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Lieder mit Klavierbegleitung von Johannes Brahms, gesungen von Frau Cahier. (Klavier: Herr Max Wünsche.) a) Alte Liebe. Es kehrt die dunkle Schwalbe Aus fernem Land zurück, Die frommen Störche kehren Und bringen neues Glück. An diesem Frühlingsmorgen, So trüb’, verhängt und warm, Ist mir, als fänd’ ich wieder Den alten Liebesharm. Es ist, als ob mich leise Wer auf die Schulter schlug, Als ob ich säuseln hörte Wie einer Taube Flug. Es klopft an meine Türe, Und ist doch niemand draus’; Ich atme Jasmindüfte, Und habe keinen Strauß. Es ruft mir aus der Ferne, Ein Auge sieht mich an, Ein alter Traum erfaßt mich Und führt mich seine Bahn. Karl Candidus. b) Spanisches Lied. In dem Schatten meiner Locken Schlief mir mein Geliebter ein; Weck’ ich ihn nun auf? — Ach nein! Sorglich strählt’ ich meine krausen Locken täglich in der Frühe, Doch umsonst ist meine Mühe, Weil die Winde sie zerzausen; Lockenschatten, Windessausen Schläferten den Liebsten ein; Weck’ ich ihn nun auf? — Ach nein! c) An ein Hören muß ich, wie ihn gräme, Daß er schmachtet schon so lange, Daß ihm Leben gäb’ und nähme Diese meine braune Wange. Und er nennt mich seine Schlange Und doch schlief er bei mir ein; Weck’ ich ihn nun auf? — Ach nein! Übersetzt von Heyse. Veilchen. Birg, o Veilchen, in deinem blauen Kelche, Birg die Tränen der Wehmut, bis mein Liebchen Diese Quelle besucht! Entpflückt sie lächelnd Dich dem Rasen, die Brust mit dir zu schmücken, O, dann schmiege dich ihr ans Herz, und sag ihr, Daß die Tropfen in deinem blauen Kelche Aus der Seele des treu’sten Jünglings flössen, Der sein Leben verweinet und den Tod wünscht. Holty. d) Von ewiger Liebe. Dunkel, wie dunkel in Wald und in Feld! Abend schon ist es, nun schweiget die Welt, Nirgend noch Licht und nirgend noch Rauch, Ja, und die Lerche sie schweiget nun auch. Kommt aus dem Dorfe der Bursche heraus, Gibt das Geleit der Geliebten nach Haus, Führt sie am Weidengebüsche vorbei, Redet so viel und so mancherlei. »Leidest du Schmach und betrübest du dich, Leidest du Schmach von andern um mich, Werde die Liebe getrennt so geschwind, Schnell wie wir früher vereiniget sind. Scheide mit Regen und scheide mit Wind, Schnell wie wir früher vereiniget sind.< Spricht das Mägdelein, Mägdelein spricht: »Unsere Liebe, sie trennet sich nicht! Fest ist der Stahl und das Eisen gar sehr, Unsere Liebe ist fester noch mehr. Eisen und Stahl man schmiedet sie um, Unsere Liebe, wer wandelt sie um? Eisen und Stahl, sie können zergehn, Unsere Liebe muß ewig bestehn!« Jos. Wentzig. (Nach dem Wendischen.)