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(> Ehrenberg über die Bildung der Kreidefelsen dafs die Muscheln das Hülfsmittel sind, dessen sich die Natur zur Bildung der meisten Steine bedient. Ich behaupte, dafs die Kreide, der Mergel und der Kalkstein aus dem feinsten abgei’iebenen Staube von Muscheln be stehen.” Eine Behauptung, die nicht hinlänglich scharf erwiesen war und sich nicht bestätigt. Von einer anderen Seite her kamen, vor ebenfalls 100 Jahren schon, neue Materialien, welche Linne’s und Buffon’s Ansicht vorbereiteten und unterstützen halfen. Janus Plancus, eigentlich Bianchi genannt, ein Arzt in Rimini, ward 1730 auf sehr kleine, dem blofsen Auge kaum sicht bare Schalen von Thierchen im Meeressande der Küste bei Rimini aufmerk sam, die daselbst in solcher Menge vorhanden waren, dafs er in 6 Unzen Sand 6700 Ammonshörnchen, wie er sie nannte, zählen konnte. Schon im folgenden Jahre 1731 fand Beccari, Arzt und Professor der Physik in Bologna, ähnliche, nur an der Oberfläche etwas rauhere, mehr verwitterte, dem blofsen Auge durch ihre Kleinheit sich fast entziehende Schalen von Ammonshörnchen als wesentliche Bestandtheile des Sandes hei Bologna, mitten im Festlande des unteren Italiens und ebenfalls in solcher Menge, dafs er in 2 Unzen Sand 1500 zählte, deren gröfste \ pariser Linien im Durchmesser hatten und von denen etwa 100 einen Gran wogen. Beccari war der Meinung, dafs wohl zur Zeit der Sündfluth diese Meeresorganismen auf dem Festlande angehäuft worden wären und bemerkt ausdrücklich, dafs fast alle Hügel, besonders im Süden von Bologna, aus solchem Sande be ständen. Acta Bononiensia Yol. I. p. 62. Diese Beobachtungen wurden früher bekannt als die von Bianchi, weicher dieselben offenbar hervorge rufen hatte,, die seinigen aber erst 1739 in seinem bekannten Buche: Janus Plancus de Conchis minus notis zur gröfseren Öffentlichkeit brachte. Hierauf bemühten sich die Conchyliologen die einzelnen Arten dieser fast unsichtbar kleinen Ammonshörnchen schärfer zu bezeichnen, zu son dern und zu benennen. So wurden im vorigen Jahrhundert von Gualtieri, Ledermüller, Lister, Martini, Linne, Schröter, Spengler, Chem nitz, O. F. Müller, Bätsch, O. Fabricius, Gmelin u. a. in den Con- chylien - Schriften immerfort einzelne neue Arten verzeichnet und Linne führte diese kleinen Körperchen unter den Gattungen Nautilus und Serpula bei den Schalthieren in das allgemeinere Natursystem ein.