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DREIZEHNTES ABONNEMENT-KONZERT IM SAALE DES GEWANDHAUSES ZU LEIPZIG DONNERSTAG, DEN 22. JANUAR 1914. Leitung': Professor Arthur Nikisch. ERSTER TEIL. Ouvertüre zu einem Lustspiel von Shakespeare (mit Benutzung einer altenglischen Melodie aus dem 16. Jahrhundert) für großes Orchester (Op. 15) von Paul Scheinpflug. Von Reinharts junger Liebe« aus »Herzog Wildfang« von Siegfried Wagner, gesungen von Herrn Alfred Käse. Osterlind! Sag’! ist’s wahr, des Vaters hartes Wort? Träum’ ich den wüstesten Traum? V.- Lh’ mir nicht aus. Schau’ mir ins Auge, damit ich weiß, Ob du dieselbe Maid noch bist, die Osterlind von einst, Die mir so traut und hold gelacht auf den blumigen Auen, Durch die Lüfte, die lauen, wo wir gewandelt, denkst du nicht mehr dran? Es war im lieblichen Mai, Wie wir wanderten zu zwei an Gras und Halm vorbei, Durch der Felder grünliches Wogen, wie wir zum Bache zogen, Der wogelt und wiegelt sonnebespiegelt flüchtige Perlen, Und die Weiden und die Erlen auf seinen Pfaden ihn lauschig umschatten. Jenem Bach friedlich gemach einst zwei Glückliche nahten! Wie mein Lindchen da es nicht ließ, In den Bach sie steckt die Füß’! Wie sie watet drin und sappt, Auf den Steinen munter tappt! »Sieh’ her, wie ich mich ritz’!« Der Schmerz ward zum Witz! Und ob Blut auch da rann, Was lag der Maid daran! Sie plätschert nach mir zu: »Wer wird so ruhig hocken?« »»Ich hüt’ ja deine Schuh’; Die hätt’st du doch gern trocken?«« Hui! da spritzte ein Strahl mir eisig ins Gesicht! »»Pass’ auf, du loser Wicht! Wie ich das dir bezahl’!«« Ich ruf’s und spring’ auf! Doch du aus dem Wässerlein flugs in eil’gem Lauf