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3. Lieder mit Pianofortebegleitung von Varl Reinecke, gesungen von Fräulein Charlotte Scharnke. a) ,,O süsse Mutter.“ 0 süsse Muller! Ich kann nicht spinnen, Ich kann nicht sitzen Im Stüblein innen, Im engen Haus. Es stockt das Rädchen, Es reisst das Fädchen, 0 süsse Mutter, Ich muss hinaus. Der Frühling gucket Hell durch die Scheiben ; Wer kann nun sitzen, Wer kann nun bleiben Und fleissig sein ? 0 lass mich gehen, 0 lass mich sehen, Ob ich kann fliegen Wie Vögelein! 0 lass mich sehen, 0 lass mich lauschen, Wo Lüftlein wehen, Wo Bächlein rauschen, Wo Blumen blüh’n. Lass sie mich pflücken Und schön mir schmücken Die braunen Locken Mit buntem Grün. Und kommen Knaben In wilden Haufen, So will ich traben, So will ich laufen, Nicht stille steh’n, Will hinter Hecken Mich still verstecken, Bis sie mit Lärmen Vorübergeh’n. Bringt aber Blumen Ein frommer Knabe, Die ich zum Kranze Just nöthig habe, Was soll ich thun? Darf ich wohl nickend, Ihm freundlich blickend, 0 süsse Mutier, Zur Seit 1 ihm ruh'n? 1.1 ' ».'.i. ir.'.ii-vid nn F. Rückert. I») „Du liebliches Thal.“ Du liebliches Thal zwischen waldigen Höh’n, Du hattest wohl nimmersolch Glücke geseh’n, Als da wir uns Beide mit klopfender Brust Fest hielten umschlungen in seliger Lust. Die Sonne sie schaute so goldig herein, Du nanntest mich träumend die Sonne dein! Das Bächlein es rauschte ohn’ Unterlass, Es wurden vor Wonne die Augen uns nass. Die Vöglein so lieb in dem rauschenden Wald, Sie haben uns Beide erspähet gar bald, Sie haben vielleichtgar mit neckischem Sinn Gezählt uns’re Küsse her und hin. Die Quelle glitt sachte auf dunkelem Moos, Sie wollte nicht stören der Liebe Gekos’; Die Blümlein, sie neigten dieGlöcklein zumal: „Zwei Liebende wandern durch unser Thal!“ Du liebliches Thal zwischen waldigen Höh’n, Du haltest wohl nimmer solch’ Glücke gesehn, Als da wir uns Beide mit klopfender Brust Fest hielten umschlungen in seliger Lust.