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Auer Tageblatt und Anzeiger für das Erzgebirge : 23.07.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-07-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735684481-191007238
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735684481-19100723
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735684481-19100723
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auer Tageblatt und Anzeiger für das Erzgebirge
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-07
- Tag 1910-07-23
-
Monat
1910-07
-
Jahr
1910
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Ne. 168. Stimmen 86 829 und vier Stimmen 82 005. Lei den engeren Wahlen, die in 88 Wahlkreisen, davon 18 der exemten Städte, abgehalten werden mutzten, wurden insgesamt 407 627 Stimmzet tel oder 82,88 auf 10V Wahlberechtigte abgegeben. Auf die Partet,tchtungen entfielen die Stimmzettel Lei den Hauptwahlen wie folgt: konservativ (etnschlietzltch der auf Len BuÄ der Landwirte, di« freikonservative, die Reformpartet und die Mtttelstandvereinigung gefallenen Stimmen) 128 802, nationalliberal 128187, freisinnig 41 887 und sozialdemokratisch 841306. Die ungültigen sowie die zersplitterten Stimmen Md hier nicht mitgerechnet. Davon brachten auf di« 2V Wahlkreise der exemten Städte 24 806 konservative, 44128 nationalliberal«, 17048 freisinnige, 111130 sozialdemokratische Stimmzettel; di« 28 Wahlkreise der übrigen Städte 18 022 kons., 30618 natl., 13 887 freisinnige, 73 346 sozialdemokratische Stimmzettel, die Wahl kreise dqs platten Landes 81 984 konservative, 41410 nationallkbe- rale, 10 878 freisinnige und 156 011 sozialdemokratische Stimm zettel. Gewählt wurden 27 konservative, 1 freikonservativer, 28 nationalliberale, 8 freisinnig«, 2 reformerische (darunter ein Hospitant der Konservativen) und 25 sozialdemokratische Abge ordnete. Seit dem Jahre 1873 besaßen die höchste Abgeordneten zahl die Konservativen mit 58 im Jahre 1901, die Nationallibe ralen mit 31 im Jahre 1907; die früheren Fortschrittlichen, die überhaupt verschwunden sind, waren am stärksten im Jahre 1877 mit 20 Abgeordneten; auch die Liberalen, die keinen Vertreter mehr im Ständehause haben, besaßen 1873 20 Mandat«. Die Freisinnigen tauchten erst im Jahre 1889 mit 1 Abgeordneten auf, und die Sozialdemokraten, die zuerst 1877 mit einem Abgeord neten einzogen, brachten es in den Jahren 1893 und 1895 auf 14 Abgeordnete; 1901 und 1903 hatten sie überhaupt keinen Sitz im Hause, 1905 und 1907 nur einen Abgeordneten, um nun 1909 nach dem neuen Wahlgesetze mit 25 Abgeordneten «inzuziehen. Dem Berufe nach waren unter den 91 Abgeordneten 13 Selbständige in Industrie und Bergbau, 12 Kaufleute, Bankdirek- toren usw., 1 Baumeister, 5 sonstige Gewerbetreibende, 14 Land wirte, 3 Rechtsanwälte, 5 Staatsbeamte, 7 Gemeindebeamte 16 andere (auch Privat-) Beamte, 3 Professoren bezw. Lehrer, 7 Schriftsteller, Redakteure und andere freie Berufe und 5 Rentner. Politische Tagesschau A«r, 23. Juli. * Tine Exkommunikation der Prinzessin Friedrich Wilhelm von Preußen? Nach Vatikanmeldungcn soll die Gemahlin des Prinzen Friedrich Wilhelm von Preußen, die geborene Prinzessin Agathe von Ratibor-Corvey, demnächst der Exkommunikation durch den Papst verfallen. Die Meldung wird damit begründet, daß die katholische Prinzessin Agathe den protestantischen Prinzen von Preußen geheiratet habe, obwohl der heilige Stuhl den kanonischen Dispens zu dieser Mischehe nicht erteilt hatte, weil das prinzliche Paar nicht die Verpflichtung übernehmen wollte, die der Ehe entsprießenden Kinder in der katholischen Re ligion zu erziehen. Von anderer Seite verlautet jedoch, daß der päpstliche Dispens bedingungslos erteilt worden sei. * Die diplomatische Vorgeschichte des Krieges von 1870/71. DaS französische Ministerium des Innern hatte vor 3 Jahren eine Kommission eingesetzt, die die diplomatische Vorgeschichte des Krieges von 1870/71 bearbeiten soll. In der Kommission be finden sich Bourgeois und Josef Reinach. Die Arbeiten sind so weit gefördert worden, daß in den nächsten Tagen die ersten beiden Bände erscheinen werden. In ihnen werden die Ereignisse der Jahre 1863 und 1864 und die dänische Frage behan delt, die nächsten Bände werden sich auf Oesterreich beziehen. Schon aus den ersten Bänden erkennt man, wie uns aus Paris berichtet wird, daß in der fraglichen Zeit in Frankreich doppelte Politik getrieben worden ist. Vor allem hat damals Napoleon eine streng persönliche Politik gemacht. * Englische Sorgen um deutsche Kolonien. Die englische Presse beschäftigt sich andauernd — wahrscheinlich aus liebevoller Fürsorge — mit angeblichen Schwierigkeiten, die Deutschland in seinen afrikanischen Kolonien haben soll. So läßt sich jetzt Exchange Telegraph Company aus Kapstadt telegraphieren, daß Deutschland im August eine Expedition ins Ovamboland abseu- den werde. An unterrichteter Stelle wird mitgeteilt, daß von einer solchen Expedition nichts bekannt ist. ' Deutsch« Kolonisten in Bedrängnis. Gegen 3 00 Ar beiterfamilien deutscher Nationalität sind in Wolhynien vor die Alternative gestellt, sich entweder naturalisierrn zu lassen oder Rußland zu verlassen. Die Deutschen haben die Natur a- lisation abgelehnt und erwarten jeden Tag den Aus weisungsbefehl. Da es sich um sehr kinderreiche Familien handelt, so kommen für diesen Fall 1500 bis 1800 Personen in Frage. Das Grenzamt Mylowic und die deutsche Feldarbeiter- zentrale in Berlin sind bereits aufgefordert, sich der Leute anzu nehmen. * Di« Balkanfürsten und der 80. Geburtstag de» Kaiser» Franz Josef. Wie man der Slaw.-rum. Korr. aus angeblich guter Bukarester Quelle mitteilt, finden anläßlich de» bevorstehenden 80. Geburtstages des Kaisers Franz Josef zwischen den Höfen von Bukarest, Sofia, Athen, Belgrad und Centtnje vertrauliche Be sprechungen statt, die darauf abztelen, daß sämtliche Balkanfürsten sich gleichzeitig am kaiserlichen Hoflager einfinden sollen, um dem Kaiser ihre Glückwünsche kollektiv darzubrtngen. Für diesen Fall ist es in Aussicht genommen, daß König Carol von Rumänien als Doyen der Balkanfürsten di« Führung bei dieser Kundgebung übernehmen soll. * Helgoland Reich»kri«g»hasen. Für den auf Helgoland in der Ausführung begriffenen Hafen sowie für die Helgoländer Gewässer überhaupt ist jetzt von dem Chef der Marinestation der Nordsee, Admiral Grafen von Baudissin, eine Hafen- and See- polizetverordnung gemäß dem ReichSkriegShafcngesetz erlassen worden, womit die Erhebung Helgoland» zum Reichskriegshafen vvll- z o g en ist. Der auf der Insel durch die Militärbehörde im Bau befindliche Häfen soll in erster Reihe als Kriegshafen für kleinere Kr te gsfah rzeu ge dienen, daneben auch als Schutz, uäd Nothafen für Handelsschiffe. Die Gesamt kosten des Hafenbaues sind auf 30 Millionen M a r k ver anschlagt worden, von denen bi» jetzt 11 Millionen Mark be willigt worden sind. Die Inbetriebnahme des Hafens wird vor aussichtlich erst im Jahr« 1913 erfolgen können. ' Der «usfisch.japanische Vertrag. Die Londoner Blätter melden au» Peking: Die gesamte chinesische Presse nimmt jetzt entschieden Stellung gegen den ruffisch-japanischen Vertrag und Auer Tageblatt und Anzeiger für das Erzgebirge. Sonnabend, den 23. Juli 1910. bezeichnet ihn als offene Verletzung der Integrität und der Han« delsintercffen China». Die Regierung wird heftig angegriffen in allen Volkskreisen. Biele Blätter befürworten denengeren An- schluß China» an Amerika und Deutschland. Die Regierung hat eine Verordnung erlassen, wonach sämtlich« in den chinesischen Grenzorten lebenden russischen Staatsange hört ge n b'.nnrn 14 Tagen da» chinesische Territorium zu ver lassen haben. Die Russen, Besitzer großer Geschäfte, haben sich an die Petersburger RegtcrÜstg um Hilfe gewendet. * Bulgarisch« VeschwetLSn gegen die Türkei. Au» Sofia wird gemeldet: Man regt sich hier über die Entwaffnungsmaß regeln in Mazedonier» auf und verurteilt «2 aufs schärfste, daß die türkischen Behörden Gehöft« zernieten, in den einzelnen Ortschaften die Ablieferung einer bestimmten Anzahl von Gewehren fordern und Verdächtige drangsalieren. Die bulgarische Regierung bereitet ein Note an die Mächte vor, in der auf die Rückwirkung der Vorgänge in Mazedonien auf die bulgarische Bevölkerung hin gewiesen werden soll. * Revolntionsvorbereitungen in Makedonien. Bei Njegu» (Agostos) haben sich griechische revolutionäre Bänden gezeigt. Aus B u l g a r i e n kommen täglich revolutionäre Banden über die Grenze; in der Gegend von Strumitza sind zwei von Georginow und Schepkoff geführte Banden angekommen. Auch haben sich im Kreise Jentdje-Vardar Banden gezeigt. Die Revolutionäre ver folgten zwar bisher keine agressive Politik, jedoch bemerkt man eine rasche Organisation der revolutionären Kräfte für jeden Fall. Der bulgarische Expriefter von Jenidie, Kalaidjteff, ist verhaftet worden und wird vor ein Kriegsgericht gestellt. * Di« Intervention der Amerikaner in Nicaragua wird wohl nicht mehr lange auf sich warten lassen. Nach Berichten der amerikanischen Presse aus Bluefields gab Präsident Madriz den kommandierenden Offizieren den Befehl, alle Gefangenen ein schließlich der Amerikaner hinzurichten. Ebenso erließ er eine geheime Jnstrukt on zur Hinrichtung Pttmaii-Ioungs, eines Amerikaners, der gefangen genommen wurde, während er für die Anhänger Estradas als Ingenieur tätig war. Sollten die Befehle ausgeführt werden, so wird nach Ansicht der amerikani schen Presse die Regierung in Washington unbedingt tnter - venieren müssen. Wirtschaftlich-soziale Wochenschau. X In höheren, Matze als sonst zieht in diesem Jahre die Gestaltung der E r nt e a us s i ch t e n die allgemeine Aufmerksam, keit auf sich, da der Ausfall der Getreideernten von außerordent lichem Einfluß auf die Wirtschaftslage der Länder ist. In dieser Beziehung ist es interessant, zu beobachten, wie die Aussichten im Frühjahr dieses Jahres beurteilt wurden, und wie sie sich gegen wärtig darstellen. Zu dem erstgenannten Zeitpunkte sprachen so wohl die Vereinigten Staaten, als auch Rußland und Deutschland von Rekordernten, sowohl was Weizen als Roggen anlangt. Der Berliner Marktpreis für diese beiden Artikel ging auf den Stand zurück, wie seit langem nicht, speziell Roggen sank noch unter den Preis des Hafers. Inzwischen hat sich die Sachlage ganz bedeutend geändert. Die Vereinigten Staaten und Kanada meldeten infolge der andauernden außerordentlichen Trockenheit einen voraussichtlich sehr bedemenden Ausfall in den Ernten. Rußland hatte in gleicher Weise unter der Ungunst der Witterung zu leiden. Auch in Deutschland ist eine Verschlechterung im Stande der Halmfrüchte eingetreten, wie dies jetzt auch von dem amtlichen Saatenstandsbericht für das Deutsche Reich bestätigt wird. Die Begutachtungsziffern sind indessen trotz der Verschlechterung immer noch günstiger als in den meisten Fällen der gleichen Zeit des Vorjahres, und sie sind auch noch wesentlich besser, als man nach den vielen Klagen der letzten Zeit annehmen konnte. Die langanhaltende Regenperiode, das kühle Wetter, verbunden mit Hagelschlag und wölken bruchartige Niederschläge, haben nament lich in Süd- und W.stdeutschland sehr viele Schäden angerichtet. Als besondere Unannehmlichkeit der feuchten Witterung wird das Lagern des Getreides und starke Verunkrautung empfunden. In wie weit hierdurch der Körnerertrag ungünstig beeinflußt wird, läßt sich zur Zeit nicht übersehen. Indessen wird vom Roggen berichtet, dessen Emte schon allgemein im Gange ist, daß der Körner ertrag nicht überall den Erwartungen entsprechen vürfte. Immerhin sind die Aussichten der W int ergetr et d eernte zur Zeit als noch recht günstig zu bezeichnen. Der Stand der Kartoffel läßt noch keine genaue Uebersicht zu, doch klagt man auch hier über übermäßige Nässe, stellenweise Nachtfröste und Krankheiten. Die Futterernte hat sehr unter der Ungunst der Witterung gelitten. Große Mengen konnten infolge der Feuchtigkeit nicht eingebracht werden und wurden minderwertig, zum Teil sogar wertlos. Auch die Obsternte hat vei weitem nicht den Er wartungen entsprochen, die man nach dem reichen Blütenansatz im Frühjahr an sie knüpfte. Der Preis für die einzelnen Obst- sorten ist daher auch in diesem Jahre ganz wesentlich höher als in sonstigen Jahren, was besonders übel in den breiteren Volks schichten empfunden wird, für die billiges Obst in den Sommer monaten zum großen Teil einen wertvollen Ersatz für das noch immer teure Brot bedeutet. Die in der letzten Woche angekündigte Hilfsaktion der Reichsbank in Gemeinschaft mit den Berliner Großbanken in Angelegenheit der Niederdeutschen Bank konute noch nicht ins Werk gesetzt werden, weil die gelegentlich der Kon ferenz vorgelegten Untersuchungsergebnisse keinen Schluß auf die finanzielle Situation des Instituts znließen. Die Treu- Hand-Gesellschaft, die mit der Revision betraut wurde, setzt daher ihre Untersuchung fort und wird das Ergebnis sobald als möglich einer von den Großbanken ernannten engeren Kommission vorlegen. Nachdem, was bisher verlautete, scheint unter den vielen Verbindungen neben vielem Guten auch mancherlei Schlechtes sich zu befinden. Die Kassen der Bank bleiben voraussichtlich während der nächsten 14 Tage geschlossen, und schließlich wird die Liquidation das Ende des Unter nehmens sein. Daß der billige Preis des Kupfers, eines Metalls, das in der Industrie Deutschlands eine der größten Rollen spielt, nicht überall mit derselben Freude begrüßt wird, wie in Deutschland, erhellt aus der Tatsache, daß die großen amerikanischenKupferproduzenten jetzt ernstlich gewillt erscheinen, zur Gesundung des Marktes eine einschneidende Einschränkung der Produktion vorzunehmen. Wie es heißt, soll diese 2b»/o der bisherigen Erzeugung betragen. Ob jedoch bei den gegen sätzlichen Interessen eine Einigung erzielt werden wird, durfte noch sehr stark bezweifelt werden. Aus dem Königreich Sachsen. Da» Inkrafttreten de» Fürsorgerrziehnngsgesetze» ftlr La« Königreich Sachse« im letztverfloffenen Herbst hat auch auf den Charakter der Rettungshäuser des Landes, die fretwillige chrMtche Liebeswerre sind, starten Einfluß ausgeübt. Der au» 19 sächsischen Renungshäusern best, heute Sächsisch« Rettungschausverband hat sich zunächst fester organisiett und für die Mitwirkung bet der Fürsorgeerziehung iolgend« Bestimmungen ausgestellt: 1. Es steht jedem Rettungshause fiel, Fürsvrgezöglinge aufzunehmen oder nicht, doch muß hierüber an den Verbandsvorstand eine Erklärung abgegeben werden. 2. Die Neitungshäuser, welche Fürsorgezög linge aufnehmen, sind an folgende Grundsätze gebunden: Dte in der Anleitung für Nerwal.ui.gsbchörden vom 10. Juni 1909 ge stellten Bedingungen für die Anstaltserziehungen sind, soweit sie für die Rettungshäuser in Frage kommen, zu erfüllen. Beson dere Aufmerksamkeit ist den baulichen und gesundheitlichen Ein richtungen, der Pflege erkrankter Zöglinge, der Beschaffung de» gesetzlichen Schulunterrichts im Hause oder in der Ortsschule, der angemessenen Beschäftigung der Zöglinge und der Trennung der Geschlechter zu widmen. Weiber enthalten die Bestimmungen Ein zelheiten über die Mindeflverpflegsätze usw. und räumen dem Vorstande des Rettungshausverbandes das Recht ein, jederzeit durch den Augenschein von dem Zustande der mit Fiirsorgezög- lingen besetzten Rettungshausbr Kenntnis zu nehmen. Da den Zöglingen der Rettungshäuser, die nicht Fürsorgezög- lings sind, aber dasselbe geboten wird wie jenen, so hat das Gesetz mittelbar die Hebung der sächsischen Rettungshäuser auf ein höheres, kostspieligeres Niveau gezeitigt. Die Fürsorgezög- linge werden vom Staat und den Fürsorgeverbänden erhalten, die übrigen Rettungshauszöglinge sind meist Kostgän- der freiwilliger Liebesgaben. Zu Beginn dieses Jahres waren von 456 Rettungshauszöglingen bereits 88, also rund 20 Prozent, Fürsorgeerziehungszöglinge. * Zwickau, 22. Juli. B allo n4aufe. Die wegen des schlechten W-lterS vor zwei Wochen verschobene Taufe des Ballon» Zwickau findet nun bestimmt diesen Sonntag statt. Sie wird durch deu Bürgermeister vollzogen. Sechs sächsische und thüringische Ballons haben sich angemeldet und beteilig n sich an der anschließen den Fuchsjagd. Der Täufling Zwickau wird als Fuchs vom Haupt mann Härtel geführt. Der Dresdner Verein für Luftschifffahrt hat dem jungen Zwickauer Verein ein schönes Patengeschenk über wiesen. * Werdau, 22. Juli. Das 250jährige Bestehen feierte heute die Schützengesellschaft Werdau. Die Stadt trug reichen Blumen- und Flaggenschmuck; Ehrenpforten, Blumengewinde usw. vervollständigten ihn. Der gestrige Tag war der Hauptfest- tag. Vom frühen Morgen an hielten die Schützengesellschaften mit Musik, Fahnen, zum Teil auch Kanonen Einzug in der Stadt. Vormittags 11 Uhr begann das Festmahl, das der Schützenkönig von Werdau, Fabrikbesitzer Gruner, allen Werdauer wie aus wärtigen Schützen samt Ehrengästen unentgeltlich gegeben hat und in drei Sälen abgehalien wurde. Alle Fabriken hielten von mittags an ihre Arbeitsräume geschloffen. Um 2 Uhr setzte sich der histo rische Festzug, an dem sich auch die Schützengesellschaften von Crimmitschau, Altenburg, Falkenstein, Gößnitz, Mylau, Netzschkau, Glauchau, Ronneburg, Reichenbach, Meerane und Zwickau betei ligten, in Bewegung. In den Schützenzelten gab es Freibier. Die Zahl der Fremden dürfte sich auf 40- bis 50000 belaufen. Mittags erfolgte eine Arm enspeisung von 150 Personen. * Glauchau, 22. Juli. VomDache abgestürzt. Der 20jährige Dachdeckergehilfe Spindler aus Mosel, der bei einem hiesigen Meister in Arbeit steht, wollte auf dem Dache eines Wohn hauses in der Elisabethstraße eine Reparatur ausführen. Als er zur Anbringung der SicherhettSmaßregeln das Dach bestiegen hatte, rutschte er ab und fiel aus einer Höhe von 4 Stock kopfüber auf die Straße. In der Luft überschlug er sich und fiel auf der Straße auf einen leeren Handwagen derart auf, daß die Runge in Stücke ging. Spindler wurde noch lebend in das betreffende Haus gebracht und später mittels Krankenwagens in das Krankenhaus übergeführt. * Plauen i. B., 22. Juli. Unter Hinterlassung großer Schulden geflüchtet. Die beiden Inhaber der fallierten Spitzensirma Platto u. Taglich, die unter Hinter lassung zahlreicher Schulden flüchtig geworden sind, kamen vor einem Jahre aus London hierher; sie haben insbesondere hiesige Interessenten, Lohnmaschinenbesitzer, Zeichner usw. schwer hinein gelegt. Man spricht von 40- bis 50000 Mark Schulden, denen kaum 1000 Mark Aktiven gegcnüberstehen. Der Fall er regt Aai sehen insofern, als den beiden jüdischen Engländern in kaum glaublicher Weise hoher Kredit gewährt wurde. In Lindau in Bayern ist heute ein auf der Flucht nach der Schweiz befindlicher Plauenscher Fabrikant verhaftet worden; ob es sich hierbei um einen von den beiden Schwindlern handelt, konnte nicht in Erfahrung gebracht werden, da die Staatsanwaltschaft die Auskunft verweigert. * Ehemnitz, 22. Juli. In den Flammen um ge kommen. In Börnichen bei Waldkirchen brach gestern abend 7 Uhr ein verheerendes Schadenfeuer aus, durch das ein Wohnhaus völlig eingeäschert wurde. Lin dreijähriges Kind kam in den Flammen um. Durch den Brand find fünf Fa milien obdachlos geworden, die sämtlich nicht versichert waren. * Siebenkehn, 22. Juli. Ertrunken. Dte hier wohn hafte Frau verwitwete Seifert ist beim Suchen nach Pilzen im Augustusburger Holze durch Fehltreten in den Mühlgraben der Holzschleiferei von Klaußnitzer gefallen und darin ertrunken. Ihre Leiche wurde am Mühlgrabenrechen geborgen. - Freiberg, 22. Juli.. Begnadigung. Vor wenig Monaten waren der Chefredakteur und ein Expedient der Frei berger Neuesten Nachrichten wegen eines Briefes, durch den der Tatbestand der Erpressung gegeben wir, von zwei Instanzen zu Gefängnisstrafen verurteilt worden. Jetzt hat wie der Zeitung»- Verlag meldet, der König die Freiheitsstrafe in Geldstrafe umgewandelt. * Dresden, 22. Juli. Die englische Sonderge sandtschaft unter der Führung de» Feldmarschalls Lord Robert«, die dem König die Thronbesteigung de» Königs von England an zeigen soll, wird nach neueren Meldungen erst im September in Dresden eiutreffen.
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