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12 Ehrenberg über die Bildung der Kreidefelsen damals, wie ich noch jetzt geneigt bin, für eine der crystallinischen analoge Concretion oder Bildung, deren Formen der Kreide eigenthümlich sind ( 1- ). Die fortgesetzten Untersuchungen haben mich seitdem immer mehr polythalamische Formen in der Kreide erkennen lassen und haben mich überzeugt, dafs sehr häufig in dem halb kalkerdigen, halb hieselerdigen Überzüge der Feuersteine die ursprünglich kalkschaligen Thierformen, ohne ihre Form zu verändern, die Kalkerde für Kieselerde Umtauschen, so dafs einige von Salzsäure leicht aufgelöst, andere Formen derselben Art unauf löslich bleiben, während in der eigentlichen Kreide alle die ähnlichen Scha len gleich auflöslich sind. Aufserdem hat nun auch Herr Lonsdale in London 1837 in der Kreide Englands so yiele Polythalamien erkannt, die mit blofsem Auge als weifse Körnchen sichtbar waren, dafs er bis 1000 in einem Pfunde zählte ( 2 ). Diese Formen nennt er, nach Herrn Lyell, Lenticulina und Discoi'bis, welche Namen, der Abbildung nach, auf Rotalia ornalci und globulosa passen, vielleicht mit Inbegriff der Fragmente der Textularia globulosa. Alle Formen waren mit blofsem Auge sichtbar. Beobachtungsmethode. Da sich durch meine Untersuchungen schon seit 1836 eine grofse Anzahl weit kleinerer, dem blofsen Auge völlig unsichtbarer Polythalamien in den Feuersteinen der Kreide hatte erkennen lassen, so war ich immer von Neuem angeregt, diese Formen, deren Spui’en mir seit längerer Zeit be- (') Aufser der wahren Crystallisation giebt es in der Natur noch eine weit verbreitete, sehr vorwaltende regelmäfsige Concretion anorganischer, materieller Stoffe, dieselbe von der schon unter dem 18. August 1836 (s. die Berichte d. A.) der Akademie eine Mittheilung gemacht worden ist, die ich Crystalloidbildung nennen werde, weil ihr feste innere Gesetze zum Grunde liegen müssen, da ihre Producte als die verschiedenartigsten regelmäfsigen, aber nie facettirten Formen erscheinen. Die ägyptischen Augensteine und Brillensteine, so wie die oft wunderbaren Formen der Kalkbildungen in Thonlagern gehören in diese Beihe. Ja fortgesetzte Untersuchungen machen es wahrscheinlich, dafs diese regelmiifsige Concretion anorganischer Stoffe gewöhnlich aller langsamen Crystallbildung vorausgeht und meist, aber nicht allein, den körnigen Zustand der festen und derben anorganischen Massen bedingt. ( 2 ) Buckland, Geology and Mineralogy ed. II. T. I. p. 448. 1837. Lyell , Elements nf Geology. 1838.