder Sitzenbleiber; da zagen es manche Ettern vor, ihre Söhne aus der Schule zu nehmen. In der Unterprima waren wir nur noch.zwölf; getreu hatten wir von Sexta an zusammen- geholten, eine Klasse, in manchem Sturm erprobt und darum von seltener Kollegialität. Die allerbesten Freunde aber faßen auf der letzten Bank: Bär, Illing und ich. Wir waren unzertrennlich Mr stottert« «tu wenig, aber nur dann, wenn et gefragt wurde, besonders wenn «r von einem Lehrer gefragt wurde und keine Antwort wußte. Illing war ein intelligenter Kerl, einer von den Glück lichen, denen alles zuMt, ohne daß fie sich anzustrengen brauchen. Nur seine unglaubliche Faulheit und Bequem lichkeit haten ihn aus di« letzte Bank gebracht. Im Trinken war er Primus, im Rauchen nahm er es mit jedem Ober förster auf. Er rauchte lange Pfeif« und genoß darum be sonderes AnsHen bet allen Kameraden. Nicht zuletzr auch um deswillen, weil er die tiefste Stimme hatte. Wenn er auf unserer Ponnälerkneipe lachte, den Körper weit zurück gelegt, den Kopf gen Himmel gerichtet, den Mund weit offen, die Hände Wer dem Much gefaltet, dann dröhnte das Lokal von dem tiefen Hof-ha-cho-chooochl Gr lachte in jedem Atemzuge vier Silben; di« letzte aber dehnte er so lange, bi» seiner Lunge der Rest von Lust entwichen war. Wer ihn so sah und lachen Hütte, konnte nicht anders: er mußte selber mlttlachen. Das hatten wir un zählige Male am eigenen Leibe verspürt. And doch sollte dem braven Illing gerade sein gött liche» Lachen -um Verhängnis werdm. Da» «am so: Als wir drei, die letzten vom Regiment, wie un» dm Kläffen- lehr» de, Obersekuttda mit VmUttts genannt hatte, nach schweren Examenswehen in die Unterprima «ingevückt waren, erhielten wir zum Ordinarius Professor Langer, einen unleugbar kenntnisreichen Mann, den der liebe Herr gott aber im Zorn -um Pädagogen gemacht hatte. Das ganze Gymnasium zitterte, wenn er die Aufsicht hatte; und seine speziellen Schüler, di« Unterprimaner, wurden als Märtyrer betrauert. Er hatte es nach dem Schulball im Januar sogar fettig gebracht, einen ihm besonders miß liebigen Schüler mit Arrest zu bestrafen und ihm auf diese Weis» die nähere Bekanntschaft Mit einer der schwersten Horazischen Oden zu vermitteln, weil er mit seiner Tanz- stundcndame mehr als dreimal — das war das vom Rek tor diktierte Maximum — getanzt hatte I Die Laune Langer» war unberechenbar. Die Klasse konnte noch so Tüchv.ges leisten — man strengte sich schon an, um kein Gewitter heraufzubeschwören — er fand eben doch etwas zum Strafen. Da» war im vorigen Jahr — also bei den nunmehr gen Oberprimanern — einmal so weit gekommen, daß der Rektor eine von Langer wegen Spazierstocktvagens eine» Schüler» verhängte Strafe wieder aufheben mußte, weil der Schüler glaubhaft nachwtes, daß er ficy beim Turnen die Zehe verstaucht hatte und ohne Stock nicht zur Schule gehen konnte. Seit jener Zeit war es ganz aus mit Langer. Gr empfand diese Reckt fizieoung durch den Letter der Schule al» empfindliche Niederlage und Minde rung seines Respektes. Seine Schüler mochten schwere Zelten; durch doch die Freundschaft, durch das geme nsame Leid gekräft gt, lieh ste die Unbill ertragen. Anter Langer winkte ja die Oberprima unter einem famosen Klassen lehrer. Di« Art Langers hatte da» eine Gut«, daß selbst der Pflock der Klasse alle» daran setzte, um das Ziel zu Ostern -u erreichen. Um Gottrswtllen nur heraus aus der Unterprima, nur nicht bei Langer fitzen bleiben! Mr aber saßen drin! Illing war unglücklich. Schon die ersten Wochen de» neuen Schuljahre» hatten erwiesen, daß Langer und Illing zwei Gegenpole waren, di« fich nie und nimmer einander »Hern würden. Illing gab fich Mühe, e» nutzte all« nicht». Sein Lchuldtonto im Klassenbuch auch»: schon hatte der Primus eine zweite Seite für Illing in Bereit schaft. Denn auf die erste ging vor «lauter Verweisen, warnenden Vermerkungen und Arresten schon bald gar nichts mehr drauf. Bloß Karzer hatte es noch nicht ge setzt. Aber Illing litt seit einigen Tagen unter trüben Ahnungen. Dazu kam, daß er zu Ostern nur mit ganz knapper Mühe und Not >—> allerdings ebenso wie Bär — als Minus-Primus gerade noch versetzt worden war. Es war rühreird, zu scheu, wie fich Illing anstrengte, Professor Langer sich geneigt zu machen. Wenn es eben nicht JMng gewesen wäre, bei Gott, wir hätten ihn als Streber in Verruf getan. Aber alle Liebesmühe war um sonst. Nur eins gab es, was wenigstens auf Mettelstun den die sStimmung Langers bessern konnte, wenn man über einen Witz, der wirklich einmal es kam selten genug vor — dem Gatter seiner Zähne entfloh, kaut lachte. Dann huschte über sein von einem schwarzen Nsur^ quatrs umrahmtes Gesicht so etwas wie «in Lächeln und der Rest der Stunde verlief ungetrübt und glücklich. Verfehlte aber eine Pointe Langer», mit unverkennbar feinem Sinn« au» der verdeutschen Geschichte oder dem Horaz gegriffen, ihre zündende Wirkung auf di« Ksasse, so schien Vas Langer als passive Resistenz aus-ufassen und geriet in eine maß- lose Wut, Li« noch in derselben Stunde ihr« Opfer suchte. Das.war im ganzen Gymnasium bekannt, und so kam «, daß gerade aus dem Unterricht bei Langer gar nicht selten die dröhnendste Heiterkeit scholl, während es seinen Schülern durchaus nicht wie Lachen um» Herz war. Der Mai mar herangekommen und Et ihm ein« Periode abfällig Hetzer Tage. Am Dienstag hatte e» die e'sten Kitzeferien gegeben, für den Wonnemond eine ganz ungewöhnliche Erscheinung. Nach einem Gewitter am Mittwoch hatte die Htz« von neuem ckngHetzt. Heut«, Freitag vormittag, «schien am Schwarzen Brett die von allen Klassen mit Jubel begrüßte Ankündigung de» SVK- tor», daß in Anbetracht der abnormen Wärm« der Rach, mittag »unterricht wiederum auefällrn müsse, itt« Unter prima «ar besonder» glücklich! hätte doch der Rchhmittag ...