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i '' A' llr. 7«.Mag« »m Mer cagedim. r. Mril. >M. Amtliche Bekanntmachungen. 2s«rkonlau. A». I. dS. Mts. sind dev I. LeVitriir Vverirdtns-e und -ev t Levn»rn Rente fällig gewesen. Settigr, <«r vir zum ,5. Kpl-st s. e. nicht ve. Mt sinü, werclen jwangttveiftleingrrsgrn. Zschorlau, am 2. April 1908. 0er Semelnäevoritanä. Hilbtg. An die Adresse des lustigen Reichstages. Unter der Spitzmarke: Die Bänkelsänger im Reichstag schreibt die Tägl. Rundsch.: Der Reichstag hat gestern (am Diens tag. D. R.) die dritte Lesung des Etats erledigt und sich mit der rechtzeitigen Fertigstellung des Reichshaushaltsetats vor dem l. April zweifellos ein Verdienst erworben. Dennoch werden die Reden, die dabei vom Stapel gelassen, und die Verse, die dazu gedichtet wurden, im Lande einiges Kopsschütteln und auch Verwunderung darüber erregen, daß der deutsche Reichstag, dessen geistiges Niveau ohnehin bedenklich tief steht, zum Schau- platzderartigerPlattheitenundVarietespäße werden konnte. Der Abgeordnete Müller-Meiningen hat wenig stens den mildernden Umstand für sich, daß er durch die plumpen und geistlosen Reimereien des Abgeordneten Roeren vordem schwer gereizt worden war; aber es entsprach trotzdem ebenso wenig der Würde des deutschen Reichstages, wie der des Abge- ordnentenhauses, wenn er der von den Musen arg vernachlässigten Zentrumsleuchte in derselben poetischen Art erwiderte, anstatt ihn mit kräftiger Prose heimzuschicken. Man glaubt sich in einem Tingeltangel versetzt, in welchem der Vorstadtkomiker Stichworte aus dem Publikum in seichte Reime kleidet, wenn man Verse hört, wie sie Herr Müller-Meiningen produzierte: Herr Roeren vom Rhein Träumt nur noch vom Schwein, Diese Schweinerei, o Graus, Die hält selbst der beste Magen nicht aus! Oder wie sie Herr Roeren zum besten gab: Wer andere tut verklatschen. Der setzt sich in die Patschen. Drum, lieber Dichter Müller, Sei für die Zukunft stiller! Der Reichstag hat nach dem Sitzungsbericht diesen hilflosen Kamps beider Herren mit Sprache und Rhythmus mit großer Befriedigung ausgenommen. Im Lande wird man sich seine Gedanken darüber machen, und es jedenfalls behauern, daß der Journalistenstreik nicht einige Tage länger gedauert hat. Zn gleicher HIKise gießt auch die Franks. Ztg. Spott und Hohn über unsere Volksvertreter im Reichstag aus, indem sie sarkastisch bemerkt: Der deutsche Reichstag ist ein Hohes Haus. Allemal, wenn ein Minister oder ein Abgeordneter von ihm spricht .heißt es: das Hohe Haus. Damit ist natürlich nicht das Gebäude ge meint, sondern die ständige Versammlung, die darin tagt. Wenn aber die Versammlung den Charakter der Hoheit hat, so kann oas nur daher kommen, daß jedem Mitglieds der Versammlung als solchem diese Würde anhastet. Und in der Tat hat man beim ZournaUstenstreik gesehen, daß die Abgeordneten sich dessen be wußt sind. Gehört die Hoheit zur natürlichen Konstitution der Abgeordneten, so kann er nicht komisch sein: lacht die Tribüne über ihn, so srcoelt sie. Und so entstand die Affäre des Abge ordneten Gröber. Etwas anderes freilich ist es, wenn die Abg eordneten komisch sein wollen. Dann darf die Tribüne lachen, sie soll es sogar; es fragt sich n'ur, ob sie das auch dann immer fertig bringt. Gestern hat das Haus so einen lustigen Tag gehabt. Der Abgeordnete Müller-Meiningen ist kürzlich vom Abgeord neten Roeren im Reichstag mit einem Sinnspruch bedacht wor den, in dem sich auf Werra ein Mena und Serra reimte. Das war eine bemerkenswerte poetische Leistung, aber Müller- Meiningen kann es doch besser. Er nahm den Kollegen Goethe und dichtete ihn ins Schnadahüpfel um. Das war ein großer Erfolg. Das Hohe Haus stimmte lebhaft zu und erging sich in Heiterkeit. Und nicht nur das. Da das Haus gerade auf zwei Stunden vertagt wurde, wiederholten die Abgeordneten unauf hörlich die letzte Zeile des Schnadahüpfels, welche Ade lautet; das war wirklich recht gschpaßig. Und dann wurde es noch lustiger. Der Abgeordnete Roeren sang — pardon! — sprach ein Eschtanzl; vu hast zwei Ghrt» und eine» Mundi lvill'st du'» beklagen? Hi" vieler sollst du HSrcn nnd lvenig dianssage». Der Schatz -er prälate«. Roman von Eebh. Schätzler-Perafini. (22. Fortsetzung.) n<ut>druc „Wo ist die Martha Bolz?" sragte ich heiser. Die Alte sah mich ganz wirr an. „Wie lange wohnt Ihr schon in dem Hause?" „Degen zwanzig Jahre," stöhnte sie; „aber ich bin eine a»me Frau, die nur von Brot und Kartoffeln lebt. Ich habe keinen Pfennig Geld im Hause." „Ich denke nicht an einen Raub, aber Antwort sollt Ihr mir geben!" keuchte ich. „Von wem habt Ihr damals das Haus übernommen?" „Die Gemeinde hat es uns angewiesen, nachdem die vorige Besitzerin gestorben war und keine Erben da waren. Es war das Weib eines Zuchthäuslers. Sie soll ganz im Elend gestor ben, verhungert sein." Da wurde mir's schwarz vor den Augen und dazwischen tanzten feurige Lichter. „Aber das Kind, das unschuldige Kind," schrie ich. Die Alte schüttelte den Kopf. „Davon weiß man nichts; daß soll verloren gegangen sein." Nun wußte ich genug und taumelte wie «in Betrunkener hinaus. Kein Wort hatte ich mehr. Aber innerlich schwur ich mir's zu, den verräterischen Buben zu erwürgen, wenn er mir unter die Hände kam. Und ich wollte ihn schon finden. Noch ein Letztes mußt« ich wissen. Ich suchte den unter Schnee säst oe- grabenen Friedhof aus. Die Mauer war rasch überstiegen und ich fand auch bald das Grabmal des toten Prälaten. Ich scharrte mit den Fingern Et», Schnee und Erde fort und griff in die Höhlung. Sie war leer! Der Schatz des PrSlaten gestohlen. Klatschen, Patschen, Müller, stiller. Und der Abgeordnete Müller setzte eins drauf: Rhein, Schwein, Graus, aus. Es war wirklich riesig lustig, wie in der seligen Jugendzeit. Fürs nächste Mal ein paar Tips: röhren, bedeutet in Gegenden der Aelpler so viel wie weinen, und das Müllern ist eine bekannte Leibes übung. Was für feine Vierzeiler kann man daraus machen! Aber das müßen wir doch sagen: eine Klampfn gehört dazu, jenes Instrument des Frohsinns, das zwischen einer Gitarre und einer Mandoline liegt und aus vier Seiten die Vierzeiler begleitet. Dann könte das Hohe Haus auch leicht beim Refrain mittun: duliöh, duliöh. Neues ans aller Wett. * Ein Sohn des Prinzen Ernst von Sachsen-Meiningen verunglückt. Wie aus München gemeldet wird, ist dort am Donnerstag Mittag der >4jährige Sohn des Prinzen Ernst von Sachsen-Meiningen beim Aufspringen auf einen Straßen bahnwagen ausgeglitten und unter die Räder geraten wobei ihm der rechte F u ß unterhalb des Knies abgefahren wurde. Prinz Ernst ist der Zweitälteste Sohn des regieren den Herzogs Georg von Sachsen-Meiningen Er vermählte sich 1892 morganatisch mit Katharine Jensen aus Kiel, der von Herzog Georg der Titel einer Freifrau von Saalfeld ver liehen wurde, wie auch die Kinder aus dieser Ehe den Titel Freiherr rcsp. Freu» von Saalfeld führen. Von den fünf Kindern des Prinzen ist der Verunglückte, Freiherr Georg Wihelm von Saatfeld, das älteste; er wurde am 10 Juni 1898 in Florenz geboren. Ter Wohnsitz des Prinzen Ernst und seiner Familie ist seit langen Jahren München. * Die Trauerseier für di« verstorbene Frau Malvin« v. Ar nim, die Schwester des Fürsten v. Bismarck, fand gestern mit tag 1>,2 Uhr im Heim der Verewigten, Matthäikirchstraße 12, in Berlin statt. Der Reichskanzler, der durch die Verhandlungen im Reichstage an der persönlichen Teilnahme verhindert war, lieh sich dabei durch seinen Adjutanten, Hauptmann v. Schwartzkoppen, vertreten, der im Namen des Fürsten und der Fürstin Bülow einen Kranz an der Bahre niederlegte. Die Beisetzung der Ver ewigten wird am Freitag in Kröchlendors stattfinden. " Lemoine, d«r Diamantenmach««. Zur Lemoine-Affäre, über die wir wiederholt berichtet haben, wird jetzt aus Paris telegraphiert: Ingenieur Lemoine, der, wie bekannt, in die Angelegenheit der Herstellung künstlicher Diamanten verwickelt ist, wurden vom Untersuchungsrichter gegen Kaution in Frei heit gesetzt. * Gras Lynar im Gefängnis. Graf Lynar befindet sich seit kurzem auf der Strafanstalt Siegburg bei Bonn. Der Bon ner Deutschen Reichszeitung wird nun von dort geschrieben: Seit einigen Tagen beherbergt bekanntlich unser Gefängnis den Grafen Lynar, der wegen sittlicher Verfehlungen eine zehnmonatige Ge fängnisstrafe zu verbüßen hat. Das allgemeine on dit weiß über die Lebensweise des Grafen allerlei Einzelheiten zu berichten, so zum Beispiel, daß er e i g e n e B e k ü st i g u n g habe, für die er einem Siegburger Hotel pro Tag drei Mark zahle. Es sei ihm ferner gestattet, eigene Kleidung zu tragen, Zigarren zu rauchen und was dergleichen Vergünstigungen mehr sind. Eine Verantwortung für die Richtigkeit dieser Angaben kann selbstverständlich nicht übernommen werden. Obwohl diese Mitteilung schon seit einigen Tagen durch die Preße geht, ist ihr amtlich oder offiziös bisher noch nicht widersprochen worden. " Ein Bankprokurist als anonymer vriesschr«ib«r. Der Prokurist einer in Pforzheim domizilierenden Bank ist als Schreiber von über 200 anonymen Schmähbriefen, die er im Lause der beiden letzten Jahre angesertigt und abgesandt hat, entlarvt worden; mit den Briefen suchte er einen anderen Geschäftsmann am Orte in ein übles Licht zu stellen. Vor einigen Tagen hat der feige Federheld die Flucht ergriffen. Von seinen Verwandten wurden zwar 30 000 Mark für einen Ausgleich angeboten, doch ist eine Einigung nicht zustande gekommen, so daß die Angelegenheit noch das Gericht beschäftigen wird. * Schisssunsall auf dir Unterrlbe. Aus Hamburg wird uns telegraphisch gemeldet: Ein Segler überrannte gestern früh im dichten Schneetreiben auf der Unterelbe bei der Lühe das Sal- pcterfahrzeug Adele, das sofort sank. Ein Mann der Besatzung ertrank. Taucher versuchen, das gesunkene Fahrzeug zu heben. * In einer Skandalasfäre, in der mehrere Frauen und junge Mädchen wegen Verfehlung gegen 8 218 des Reichs-Strafgesetz buches verhaftet wurden, sind, wie aus Kiel gemeldet wird, auch mehrere Marineoffiziere verwickelt. Gegen sie ist vom Kriegsgericht des zweiten Geschwaders das Verfahren ein geleitet worden. Also alles fort, und doch die Meinen im Elend verhungern laßen. Ich bohrte mir die beiden Fäuste in die Augenhöhlen, die heiß und trocken waren, Tränen hatte ich keine mehr, nur Rache schwüre. Als ich mich umwendete, fuhr ein Windstoß über die Gräber und die Kreuze. Die Wolken wurden am Himmel aus einandergerissen und der Mond siel auf das weiße Totenseld. Da — kaum zehn Schritte von dem Orte entfernt, wo einst der Schatz des Prälaten lag, der meinem Weib und Kinde Glück bringen sollte, lag Martha selber unter dem Schnee. Eine mit leidige Äele hatte der Armen einen kleinen Grabstein aufge stellt; der Stein trug ihren Namen. Ich sah die Buchstaben im Schnee glitzern. Ueber dem Hügel siel ich zusammen; ich wollte weinen, aber es kam kein Trapsen mehr aus den Augen. Dann verließ ich den Ort und die Gegen-, ohne noch jemand ge sprochen zu haben. Was ich zu tun hatte, wußte ich. Es galt den elenden, verräterischen Zellengenoßen zu finden. Ich trieb mich Monate, fast ein volles Jahr, im Lande umher, ich hatte keine Rast, und wenn mich die Gendarmen auch manchmal wochen lang einsperrten, meinen Hauptzweck vergaß ich niemals. Der Winter verging, Frühling und Sommer ebenso, mir war es einerlei, ich sucht« und hätte eine Ewigkeit gesucht. Da — endlich sand ich dich!" Der Vagabond stemmte die Hände auf die Lehnen des Fauteuils und starrte Burgmllller triumphierend an. „In der Gegend erzählt man sich Wunderdinge von deinem Edelsinn, deinem guten Herz, von deiner Familie, deinem Glück. Hahaha! Ich konnte ihnen allen ins Gesicht lachen, denn ich wußte es ja doch besser. Ein Heuchler bist du, den ich ans Licht hervorzerren werde. Und allen schrei ich «s in die Ohren: Da seht den gerühmten Wohltäter, den edelmütigen Retter, den tadellosen Mann! Er hat eine Zuchthausjack« getragen wie ich und sein Glück ist aus gestohlenem Gute gebaut, nachdem er ein unglückliches Weib verhungern, armselig verscharren und «in unschuldiges Kind am Wege verkommen ließ. Das ist euer ge priesener Held, Ferdinand Burgmllller, im Zuchthause Num mer 12 genannt." Hubert Bolz schlug ein scharfes Gelächter auf, das geradezu unheimlich klang. * «irchenräuber in Hamburg. In der Mittwochnacht gegen 2 Uhr ging in einer Polizeiwache n Hamburg die Meldung ein, daß in der Ehristuskirche zu Eimsbüttel etwas Verdächtiges vor gehe. Binnen einer Minute war die aus zwei Schutzleuten be stehende Radsahrerxatrouille am Platze. Beim Eintreffen hörten die Beamten an der Turmseite der Kirche einen Pfiff, konnte» aber weiter nichts entdecken. Gleich darauf trafen noch drei Schutzleute zu Fuß ein, und unter Führung des ebenfalls her beigeeilten Kirchendieners begaben sich alle zur Untersuchung der Kirche in das Innere. Hier fand man zunächst mehrfache frische Fußspuren und beim Altar zwei geöffnete Fenster, die am Tage vorher geschloßen gewesen waren. Die Riegel sind wahrscheinlich mit einem dünnen Messer hochgehoben worden. Das Inner der Kirche wurde bis zum Dache und bis zur Turmspitze unter sucht, jedoch nichts gefunden. Jedenfalls war es nur dem außer ordentlich schnellen Eintreffen der Radfahrer-Patrouille zu danken, daß die Räuber noch vor Ausführung der beabsichtigten Tat die Flucht ergriffen. Ihre Spur ist bis jetzt nicht entdeckt. * Unterschlagungen eines Gk«etnder«ntm» fter». Der Ge meinderentmeister Schuren aus Lobberich, der wegen Unter schlagung amtlicher Gelder verfolgt wurde, hat sich einer Meldung aus M. - Eladbach zufolge gestern freiwillig gestellt. Bisher ist in der von Schuren verwalteten Kaße ein Defizit von 12 000 Mt. frstgestellt worden. * Giftmischerin. Dem Berl. Lok.-Anz. zufolge wurde i» BourgeS die 30jährige Frau Gilbert wegen Mordes und Mordversuches an einer ganzen Familie oerhaslet. Sie soll ihrer Base, der Frau Pallet, mit Arsenik vergüteten Käse ins Haus geschickt haben, »ach dessen Genuß Frau Pallet starb und alle Familienmitglieder erkrankten. Der Grund soll Gewinnsucht sein, da Frau Gilbert ein lebhaftes Jnterresse am Aussterben der Pallets hatte. * Ein« ungarisch« Stadt «ingeäschert. In der ungarischen Stadt SLtoralja-Ujhely geriet gestern das Haus des Bäckermeisters Ignaz Sichermann, wahrscheinlich infolge Funken aussprühens vom Backofen, in Brand. Vom Wind begünstigt breitete sich das Feuer schnell über vier Straßenzüge aus unv äscherte 2 0 Wohnhäuser und Wirtschaftsgebäude ein. Die Geschädigten sind überwiegend arme Leute. Die Feuerwehr war volle 24 Stunden hindurch mit den Löscharbeiten beschäftigt. Menschen sind nicht zu Schaden gekommen. * Dreifach« Hinrichtung. Im Gesängnishofe inBonn sand gestern früh durch den Scharfrichter Gröpel aus Magdeburg dft Hinrichtung der drei Kroaten Baic, Kantar und Beslac statt, die am 19. Juli 1007 die Wirtseheleute Naas und die bei ihnen wohnende Witwe Lohmer zu Durbusch ermordet hatten und am 27. Oktober zum Tode verurteilt worden waren. — Der jüngste der Verurteilten, Kokotowic, wurde zu lebenslänglichem Zuchthaus begnadigt. Eine mitternächtliche Ballonfahrt. Der Northclisfe-Preis hat eine englischen Mrs. Assheton Harbord dazu verlockt, von London aus am letzten Januar dieses Jahres eine Dauerfahrt zu unternehmen, die infolge un günstiger Witterungsverhältnisse «inen spannenden und für die Teilnehmer zeitweise recht aufregeckden Verlauf nahm. Die Lusschisserin, die schon zweimal den Kanal überquert hatte, stieg in Gesellschaft von Mr. T. F. Pollak, wie die Dame in der Deutsch. Zeitschr. f. Lustschisfahrt schreibt, in mondloser Nacht mit dem Ballon Valkyrie aus. Schon im Augenblick des Ausstieges war der Wind so heftig, daß man daran dachte, die Fahrt aufzugeben und sich erst im letzten Moment entschloß, das Abenteuer zu wagen. In tiefem Dunkel erhob sich das Lujtschlii rasch bis zu 000 Meter Höhe. Etwa ein« Stunde nach der Ab fahrt trat bereits ein recht unliebsames Ereignis ein. Der Ballon wurde von einem heftigen Lustwirbel ersaßt, sodaß die Gondel bis zu einem Winkel von 45 Grad schwankte, und die Insassen alle Mühe hatten, ihren Platz zu behaupten. Offenbar waren sie an die Grenze zweier entgegengesetzter Luftströmungen ge raten. Fast unmittelbar darauf kam das Meer in Eicht. In der Nähe von Dungeneß wurde die Küste in einer Höhe von 1400 Meter verlaßen, und 51 Minuten danach befand sich die Valkyrie über der französischen Küste. Die Fahrt über den Kanal war ruhig verlaufen, und das einzig Bemerkenswerte war, daß die Atmosphäre offenbar stark elektrisch geladen war, da der Ballon Leuchtphönomene zeigte, die so intensiv waren, daß der Handschuh von Mrs. Aßheton Harbord bei der Berührung des Korbes oder der Ballonhülle in Hellem Glanz erstrahlte. Die Ankunst aus dem französischen Festlande erfolgte fast genau um Mitternacht. Bald begannen nun die ernsthaften Be- . Der Fabrikant hatte ihn mit keinem Worte unterbrochen, nun aber öffnete er die bleichen Lippen und eins Blitz brach aus seinen dunklen Augen. „Schweig, Unglückseliger." „Nein, ich will nicht," trotzte der Vagabond. „Du wirst es dennoch, wenn du meine volle Antwort gehört haben wirst. Nicht so, wie du denkst, verhält sich die Sache." „Ausflüchte, Ferdinand Burgmüller. Sage mir nur ein» vorerst: Nahmst du den Schatz des Prälaten an dich? Ja oder nein!" Eine schwere Pause entstand. Der Fabrikant wischte sich den Schweiß von der Stirn. Die Antwort wurde ihm nicht leicht. „Nun?" höhnte Bolz. „Ja, ich nahm ihn," sprach Burgmüller dumpf. „Nun also! dann gib mir Rechenschaft." „Du sollst sie haben, aber besser für dich und mich, du hättest sie nicht gefordert. Sei es! Zerreiße den stillen Frieden einer Familie, der das bloße Wort Sträfling allein schon den Tod geben kann." Hubert Bolz krampfte die Finger zusammen und schoß einen wilden Blick aus den in tiefem Ernst verharrenden Sprecher. .Zamilte!" stieß es grollend aus seiner Brust. „Ich hatte auch Weib und Kind! Wo sind sie?" „Gestorben," antwortete Burgmüller. „Also doch, doch!" ächzte der entlaßen« Sträfling, sich di« beiden Fäuste in die Augenhöhlen bohrend. „Und mein Geld? Wo ist das?" „Ich will es dir sagen, weshalb ich es nahm!" „Das er wart« ich auch!" « Noch «he der Fabrikant ein neues Mort fand, ließ sich vor dem Haus« «in Geräusch hören, das Knirschen de» Sand«», da» Wiehern d«r Pferd«. Burgmüller fuhr jäh in di« Höhe. „Entfernen Sie sich! Augenblicklich! Zögern Sie nicht! Um Gotteswillen! Es sind meine Kinder, welche au» der Stadt zurückkommen! Sie haben , bereit» da» Licht hier bemerkt und «erden bald etntreten. Was sollte ich ihnen sagen?" (Forts. fokgtF .DWWMWMM.