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zugeben. Ich hatte die Ehre, Ew. Exzellenz schon vor Jahren meinen früh gefaßten Plan, mich durch praktische bergmännische Geschäfte zu einer Reise auf unser Metier vorzubereiten, gehorsamst vorzulegen. Diesem, nach meiner inneren Überzeugung für die Gebirgskunde und allgemeine Physik nicht ganz unwichtigen Zweck wünsche ich jetzt näher zu treten, und je mehr ich die traurige Erfahrung habe, daß mein Körper durch frühe Anstrengung früher altern wird, als ich sonst mir schmeichelte, desto mehr eile ich, meine noch jugendlichen Kräfte diesem Plan aufzuopfern. So interessant es daher auch bei meinem nicht sehr reichlichen Auskommen für mich wäre, meine äußeren Verhältnisse zu verbessern, so unmoralisch wäre es doch gehandelt, eine neue Lage einzugehen, um dieselbe gleich wieder zu verlassen. Unter solchen Umständen muß ich daher die mir von Ew. Exzellenz angetragene Stelle eines Oberbergmeisters von Schlesien gehorsamst ablehnen und mir die Fortdauer Ihrer verehrungswerten Ge wogenheit untertänigst ausbitten. . . .“ Unglücklicherweise blieb dieser Brief Humboldts in der Expedition zu Bayreuth so lange liegen, daß Heinitz ihn erst am 7. April zu Gesicht bekam, um ihn dann allerdings sofort auf die freundlichste Weise zu beantworten, 79 indem er Humboldt riet, sich zunächst einmal gründlich Ruhe und Erholung zu gönnen. Da er gehört habe, daß Humboldt im Frühjahr oder Sommer eine Reise nach Italien zu unternehmen beabsich tige, so hoffe er immer noch, daß er sich nach wiederhergestellter Gesund heit entschließen würde, die ihm zugedachte Stellung in Schlesien oder auch in Westfalen anzunehmen. Auch künftig werde sich immer Zeit und Anlaß finden, ihm die gewünschten Studienreisen zu ermöglichen. Vielleicht glaubte Humboldt, dieses lange Schweigen des Ministers dahin deuten zu müssen, daß dieser seinen Brief vom 27. 2. unwillig auf genommen habe. Jedenfalls entschloß er sich, von Bayreuth aus unter dem 26. März an den König Friedrich Wilhelm von Preußen ein Schreiben zu richten, in dem er diesen bat, ihn mit dem Ende des Etatsjahres 1794/95 [d. h. mit dem 31. Mai 1795] aus der am 6. 9. 1792 mit einer Besoldung von jährlich 720 fl. und Fourage auf 2 Pferde innegehabten und damals auf zwei Jahre hinaus übernommenen Stellung als Oberbergmeister in den Fränkischen Fürstentümern zu entlassen, da er sich zu diesem Wunsch teils mit Rücksicht auf Privatverhältnisse, teils auf seine Absicht, eine wissenschaftliche Reise („auf ein Metier“) zu unternehmen, veranlaßt fühle. „Ich bin mir bewußt“, so heißt es in dem Gesuch, „von meiner Seite alle meine Kräfte angewandt zu haben, meine Pflichten zu erfüllen. Der Zufall hat meine Unternehmungen mehr begünstigt, als ich es erwarten konnte. Wo ich fehlte — und diese Fehler äußern sich beim praktischen Bergbau erst nach einem halben Jahrhundert — werden Ew. Königliche Majestät die Schuld auf meine jugendliche Unerfahrenheit und nicht auf meine Untätigkeit zu werfen geruhen. Die Aufnahme der Fürstenzeche izu Gold kronach und die untersuchte erwiesene Bauwürdigkeit ihrer Erze bei einem vorsichtigen Betriebe, die Fortschritte auf der Spießglasgrube Schickung Gottes F[un]dgr[ube], der Friedrich Wilhelm Stollen, der Be schert Glücker Stollen bei Stehen, die Wiederaufnahme des tiefen Mordlauer ™ Me 121, H. 3, Bl. 20.