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10 Ehrenberg über die Bildung der Kreidefelsen gleichen Bedenken geäufsert hatten, ohne aber eine richtigere Stellung der selben anzuzeigen. Diefs sei keine vollständige Geschichte, sondern eine Vei'gegenwärti- gung der hauptsächlichsten bisherigen Beobachtungen, welche eine Basis für die Erkenntnifs von überaus kleinen Organismen geben, die oft sogar die Cämentmasse jener grüfseren, früher bekannten, so auffallenden Mu schellagen, auch selbstständig ganze Felsmassen bilden und den Einllufs organischer Thätigkeit auf das Feste der Erde, so weit es den Kalk betrifft, viel tiefer begründen, als es Linne und Buffon kannten, denen doch schon jene Muscheln und Corallenthiere hinreichend ei’schienen, allen Kalk der Erde hervorgebracht zu haben. In den geognostischen Übersichten und Systemen hat man diesen Einflufs der Polythalamien auf die Oberfläche der Erde keinesweges über sehen und unbeachtet gelassen, allein man hat bisher diejenigen Lager fos siler mikroskopischer sogenannter Cephalopoden, welche die unmittelbaren Meeresufer, wie bei Rimini, oder die Sandberge der Oberfläche, wie bei Bologna, oder feste Kalksteinfelsen, wie bei Paris, bilden, theils für ganz neuen Ursprangs gehalten, deren Formen, wie die fossilen Conchylien Siziliens, den noch jetzt im nahen Meere lebenden meistens gleichen, oder man ist doch geneigt geblieben, dergleichen Sand und mehr oder weni ger lockre Felsmassen der neuesten unter den älteren Erdschichten, der Tertiärbildung, zuzuschreiben. So sind denn auch die anerkannt richtigen Beobachtungen von überaus grofsen Massen-Entwickelungen gröfserer oder kleinerer Kalkorganismen, so ansehnlich und wichtig für die Idee der Erd bildung sie auch den früheren Beobachtern schienen, doch als nur der äufsersten Oberfläche angehörig, angesehen worden (*)• Dabei nahmen sie mehr die Anhäufungsform und das Verhältnifs von Schutt und Schlamm neben den festeren Kalkfelsen, welche höhere Gebirgsmassen bilden, an, in denen man zwar ebenfalls einzeln verstreute, zuweilen sogar überraschend zahlreiche gröfsere Organismen, Muscheln oder Corallen fand, diese aber in ein ihre Masse unverhältnifsmäfsig überwiegendes anorganisches Kalk- Cäment eingebettet erkannte, welches ein Vorwalten der anorganischen Ver hältnisse aufser Zweifel stellte.