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Huer Tageblatt und Anzeiger für das Erzgebirge mit der wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Illustriertes Sonntagsblatt. Diese Nummer umfaßt 6 Seiten. Vie amtlichen kekanntmachungen veNncken sich in a. Seilagr. Staatssekretär Dcrnburg hat eine gerichtliche Unter suchung über die der Depesche des Gouverneurs v. Schuck- m ari n zugrundeliegenden Vorgänge angeordnet. Der marokkanische GegcnsultanBu Samara wurde von den Truppen Mulay HafidS endgültig ge schlagen. Der englische Handelsmini st er Churchill ist vom deutschen Kaiser zur Teilnahme an dem diesjährigen Kaisermanöver geladen worden. IW- Mutmaßliche Witterung am 18. August: Südwind, heiter, «ärmer, Eewiterneigung. '»l. Zum Syndikus des Deutsche» Bauernbundes wurde der Reichstagsabgeordnete Dr. Böhme gewählt. Nun ist es ja beliebt, wenn ein gewisser höherer Zuschlag eingenommen wird, Latz Produzenten und Verkäufer einen Teil der neuen Steueröeträge tragen, aber in ernMnen Erwerbs gruppen geht man eben bedauert icherweiffe Piel weiter, als notw-ndig ist. So ist fast allerorts der Preis für Zigarren über das gebührliche Mast anfMchlagen und in noch höherem Maste gilt dies von Bier. Nicht genug, datz die Brauereien dis Preise erhöhen, gehen auch noch die Wirte vielfach noch beträcht lich weiter, so datz ein ganz unverhältnismäßig gro ßer Zuschlag eingetreten ist, der in der Bevölkerung den leib haftesten Unwillen Hervorrufen mutz. Verschiedentlich ist es zu einem Vierkrieg gekommen und es steht außer Frage, daß der Bierkousum wesentlich Nachlasse» wird. So sehr dies auch aus gesundheitlichen Gründen gut sein mag, so bleibt anderer seits eine vollkommene wirtschaftliche Schädigung nicht aus, weil hierdurch der Erwerb tausender nicht unbeträchtlich beschnitten wird. Die Veranlasser eines derartigen Vorgehens sind übel be raten, denn es wird sich an ihnen selbst sehr bald rächen. Auch geben sie den Parteien, welche diese Steuern bewilligten und gegen dir sie sich jetzt auf das schärfste wenden, eine bequeme Waffe, die Vorwürfe wegen der Versteuerung zurückzuweisen, da diese in der Lage sind, nachzurechnen, daß sie an der enormen Preiserhöhung garnicht schuld sind, sondern locke Produzenten und Verkaufsvermittlep. Das Publikum tut recht daran, wenn rs sich gegen ein derartiges Verfahren energisch wendet und e; wäre zu wünschen, daß dieser Widerstand von Erfolg wäre, was überdies im Interesse der Erzeuger und Vermittler selber liegen , würde. Druck und Verlag Hv«, vnick-u. Verl»«» «e»«n»a>»st m. b. H. in Aue i. Lrzgeb. Verantwortlicher Redakteur: Vrit, ktridsia. LLr die Inserate verantwortlich: Walter sirau». Beide in Aue i. Lrzgeb. Sprechstunde der Redaktion mit Ausnahme der Sonntage nachmittags von g—» Uhr. — Lelegramm-Adreff«: Tageblatt Au». — Fernsprecher ST Für unverlangt eingesandt« Manuskripte kann Gewähr nicht geleistet werden. Das Wichtigste vom Tage, j Der Streik der Auer Fachschüler dauert in unver änderter Weise fort. Die Steuerabwalzung. ' -- Ein Teil der neuen Steuern ist nunmehr in Kraft ge treten und es läßt sich nicht leugnen, datz der Unmut in der Bevölkerung wegen dieser neuen Lasten im Wachsen begriffen -ist. Wird die Bevölkerung auch nicht unerwartet getroffen, so ist es doch eine bekannte Erscheinung, daß geraume, Zeit ver geht, ehe man sich mit den neuen Dingen abfindet. Als die Reichsfinanzreform in die Wege geleitet wurde, war man allge ¬ liefert insbesondere der untere Grindelwald-Gletscher, der seit etwa 35 Jahren mit feinem unteren Ende um Hunderte von Metern in die Höhe stieg. Ein Guschrchtchen, das recht jäger- lareinisch klingt, behauptet, der Gletscher gehe feit der Einfüh rung des Wintersports in Grindelwald zurück, er könne den guten Heizanlagen der vielen Hotels nicht mehr standhalten. . . . In den Hochalpen über 2000 Metern Msereshphe ist es im Mai gewöhnlich noch Winter. Daß wie in diesem Jahre 1909 z. B die Grimsel- sPatzhöhe 2200 Meier) und die Furka- (2400 Meter) Strafte schon Anfang Juni für zweispännige Magen fahrbar gemacht werden konnten, darf man als eine seltene Er- scycinung aufzeichnen. In der Regel find die höchstgelegenen schweizerischen Alpenstratzen nicht vor Mitte Juni völlig „aper", ld. h. genügend schneefrei, um den Schlitten verabschieden zu kön nen. Es bedarf manchen harten Arbeitstages für di« „Wegner" (Strastnraufseher) und ihre Gehilfen, der in den an der Strafte gelegenen Ortschaften angeworbenen Schnesschaufler, Mm die Fahrbahn gehörig abzudecken. Aebr'gens würde jede menschliche Kraft nach dieser Richtung hin völlig versagen, käme ihr nicht der Föhn, der mächtige Schneefresser, zu Hilfe. Wie lange sich der Winterschnee selbst rn tiefen und nur etwas von her Som mersonne geschützten Lagen zu erhalten vermag, -erkennt z. B. der Reisende, der mit der Gvtthardbahn das Reutztal durchfährt; noch im Juli kann er nah« am Flusse staubbedeckte, ansehnliche Reste der Lawinen bemerke, di«, im Frühjahre durch den Föhn gelockert, zu Tal schossen». Der Föhn, den man lange als einen Ausläufer des Samum erkannt haben wollte, ist, wie wir jetzt sicher wissen, ein echt schweizerisches Landeskind. Er entsteht, wenn di« Luft über den nordwestlichen Alpentälern zugleich mit der von West-Europa in eine über den nördlichen Atlantischen Hzean entstandene atmosphärische Tiefe bineingeunrbelt wird. Dann stürzt die Luft von den Alpenkämmen oft genug mit orkanartiger Wucht in die Täter und erwärmt sich -dabei um manchen Thermometergrad. Angenehm äußert sich dasWatten direkter Hinsicht durchaus nicht, O erfüllt die Bewohner d« oberen schon und weit mehr noch die G nebst deren Nachbar« «tzk dem 1 KoilzMon erworben hat, 'n Teheran «ine '' ,. ist an sich Ü'.E, Die Er.ichturg'eines/hmtchche» ' stillst« i,n Reiche des Schah entspricht dem Wunsche der stortigest deutschen Kaufleute; übrigens ist diche Anregung «och immer nicht verwirklicht worden, wohl mit Rücksicht auf di« dor tigen unsicheren Verhältnisse. Datz die persische Regierung selbst diesem Plane von jeher sympathisch gegenüberstand, erscheint begreiflich; denn es kann auch dem pepsWen Geldvevkehr nur förderlich sein, wenn er nicht nur auf englisches und russisches Kapital angewiesen ist. Festgestellt lei hier jedenfalls, daß weder in der Vankfrage noch wegen des vielleicht in Teheran bestehen den Wunsches nach Entsendung deutscher Instrukteure von der deutschen Regierung irgendwelche Initiativ« ergriffen worden ist. * Zur Kretafrage. Die Konsuln der Schutzmächte haben der kretischen Regierung mitgeteilt, dah die griechische Flagge heute niedergeholt werden würde. Sie machten hierbei auf die nicht wieder gutzumachenden Folgen aufmerksam, die jeder Angriff auf vie internationalen Landungstruppen haben würde. Die provisorische Regierung richtete in einer Proklamation an das Volk die Mahnung, sich dem Willen der Mächte vollständig zu unterwerfen. Sommer und Winter in -eu Alpen. Skizze von Da Rheiuhold Günther, Pasel. Nachdruck verboten. Mancher Bergname, der von einem Garten srpicht, indes nser Auge über eine öde Cteinhalde oder «in sogenanntes iewiges Eis- und Schneefeld hinwegblickt, ist mit allerlei Sagen verknüpft, die erst die vorgeschrittene geologische Forschung zu deuten vermochte. Wir hören uralte Erzählungen von furcht baren Matten und Alptriften, auf denen gewaltig« Viehherde» sweideten, und von ihren Besitzern, die gottlos waren und deren G'sick von himmlischer Macht rernichtet ward. Jahrhunderte hindurch hat man daran als an eine unbestreitbare Tatsache geglaubt, dann kam das Zeitalter der Aufklärung, das über der lei kindliche Aeutzerungen des Volksgeistes lachte. Jetzt aber wissen wir, datz jene Sap-en die dunklen Erinnerungen der Menschheit an den Höhepunkt der letzten oder vorletzten Zwr- schrnciszeit darstellen, in der die Waldgrenze bis yum Ur- ptünge auch der höchstgelogenen Alpentäler hinaufreichte. Da- naki gab es in den Alpen keine Gletscher, und der in ihrem Ge riete gegenwärtig sieben bis acht Monat« andauernde Winter tmfaftte wohl nur einige Wochen. Diese günstigen klimatischen Verhältnisse änderten sich natürlich nicht plötzlich wie di« Sagen ;s wissen wollen. Ebenso langsam wie die Gletscher zur wie- serbeginnenden Eiszeit rorrücktcn, ebenso langsam wichen sie iuch wieder zurück. Tie Erinerung an die Schrecken des Jahr- flusende hindurch andauernden Winters aber übersprang dis Menschheits-Generationen und blieb imm«rdar lebendig. Die Geologen berechnen die Zeit, die vergangen ist, seit die großen Gletscher im nördlichen Alpengebiete merwar den RückZüg antraten, auf etwa dreißig Jahrtausend«. Li« Metr- oroboge» alber vermögen uns noch nicht zu sagen, pH wir in einet neuen Zwischeneiszeit l«ben, oder ob diese den klimatisch aufjteigenden Ast beschreitet, oder ob wir gar «in« netto Ehrest vor Uns -haben. Tatsache ist jedoch, Laft di« schweizerischen, regel mäßig von den dazu verpflichteten Forstbeamten beobachtete Gletscher ^etzt och, 18. August 19vst. M sirr 38«v ndM« Nennst»! mein von der U-eberzeugung durchdrungen, daß zwecks Zustopfunz des riesigen Loches im Reichssäck»! neue Lasten übernommen wer den mutzten und selbst bei der Linke» war man im Gegensatz zur früheren Haltung auch bereit, indirekt« -Steuern zu bewilligen. Wenn diese aber da sind, schimpft alle Welt. Leugnen läßt sich allerdings nicht, -datz der Ausgang der Finanz reform vielfach Verstimmung zuröckgelassen hat, weil Objekte betroffen werden, sie zum täglichen Konsum gehören und deren Versteuerung, wenn sie an und für sich auch im Einzelfalle gar näbt so sehr ins Gewicht fallen mögen, doch mit Unlust aus genommen wird. Was am, meisten verbittert ist der Umstand, datz die neuen Verbrauchssteuern nicht von den Produzenten getragen werden, sondern datz diese alles und «och mehr auf dis Konsumenten ab zuwälzen gedenken Akan hat auch .mit diesem Umstand rechnen müssen, in den Reden der Regierungsi-s'treter war ausdrück lich darauf hingewissen worden. Auch di« AÄPLlzpng an sich selbst würde vielleicht nicht solchen Unwillen erregest, da diese nur eine natürliche Folge ist, wenn nicht vechchiedentlsiH die Produzenten die Gelegenheit benutze» Würden, das Publikum nach Kräften zuschröpfen, bei denen auch die Vermittlungs verkäufer gleichfalls auf ihre Kosten zu kommen suchen. Bei den verschiedenen Steuern, die Lereitd. in Kraft gätreten sind, mutz man die Wahrnehmung machen, M die Preise Let Waren weit Annahme von Anzeigen dis spätesten» -!/, Uhr vormittags. Mr Aufnahme von größeren Anzeigen an bestimmte» Stellen kann nur dann gebürgt werden, wenn sie am Tag« vorher bei uns riugehen. Insertionspreis: Vie fiebengespaltene Rorpuszeile oder deren Raum <o pfg., Reklamen es pfg. Bei größeren Aufträgen entsprechender Rabatt. stets mit allerlei Besorgnis. Man erinnert sich, wie viele blü hende Ortschaften durch eine voni Föhn zur Riesengrötze an gefachte Feuersbrunst, in wenigen Stunden in Schutt und Aschs sanken, man denkt an die vielen Menschenleben, die den Fluten der Seen zum Opfer fielen, wenn der rasende Gesell plötzlich zu wüten begann. Vielerorts bestehen deshalb in der Schweig und im Vorarl berg scharfe polizeiliche Vorschriften, die es verbieten, datz wäh rend des Föhnwehens ein offenes Feuer und -fei es auch nur eine brennende Zigarre, unterhalten werd«. Nicht fetten ver gehen Tage, ehe es der Föhn Len Bewohnern d«r von ihm durch zogenen Täler erlaubt, wieder ein warmes Essen oder «in frisch gebackenes Stück Brot zu pcnietzrn. Für Herzkranke und nervöse Leute hat der Föhn so gar noch in der schweizerischen Hochebene manche Unannehmlichkeit zur Folge. Dennoch -müssen wir ihn preisen. Ohne seinen Hauch -gäbe es in den ihm ausgesetzten Alpentälern weit rauhere klimatische Verhältnisse, und damit ein« bedeutend ärmere und unansehnlichere Flora, als sie tatsäch lich besteht. Tritt zwar der Föhn häufig genug im Herbst und im streng ste» Winter auf, so mutz er doch äla der eigentliche Frühlingsbote in den Mittelalpen bezeichnet werden. Die Sonne wäre, auf ihrs Kraft allein angewiesen, verhältnismäßig machtlqa. Sie kann den frischgefallenen Neuschnee zum tauen bringen, und dadurch sowie durch dis solch« Erscheinungen begleitenden Nebenumstände, den Hochrouristen in ernste Gefahr bringen, aber sie bleibt für die Alpengegenden ttn ganzen nur die Beherrscherin der frohen Stunden. Das goldene Gestirn wird um so mehr von den Be wohnern und den Besuchern der Alpen mit Jubel begrüßt, weil «s oft viele Wochen hindurch — wie in diesem -gegenwärtigen Sommer von 1909 — nur auf -kurze SrunÄen den Wolkenschleier durchbricht. Regnet es andauernd in den AlpeNgebieten, so herrscht namentlich dort, wo man auf den Fremdenbesuch zählt und mit ihm rechnen muß, begreiflicherweise große Mißstimmung. An Regensommer bedeutet für die Schweiz ein« Herabsetzung des gesamten nationalen Verdienstes um viele Millionen D«t Geograph und der Meteorologe werden von lden Klagende« nohMt. lll Nezug,preis: Durch unser« B«te« frei in» Haus monatlich so pfg. Lei der Geschäftsstelle abgeholt monatlich »o pfg, und wöchentlich ,o Pfg. — Bei der Post bestellt und selbst abgeholt vierteljährlich ,.so Mk. — Durch Briefträger frei ins Baus vierteljährlich 1.92 Mk. — Einzelne Nummer 10 pfg. — Deutscher Postzeitungs katalog. — Erscheint täglich in den Mittagsstunden, mit Ausnahme von Sonn- und Feiertagen. oischen Enolanh und-2 e i ch bestehen, englischen .Äättern zufolge, b est t m m t e.' t l j t ü r i s ch e A b m a ch - ungeü für dettlüriegsfatt ' . Politische Tagesschau. Aue, l8. August. * Der deutsche Emfluft in Per««». Der L.-A. schreibt: Usbcr den deutschen Einfluß in Persien hatte der von dort nach seiner Heimat zurückgekehrte russische Oberst Liakow einig« Bemer kungen gemacht, die den Anschein erwecken, al» ob Deutschland in Persien neuerdings lesondere Pläne »erfolge- Das entsprich! nicht den Tatsachen. Datz eine deutsche Bankgruppe- für sich die - , . , >'al< zu begründ«». ist an sich i'.E;