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die Epigonen der heutigen Gletscher Grönlands; ihre Entstehung verdankten beide ein und derselben Ursache. Seitdem man dahin gekommen ist, wenigstens für Europa nachzuweisen, dass die Diluvialzeit bei uns nicht die einzige kalte Periode war, sondern dass sich schon Spuren eines kalten Klimas in viel früheren Formationen zeigen, wusste man nachgerade gar keine einiger- massen genügende Erklärung für diese Thatsachen zu geben. Die Annahme einer grösseren Wasserbedeckung in unseren Gegenden während der Diluvialzeit ist zwar nachgewiesen, dieselbe erreichte jedoch noch lange nicht die ungeheuere Ausdehnungjener Wasser fläche, welche heute unsere südliche Hemisphäre bedeckt, Und wenn diese auch zur Diluvialzeit in unseren Gegenden existirt hätte, sie wäre niemals im Stande gewesen, eine so grosse Ernie drigung der Lufttemperatur hervorzubringen, wie sie zum Bestände so grosser Gletschermassen nothwendig ist. Der grosse Ocean bedeckt in unseren Breiten etwa 100 auf der nördlichem 140 Längen- grade auf der südlichen Halbkugel, und doch ist?die Urqiemrigung der Lufttemperatur, welche durch diese enorme Wassernjasse her vorgebracht wird, keine so bedeutende, um etwa die gyijze^iiil von Neu-Seeland mit ihren hohen Gebirgen zu einem Gröaland'z^i machen, oder die Anden von Chile und Patagonien mit Gletschern zu überdecken, die bis an das nahe liegende Meer reichen. Im Gegensätze dazu finden wir die productive Stejhkohlcn- formation mit ihrer üppigen Flora, welche ein entschieden warmes Klima zu ihrem Bestände brauchte, in sehr hohen Breiten vor; es ist bisher keine genügende Erklärungsweise für diese That- sache bekannt, die sich aber aus der Annahme einer Veränderlich keit der Ilotationsaxe der Erde von selbst ergibt. Ebenso muss das Klima während der Bildung der älteren Tertiär-Ablagerungen in den verschiedenen Becken von Central-Europa, ein wärmeres gewesen sein als heutzutage, obgleich das Meer damals in unseren Gegenden eine grössere Ausdehnung hatte, als es solche heute besitzt. Fasst man also beide Thatsachen, nämlich die Spuren der Wirkung grosser Eismassen in Gegenden, welche jetzt eine viel geringere oder gar keine Eisbedeckung mehr haben, und die Spuren eines wärmeren Klimas in Gegenden, welche jetzt ein kälteres besitzen, zusammen, so wird man finden, dass sieh so bedeutende Temperatur-Schwankungen im Klima, wie sie z. B.