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Nr. 28. Auer To^td'att und Anzeiger für da» Erzgebirge. Dienstag, den 4. Februar 1908. den Eindruck gemacht zu haben. Jedenfalls ist es bemerkens wert, daß rin — vielfach befürchtetes — Vordrängen republika nischer Tendenzen nicht erfolgt ist. Dazu hat freilich auch wohl die Entlass»»- de» Kabinett» Franco beigrtragrn, die als erst« Regierungshandlung des jungen Kö nigs zu verzeichnen ist. Ein Telegramm aus Lissabon vom S. Februar meldet darüber: Der König eröffnete di« heutige Sitzung des Staatsratcs und wirs, von tirsrr Erregung «rgrisfr«, daraus hin, dah er, da er «och unrrfahrrn und ohur Krnntni» drs politische« Leben» fei, sich de» Patriotismus und der Wrishrit der Mitglieder de» Staatsrat», anvertrau«. In dem Staatsrat botrn di« Führer der «onarchtstischrn Partei«» Franco, Luciano Eastro undf vilhena dem König ihr« Unterstützung für die Politik der monar. chistlschen Konzrntration an. D«r König nahm das Anerbieten an. Das gesamte Kabinett reichte seine Entlassung «in. Mit de« Bildung des n « « « n M i n i st er i u m s, da» ein Mini sterium der monarchistischen Ksonzentration sein soll, ist dem Vernehmen nach Admiral Ferreira beauftragt. Eine Proklamation König Manuels ha» folgenden Wortlaut: Portugiesen! Ein verabscheuungswürdiger Anschlag hat mein Herz mit tiefstem Kummer als Sohn und Bruder erfüllt. Ich weiß, daß die Nation meinen Schmerz teilt und mit Un willen dieses entsetzliche und in der Geschichte noch nie dage wesene Verbrechen verdammt. Durch die Verfassung bin ich berufen, die Geschicke des Königreichs zu leiten. Demgemäß werde ich alle meine Kräfte anstrengen zum Wohle des Vater landes und um die Liebe des portugiesischen Volkes zu ge winnen. Ich werde für die katholische Religion und d«n unantastbaren Bestand des Königreichs eintreten und die politische Verfassung des Volkes zu erhal ten trachten. Auch erkläre ich, daß ich gesonnen bin, die gegenwärtigen Minister in ihren Stellungen zu belasten. Ge zeichnet Manuel II. Die Proklamation ist von allen Ministern gegcngezeichnet. Di« KÄnigsmörder sind nicht, wie cs zuerst hieb, Ausländer, sondern mit wenigen Ausnahmen Portugiesen. Aus Lissabon wird berichtet: Einer der Königsmörder heltzt Manuel Bucta; er ist SV Jahre alt und war früher Sergeant im 7. Kavallerie regiment, dann Schullehrer in Vinhars und seit 8 Jahren Sch u l- lrhrer in Lissabon. Die beiden anderen sollen ebenfalls Poriugiesen, und zwar Handlungsgehilfen, sein. Einer der erschossenen Königsmörder soll freilich ein Spanier sein; er war, wie Notictas meldet, bei dem Bombenanschlags in der Straße San Antonio verhaftet, später aber wieder frei ge losten worden. Unter den wegen der Mordtat Verhafteten be findet sich ein Italiener. In der Umgebung des Palastes verharrt eine große Menschenmenge in tiefem Schweigen. Die Mitglieder der Familie Manuel Vucia sind von der Polizei verhaftet worden. Endlich liegen noch die folgenden bemerkenswerten Draht meldungen vor: * Madrid. Wie hierher berichtet wird, hatte der König vor dem Verscheiden noch die Kraft, zu flüstern: Ist die Königin gerettet? Die Entsendung des Kreuzers Prinzessin von Asturien nach Lissabon ersolgt lediglich, um im Notfälle spanische Staats angehörige zu beschützen. * Madrid. Alle aus Portugal kommenden Reisenden werden streng überwacht. Den Blättern zufolge kamen die Züge au» Portugal gestern ohne Reisende und Gepäck an. Bürgerwehr hält die Grenzstation Valencia de Aleantaraes besetzt. * Wien. Das Haus Miguel von Braganza erklärte seinem hiesigen Vertrauensmann«, Freiherr» v. Amelda, daß «s aus dem traurigen, für Portugal tief beschämenden Ereignis keine politischen Vorteile zu ziehen beabsichtige. Das Haus Braganza werde einer unglücklichen Frau nie Opposition machen und auch nie eine blutbefleckte Krone aus Mörderhänden nehmen. * Lissabon, 3. Februar. Bewaffnete sollen den Versuch ge macht haben, zwei Kompagnien Infanterie zum Abfall zu bewegen, die sie jedoch mit Schüssen zurückwiesen. * Lissabon, 3. Februar. Ein Zeitpunkt für den Zusammen tritt der Lortes ist noch nicht festgesetzt, iildmiral Ferreira do Amaral, der Direktor des Marincarsenals, setzt seine Bemühun gen, ein neues Kabinett zu bilden, fort. * Paris, 3. Februar. Rach Lissaboner Privatdepeschen be trägt die Zahl der dort Verhafteten mehrere Hundert. * Madrid, S. Februar. Spaniens republikanischer Führer Salmeron ist der Meinung, daß die republikanisch« Partei In Portugal so allmächtig sei, daß die Regierung des neuen Kö nig» Manuel nur von kurzer Dauer sein werde. Die hie sigen portugiesischen Republikaner sind ganz derselben Meinung. * Pari», 3. Februar. Aus Madrid wird gemeldet, die Hr ä- sin von Paris, die Mutter der Königin Amelie, habe be schlossen, nach Lissabon zu reisen, um dem Leichenbegängnis des Königs und des Kronprinzen beizuwohnen. E Madrid. Das Begräbnis wird wahrscheinlich am 1V. d. M. stattsinden. Die Leichen des ermordeten Königs und seine» Sohnes sind im Palast« ausgestellt. Das Publikum defiliert daran vorüber. * Paris. Aus Vigo wird vor Lissabon das englische Ge schwader erwartet, angeblich nur, um für die Leichenfeier am 1V. d. M. die Deputation der englischen Offiziere nach Lissabon zu bringen, in Wahrheit aber, um für die etwa befürchteten U n< schen Kaiser eine goldene Erinnerungsmedaille erhalten. Ihre Wohltätigkeit äußert sich in Spenden und Unterstützungen, di« sie allen Bedürftigen zugehen läßt und bei denen die Geldgabe häufig in Blumen verborgen ist. König Larlos al» Sportsman«. König Carlos galt im persönlichen Vorkehr als außer- ordentich liebenswürdiger und jovialer Mann. Von Jugend aus zeigte er auch eine besondere Vorliebe für körperlich« Hebun gen, di« auch in späteren Jahren, als der König korpulent ge worden war, kaum nachlieb. Er galt stets als ausgezeichneter Schütze, und es gab in Portugal niemand, der cs hierin mit dem König hätte aufnehmen können. Dabei rvar er leidenschaftlicher Retter, seine Sicherheit, mit der er auch als Wagenlenker sein Gespann durch die engen und winkeligen Straßen Lissabon» zu lenken wußte, erregte stets Bewunderung. Auch auf dem Tennis platz stellte er seinen Mann, durch seine Gewandtheit setzte der korpulente Monarch seine Mitspieler in nicht geringes Staunen. In seiner Kronprinzzeit war Dom Carlos «in lebhafter Anhänger des S t i e r k a m p s e s, einmal hat er sogar selbst in der Arena seinen Mut bewiesen. Die portugiesischen Stierkämpfe ent behren bekanntlich des blutigen Charakters der spanischen, Stier und Pferde werden nicht getötet, und, um die Gefahr zu vermin dern, versteht man die Hörner der Stieres mit einem gepol sterten Lederschutz. Eine Dame spottete einmal in Gegenwart des damaligen Kronprinzen über diese Vorsichtsmaßregel und er klärt«, daß die Stiersechter es überhaupt nicht wagen würden, den nackten Hörnern eines gereizten Stieres entgegenzutreten. Der Kronprinz griff di« vermeintliche Herausforderung sofort aus und beim nächsten Sttergefecht wurde befohlen, daß die Lederhüllen an den Hörnern weggelasten werden sollten, Dom Carlos selbst wollte den Kampfp aufnehmen. Mitten in der ruhen Rarinetrnppen ««»schiffen zu können. Zwei portugiesische Regimenter find im verdacht, mit den Republika nern in Verbindung zu stehen. Man ist einer Verschwörung auf der Spur, die den Zweck hatte, den König und den Thron, erben aus «in Schiff zu bringen und außer Landes zu schassen. Politische Tagesschau. Ane, den I Februar. * Geht -er, von Stengel? Der Berliner Korrespondent der Köln. Volksztg. erfährt aus sicherer Quelle, daß Retchsschatzsekre- tär Frhr. v. Stengel sein Abschiedsgesuch eingereicht habe. Die Genehmigung sei in den nächsten Tagen zu erwarten. Die Ursache liege in der Schwierigkeit, di« angekllndigten Steuer, vorlagen mit Hilf« des Blocks durchzubringen. Frhr. v. Stengel hoffe, in den nächsten Tagen Berlin verlassen zu können. * Oberbürgermeister Dr. Adickes bleibt in Frankfurt. Ver schiedene Berliner Blätter brachten in bestimmter Form die Nach richt, Oberbürgermeister Adickes fei als Nachfolger des Staatssekretärs v. Stengel in Aussicht genommen. Die Franks. Ztg. hat an maßgebender Stelle Erkundigungen darüber eingezogen und teilt mit, daß dort von einem Abgänge des Oberbürgermeisters Dr. Adickes aus Frankfurt nichts bekannt ist. - Wahlrechtsdemonstrationen. Wegen der Ablehnung des Antrags aus Einsührung des allgemeinen Wahlrechts zur Bür gerschaft veranstaltete die Sozialdemokratie von Bremen Volksversammlungen und Straßenumziige mit Gesang. Auch eine Flugblattverteigung im weiten Umfange war vorgenommen worden. * Die Veröffentlichung des Gesetzentwurfs Uber die Arbeit», kammern. Am gestrigen Montag wurde nach der Köln. Ztg. dem Bundesrate ein Gesetzentwurf über die Arbeitskammern vom Reichskanzler vorgelegt. Der Entwurf wird heute im Reichsanz«ig«r mit der Begründung veröffentlicht. Die Bestimmungen des Entwurfs enthalten die Forderung der pari tätischen Organisation. * Landwirtschaftlich« Vorträge für Soldaten. Wie die Darmstädter Zeitung von unterrichteter Seit« erfährt, ist die Militärbehörde einer Anregung der Regierung, in Garnison orten, in denen durch das Vorhandensein einer landwirtschaft lichen Winterschule Gelegenheit Lazu geboten ist, landwirt schaftliche Vorträge für Soldaten landwirtschaftlichen Berufe» halten zu lasten, entgegengekomme». Zunächst soll ein Versuch in Darmstadt, Mainz und Worms gemacht werden. Die Vorträge werden sich aus Fragen aus dem Gebiete des Pflanzenbaues, der Tierzucht und der Betriebslehre beschränken, die für den künf tigen Beruf der Teilnehmer von Belang sind. Mit Rücksicht auf den Dienst kommen nur die Wintermonate in Betracht und -war je ein Abend in der Woche. Zur freiwilligen Teilnahme haben sich in D a r m st a d t 197, in Mainz 37 und in Worms 88 Mann gemeldet. * Der Zusammentritt des Altenburgschen Landtags ver schoben. Eine amtliche Bestätigung der gestern abend zur Aus gabe gelangten Nummer des Amts- und Unterrichtsblattes be sagt: Wegen schwerer Erkrankung Sr. Hoheit des Her zogs wird der Zusammentritt des Landtags bis auf weiteres verschoben. Altenburg, den 3. Februar 1908. In ver fassungsmäßiger Vertretung Sr. Hoheit des Herzogs: Das her zogliche Gesamtministerium, v. Borries, Gerber und v. Harden- berg. * Für die Miiitäranwärter. Der Bundesrat hatte im Herbst Abänderungen zu den Grundsätzen für die Besetzung der Subaltern- und Unterbcamtenstellen bei den Reichs- und Staatsbehörden mit Mililäiamvärtcrn von 1882 und zu den Grundsätzen über die Besetzung der Subaltern- und iinlerbeainlenstellcn bei den Koni» munalbehvrdcn von 1899 beschlossen, die durch die Pensionsgesetze vom 3i Mai 1906 nötig geworden waren. Diese Abänderungen waren dein Reichstag zur Kenntnis zugegangen und in der Bud- gclkoinniission regte »un Graf Oriola an, diese für unsere Miiitäranwärter so überaus wichtige Drucksache in der Kommission einer eingehenden Beratung zu unterziehen. Die übrigen Mit glieder der Budgctkommission haben dem zugestimmt und darauf hat Gras Oriola einen dahin gehenden Antrag im Plenum gestellt. Der Antrag ist am letzten Donnerstag vom Reichstag angenommen worden und so wird sich die Budgetkvmniission mit diesen Dingen demnächst »och wiederholt beschäftigen. Das kann im Interesse unserer Militäranwärtcr nur dankbar begrüßt werden. * Deportation nach deutsche» Besitzungen. Bezüglich einer Londoner Kabelmeldung, die deutsche Rcichspartei strebe die Ver schickung von Verbrechern nach den deutsche» Südseckolonien an, bemerkte der Premierminister Deakin, man krilisiiere nicht An träge der fremden Parlamente, weil dies zudringlich erscheinen könnte. Der deutsche Reichstag werde sicherlich die Wirkung der Deportation nach deutschen Besitzungen erwägen. * Der belgische Thronfolger über dir Handelsflotte. Außer ordentliches Aufsehen erregt eine Rede, welche Prinz Albert, der Thronfolger, im Senat am Donnerstag hielt. Prinz Albert be tonte die Notwendigkeit der Schöpfung einer belgische» Handels marine. Er erklärte, daß dies eine Frage vvn so außerordent licher Wichtigkeit für den belgischen Export sei, daß das ganze Land, sowohl die Regierung, wie auch die beteiligten industriellen Kreise, ihr Hauptauoenmerk daraus richten müßten, daß nicht wie Arena, dem Eingang gegenüber, nahm er, die Banderillas in der Hand, Ausstellung. Selten geht ein Stier sofort zum Angriff vor, und auch dieser machte keine Ausnahme. Schnaubend und mit den Hufen scharrend, daß der Sand hoch auswirbelte, blieb er stehen und maß seinen Gegner. Dom Carlos versuchte ihn mit seinen Wafen zum Angriff zu reizen. Nur wenige Sekunden, dann stürzte sich der Stier mit gesenktem Kopfe wütend gegen den Feind. Der Prinz wich mit einem Sprung zur Seite au», er geriet dabet auf eine feuchte Stelle der Arena — und stürzt« zu Boden. In höchster Erregung sprang das Autidorium auf, ein einziger Schrei des Entsetzens brauste durch die Arena, denn obgleich Dom Carlos sein kühnes Wagnis selbstverständlich inkognito aussührte, wußte doch jeder, wer der verwegene Ban derilla war. Es gelang einem herbeieilenden Kämpfer, dem Sti«r ein rotes Tuch vorzuhalten und so auf kurze Sekunden die Aufmerksamkeit des Tieres von dem Gefallenen abzul«nken. Der Prinz sprang auf, d«r rasende Stier sah die Bewegung, und, ohne aus das Tuch weiter zu achten, stürzte er von neuem gegen seinen ersten Gegner. Ein kurzes Rennen auf Leben und Tod folgte, im letzten Augenblick erreichte der Thronfolger die Schran- ken. In dem gleichen Augenblicke, da Dom Carlos sich über das rettende Hindernis schwank, bohrten sich krachend die Hörner de» wütenden Tieres in die Planken. Den Bruchteil einer Sekund« früher, und der Thronfolger hätte seine Kühnheit mit dem Leben bezahlt. Jawohl, so äußerte Dom Charlos später mit einem Lächeln, ich glaub«, daß ich diese 25 Meter ziemlich rasch zurück- gelegt habe. Und mit einem Blick auf feine Figur, fügt« er mit einem Anflug humorvoller Selbstkritik hinzu: Ich glaub«, es würde nicht so gut ausgehen, wenn ich die Sache heut« wieder holt«. bisher alle belgischen Produfte auf Handelsschiffen fremder Nationen exportiert würden. Belgien krank« an einer Ueberproduftion an Mensche»! und Fabrikaten. All da«, wa« ausländische Reedereien am belgischen Export verdienten, könnte in die Tasche der Belgier fließen, wenn eine nationale Handelsflotte bestände. — Zum Schluß sagte Prinz Albert, daß Belgien sich ein Beispiel au dem SchasfenSmut und der Opferfreudigkeit Englands und Deutschlands nehmen solle, welche durch dir Schöpfung großer Handelsflotten den Handel ihrer Bewohner steigend großartiger und gewinn bringender gestaltet haben. * Zwecklose Petitionen an de« Reichstag. In der P e t i t t o n s k o in m i s s i o n des Reichstags wird lebhaft dar über Klage geführt, daß die Kommission sich mit vielen zwecklosen und zum Teil auch unverständlichen Petitionen befassen müsse, die in den Papierkorb wandern, nachdem sic kostbare Zeit in Anspruch genommen haben. In den Kreisen des Publikum» scheint die Meinung vorzuherrschen, daß der Reichstag da» letzte Mittel sei, um ihren Klagen wirksame Unterstützung ««gedeihen zu lassen. Der Reichstag kann in vielen Fällen aber Nichtstun. So sind z. B. Bittschriften wegen Veteranen- beihilfcn, Armenunterstützungen usw. nicht an den Reichstag zu richten, sondern es find Anträge an die Ortöbehörden zu richten, die diese Anträge an die Landesregierungen (Ministerien de« Innern) wcitergeben. Das KriegSmtnisterium hat mit diesen Ein gaben auch nichts zu schasse». Ferner empfiehlt es sich, bei Peti tionen an den Reichstag sich möglichst kurz zu fasten. Das roesent- lichc an die Spitze zu stellen, und di« Begründung nur soweit auszudehnen, als zum Verständnis nötig ist. Aus -em Königreich Sachsen. Die Staatsschuld des Königreichs Sachsen Das Königreich Sachsen (Größe 14339 qlcm, Einwohnerzahl 4,bl Millionen) halte Ende 1907 eine Staatsschuld von 917,77 (920,89) Mill. Mark, davon 0,95 (0,96) Mill. Mark mit 4 Pro,., 90,62 (93,52) Mill. Mark mit 3'/, Proz. und 826,20 (826,41) Millionen Mark mit 3 Proz. verzinslich. Für den Dienst der Anleihen sind nach dem Voranschlag für 1908/09 39,66 Mill Mark erforderlich, davon 27,82 Mill. Mark für Verzinsung und 11,84 Mill. Mark für Tilgung. Nach den Voranschlägen im StaatShauShaltSctat für die Jinanzpcriode 1908/09 stellen sich die Einnahmen und Ausgaben für jedes Jahr beim ordentlichen Etat auf 344,86 Mill. Mark und beim außerordentlichen Etat auf 30,42 Mill. Mark für beide Jahre zusammen. Nach den erzielten Effektivergebnissen hatte sich beim ordentlichen Etat im Jahre 1904 ein Ueberschuß von 15,90 Mill. Mark (332,01 Mill. Mark Ein nahmen und 306,11 Mill. Mark Ausgaben) und im Jahre 1905 ein Ueberschuß von 29,.50 Mill. Mark (322,65 Mill. Mark Ein nahmen und 293,14 Mill. Mark Ausgaben) ergeben. Die Gc- samtaktiven des sächsischen Staate» haben Ende 1906 1645,99 (1648,63) Mill. Mark betragen, gehen also Uber die Summe der Staatsschuld weit hinaus. Von dem Gesamtvermögen ent fielen auf dasAnlegekapitalder Staatseisenbahnen 1050.36(1041,56) Mill. Mark und auf die Forsten 248,97 (247,21) Mill. Mark. Das Essektivergebnis der StaalSeisenbahnen betrug im Jahre 1S06 55,06 Mill. Mark (160,58 Mill. Mark Einnahmen und 105,52 Mill. Mark Ausgaben), im Jahre 1905 48,50 Mill. Murk (148,87 Mill. Mark Einnahmen und 100,36 Mill. Mark Ausgaben) und im Jahre 1904 46,93 Mill. Mark, das Erträgnis der Forsten im Jahre 1906 8,38 Mill. Mark gegen 9,09 Millionen Mark im Jahre 1905 und 9,17 im Jahre 1904. Das Erfordernis für den SchUtdendienst findet mithin in diesen Erträgen reichliche Deckung. Sachsen ist der einzige der größeren deutichen Bundes staaten, der in den letzten Jahren ohne die Aufnahme einer Anleiheschuld ausgekommen ist. Zuletzt waren im Mai 1902 50 Mill. Mark 3proz. sächsische Rente emittiert worden. Auf Grund des Gesetzes vom Juli 1902 ist die Regierung noch zur Aufnahme von 100 Mill. Mark 3proz. Anleihe ermächtigt,' der Zeitpunkt der Begebung einer neuen Anleihe Sachsen« ist jedoch, wie der Frks. Ztg. von zuständiger Seite mitgeteilt wird, unbestimmt. * Hoftrauer. Aus Befehl des König» wird wegen erfolgten Ablebens des Königs Karl l. von Portugal am Königlichen Hofe die Trauer aus drei Wochen, vom Montag, de« 8. bi» mit Sonntag, den 23. Februar angelegt. * vernsung in die Erste Ständekammer. Der König hat in Gemäßheit des tz 16 der Vcrfastungsurkunde den Oberbürger meister der Stadt Chemnitz Dr. Sturm zum Mitglied der Ersten Ständekammer ernannt. * Di« schwedisch« außerordentlich« Gesandtschaft Leim König. Der König empfing gestern die in Dresden weilende schwedisch« außerordentliche Gesandtschaft zur Notifikation der Thronbe steigung des Königs Gustav V. in Audienz und verlieh deren Führer, dem Oberkammerherrn v. Celsing, da» Großkreuz des Albrechtsordens, während die Begleiter, Kammerherr Gras Lewenhapt mit dem Komturkreuz erster Klaffe und der Flügeladjutant Hauptmann Murrey mit dem Ritterkreuz erster Klaffe desselben Ordens ausgezeichnet wurden. Sodann empfing der König den Kgl. schwedischen außerordentlichen Ge sandten und bevollmächtigten Minister an Allerhöchstihrem Hose Grasen Taubezur Ueberreichung seines neuen Beglaubigungs schreibens. * Männer, und Jüngllngsoerein« i« Königreich Sachse». Die Zahl der evangelisch-lutherischen Männer- und Jünglings vereine im Königreich Sachsen stieg von 211 auf 217, dt« Zahl der Mitglieder von 12 785 auf 12 950. Außerhalb des Bundes bestehen noch gegen 40 Vereine mit etwa 1000 Mitglieder«. Sechs Vereine besitzen eigene Häuser. Polaunenchöre haben 79 Vereine, Turnabtetlungen 82 Vereine mit 1469 Teilnehmern. Büchereien haben 191 Vereine mit 45 923 Bänden. Das Weiße Kreuz ist mit etwa 500 Mitgliedern in 36 Vereinen, da» Blaue Kreuz mit 82 Mitgliedern in 34 Vereinen vertreten. In 68 Ver einen wurden 12 333 Mark in dir Veretnsßparkaffe gelegt. * Verein Sächsischer Gemeindebeamten. Der Vorstand hat beschlossen, in Gemeinschaft mit dem Rate der Stadt Geyer und dem Stadlgemeinderat zu Nerchau sowie den Direktionen der Be- amtenschulen beider Städte an alle sächsische» Gemeinden mit über 2000 Einwohnern ein R u n d s ch r e i b e n zu senden, in dem diese Gemeinden um ein erhöhtes Interesse für die beiden B e - amt en schulen und um Ausnahme von mit dem Reifezeugnis versehenen angehenden Zöglingen dieser Lehranstalten gebeten werden. * Annaberg, 3. Februar. Brandstifter gefaßt. Am Freitag abend ging eine Scheune an der Geyerödorser Straße in Flammen auf. Am Sonnabend wurde als Brandstifter ein l8jährtgcr Stallbursche, namens Richter, aus Wiesa b. Annaberg als Brandlegcr gefaßt. Er gestand, auch die Im letzten Herbst in Schönfeld und Annaberg stattgefundenen Scheunen bränb« aus Vergnügen am Feuer angelegt zu haben. * LichtenfteiN'E., 3. Februar. Verschüttet durch herein brechende Koble wurde in der Nacht zum Sonnabend aus dem Höhndorfer Steinkohlenwerk Vcreinigtfeld der Bergarbeiter Fritzsche aus Rödlitz. Die erlittenen Verletzungen führten seinen baldigen Tod herbei. * Chemnitz, 3. Februar. In unserem Krematorium find im Januar 55 Einäscherungen erfolgt. Es waren 3b männ