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Leotiore. Horch ? Dem vom Wehe! Betrogen ! unerhört betrogen ! Von den Gipfeln des Lebens Hinabgeschleudert In den Abgrund! Und das der Preis der Liebe? Das der Treue Lohn? 0 wer schafft Rache? Wer schaßt Vergeltung Meiner Qual? Doch bei Nacht, dochbeiNacht, ohne Mond, ohne Stern, Da führen mitsammen den Reigen wir gern. Wie sausen die Lüfte, wie sprudelt der Gischt, Wenn Wolk’ und Wind und Welle sich mischt! wer naht? ein Menschenbild, Aug’ die Thräne quillt! Sopr. u. Alt. Chor. Wer schaßt Rache, Wer schafft Vergeltung? Leonore. Wo ist die Gerechtigkeit droben, Von der sie sagen, Dass sie mit eherner Wage Wäge die Schuld? Ich hab’ ihr Wandeln Nicht vernommen, Finale des ersten Acts aus der unvollendeten Oper ,, Loreley comp. von Felix Mendelssohn Bartholdy; gedichtet von E. Geihel. (Mscrpt. Zum ersten Male.) (Leonore, Pflegekind eines Schiffers zu Bacbarach am Rheine, ist auserkoren, an der Spitze ihrer Gespielinnen bei derVertnahlung desPfalzgrafen vom Rhein das fiirstlichePaar zu beglückwünschen. Sie erkennt im Pfalzgrafen ihren eignen Geliebten, der ihr früher immer nur als Jäger verkleidet genaht war, und sieht sich von ihm betrogen. Verzweifelt und um Rache schreiend irrt sie in der Nacht am Ufer des Rheins umher, wo sie von Luft- und Wassergeistern belauscht wird, welche ihr, um den Preis, sich ihnen für immerdar zn weihen, Rache geloben. Dieser Moment bildet den Inhalt dieses Finales.) Leonore — Fräulein Mayer. Die Chöre ausgeführt von den Mitgliedern der Singacademie und des Conservatoriums der Musik. Chor der Luft- und Wassergeister, vom Rhein und Bodensee. Chor. Woher, woher, am dunklen Rhein? Vom Drachenfels, vom Wolkenstein! Und Ihr, woher? Vom Rodensee, Wir sind noch kühl vom Gletscher- Wollen uns wärmen [schnee! In luftigen Schwärmen Im flüchtigen Lauf; Die dort unten wecken wir auf. Rheingeschlecht! Herauf! Herauf! Ten. (In des Stromes Felsennischen Bass. fRuhn wir an krystallnen Tischen. Sopr- (Auf, und lasst den Strudel zischen ! Alt. I Ten. Bass. Hin der Abend, hin sein Frieden, Fels muss donnern, Fluth muss sieden. Sopr.Alt. Rheingeschlecht! Herauf! Herauf! Allgem. Chor. Auf feuchten Flügeln Ziehn wir daher, Brausen auf, brausen ab Ueber Land und Meer, Da reissen die Segel, die Eichen zerschell’n, Denn der Wind und der Sturm sind wilde In Stromes Tiefen, [GeseH’n. 1 ^ In funkelnder Pracht, Bei dem blutigen Hort Wir halten die Wacht, Wir locken den Schifl'er mit Saitenspiel Und ziehn in denWirbeldenberstenden Kiel! -Girii—-~5iJD''~~5~Lr3 ——Hin—l