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LI. Januar 1900 Au«rthalz«ttun-». Nr. 7 s darf nur gegen EmpfangSbekenntntß geschehen; -U. Empfänger oder dessen Bevollmächtigter oder daSj^ge Famtlienglied, an welche» die Bestellung erfolgtet den Ablteferung»schetn oder die auf der Rückseite , der Postanweisung oder der Beglettadresse vorgedruckn Quittung -u unterschreiben. De» Schreiben» unk^- dtge oder am Schreiben verhinderte Personen unt^ zeichnen mittelst Handzeichens, welche» durch den G meinde- oder BeztrkSvorsteher ober eine andere Führung eine» amtlichen siegel» berechtigte Per unter Beidrückung desselben zu beglaubigen is..' Ferner: »Eingeschriebene Sendungen und Sendungf mit Wertangabe, ferner bet Postanweisungen die Ges. betrüge, werden, insofern die Abholung von der Pd erfolgt, an denjenigen auSgehändigt, welcher der Po anstatt den mit dem Namen de» Empfangsberechtigte, unterschriebenen Ablieferungsschein, die quillirte Begtet? adrrfse oder die unterschriebene Postanweisung übe, bringt und auShändigt. De» Schreibens unkundig oder am Schreiben verhinderte Personen unterzeichn > mittels Handzeichens, welches durch den Gemeins oder Bezirtsoorsteher oder eine anl ere zur Führu_. eines amtlichen Siegels berechtigte Person unter M drückung desselben zu beglaubigen ist. Aus Aue mW Umgebung. den 10. Januar LSOO. — Der Hausbesitzer»»«»« Au» hat heute Mittwoch, den 10. ds». Mt». Hauptversammlung im «Ratskeller." — Holzverstetgrrung auf AntonSthaler StaarSsorst- reotrr findet im Ratl)»keller zu Schwarzenberg Freitag, den 1». Januar 1900, von Borm. halb 9 Uhr an statt. , — Die Maul» und Klauenseuche ist im Orte Thier feld erloschen. — Die für die Orte Ober» und Niederschlema, Auerhauuner und dem selbständigen Guttbezirk Klöster- lein bereit» bestehende Lundesperre wird bi» zum 10. April d. I. verlängert, sowie für die Orte Ober- psannensttel, Lauter, Zschorlau, Neudörfel, Alberoda, tngletchen di« selbständigen ÄutSbr-irke BurkhardSwald, Niederpfannensttel und Staatsforstrevier Lauter bi» zum 10. April 1900 die Festlegung (Anrettung oder Einsperrung) aller Hunde angeordnet. — Obstzüchter baut nur Veste War«. Diese Mah nung richtet in der neuesten Nummer de» praktischen Ratgeber» ein alter erfahrener Obstzüchter an seine Genossen: «Wer noch etwa» verdienen will, muß sich der feineren Obstzucht zuwenden und Früchte ziehen, die mit öS Mark und darüber der Zentner, bezahlt werden". Die Zucht von Zwergobst und Spalierobst muß allgemeiner werden. Wer sich für diese Sache interessiert, lasse sich «ine Probenummer vom Geschäfts- amt de» praktischen Ratgeber» in Frankfurt a. O. kommen. — Au» dem Landtage. Dresden, 8. Januar. Aus der Tagesordnung der zweiten Kammer steht die all- gemeine Vorberatung eine» Dekret», den Bau mehrerer Nebenbahnen betr. In der Generaldebatte nimmt Abg. Bochmann»Aue zu dem Projekte Schönhetderham- mer—Eibenstock Stellung und verwendet sich besonders warm für dir Stadt Eibenstock. Vizepräsident Georgi- Mhlau (uatlib.) spricht für die Zweigbahn nach Wilden- fel» und da» Bahnprojett Reichenbach i. V.—Hein», dorf-OberheinSdors. Ebenso verwendet sich Redner für die Linie Schönheiderhammer—Eibenstock, des gleichen Abg. Edler von Quersurth» Schönheiderhammer. Abg. Uhlmann-Stollberg (sortschr.) spricht zu dem Projett Schönhetderhammer-Eibenstock und bittet ins besondere die Deputation, auch die Wünsche der Stadt Ehrenfriedersdorf zu berücksichtigen. Regierungskom- issar v. Seyoewitz wendet sich gegen die der Regier- «»machten Vorwürfe wegen der vorgenommenen im ZugSplan. Die Negierung habe alles Vuderun^io-n „ ger^an, um den Wünschen der Eibenstöcker entgHen- zukömmen. Wunschgemäß feien zwei Züge, «in Nacht- und ein Morgenzug, eingelegt worden. Die Züge seien jedqch stet» so schwach besetzt gewesen, daß sich die Regierung genötigt gesehen habe, dieselben wieder ein zuziehen, um einen allzu großen Kostenaufwand zu vermeiden. Am Ende wird das Dekret einstimmig dem Anträge de» Abg. Reißmann zufolge der Finanz, deputation ü überwiesen. — Nächste Sitzung morgen. — Di« Herstellung einzelner Teile eine» patentirten Gegenstände» gilt al» Patentverletzung. Ortglnalmit- teilung vom Patentanwalt Sack, Leipzig. (Der Wer- fasser ist gern bereit, den Abonnenten der „Auerthal- Zeitung" kostenlos Auskünfte auf dem Gebiete de» ge werblichen Gchutzwesen» zu erteilen.) Di« Patent verletzung wird von Vielen ost nur dann al» vor- liegend angesehen, wenn der patentirte Gegenstand al» solcher in gebrauchsfähiger .Gestalt widerrechtlich nachgeahwt wurde. Die:« Anschauung kann nach ge fällter Entscheidung de» RetchSgrrtcht» nicht al» zu- treffend angesehen werden. Die Herstellung von Teilen, welche nachweislich nur für einen patentirten Gegen stand bestimmt sind und in ihrer Form und Art ,sür andere allgemein bekannte Zwecke nicht verwendet wer- den können, ist als Patentverletzung strafbar, und zwar auch dann, wenn diese einzelnen Teile zunächst für den Versandt ins Ausland bestimmt sind, um dort erst zu einem in Deutschland patentirten Gegenstände zusammengestellt zu werden. ES bestand da» Patent aus einen aus verschiedenen Teilen zusammengesetzten Trockenapparat. Die Teile diese» Apparates wurden in ziemlicher Menge von einem Fabrikanten in Deutsch land hergestellt und nach dem Ausland verschickt, um dort zum fertigen Apparat zusammengestellt zn werden. Diese fertigen Apparate gelangten zwar nicht nach Deutschland zur Ablieferung aber dennoch wurde in der widerrechtlrchen Herstellung von Teilen, die offen bar zu einem in Deutschland patentirten Apparat be stimmt waren, eine Patentverletzung erblickt, weil auch die Herstellung einzelner Teile, die einen patentirten Gegenstand zu bilden bestimmt sind, lediglich nur mit Erlaubnis und Zustimmung de» Patent-Inhabers zu- lässig ist. — Der 17. Kreisturntag de» 14. deutschen Turn» kreise» Sachsen wird in Dresden, dem „Turner an» Sachsen" zufolge, am 17. April dieses Jahres unter Leitung des Herrn Turndirektors Bier stattfinden. Die 28 Gaue des Kreises und der Allgemeine Turn verein zu Dresden werden 116 Abgeordnete wählen, und zum Kreisturntage senden; aus Lem durch sie 91 80ö sächsische Turner vertreten sein werden. 1898 wählten die Gaue nur 107 Abgeordnete zum Kreis- turntage; die Turnsache hat sich also auch in den letzten zwei Jahren in Sachsen gut weiter entwickelt. — Auf dem keilberge in Böhmen werden die da selbst errichteten UnterkunstSräume durch ein Gastzim mer nebst Küche und Keller, sowie durchs Einrichtung mehrerer Fre ndenzimmer im oderen Stockwerk des Hauses beträchtlich erweitert. — Postsendung an Personen, die des Schreibens ' 1 —""" büraer- ünrundrg. !-tatp oeiu lichen Gesetzbuches ist die Frage, wie fortan bei der Bestellung von Postsendungen gegen Quittung zu verfahren ist, wenn die Empfänger de» Schreibens unkundig oder durch körperliche Gebrechen daran ver hindert sind, durch die Ausnahme folgender Bestimm ungen in die Postordnung geregett worden: „Die Bestellung von Einschreibsendungen, von Postanwec- sungsbeträgen und von Sendungen mir Wertangabe, sowie oon Packeren ohne Wertangabe gegen Rückschein, Ssi etzfi-etzES. s Lößnitz, 9. Januar. Die Anmeldung zur ßl, krutirungsstammrolle Hal vom 1ü. Jan. bis 1. Febr 1900 zu geschehen. 8 Lößnitz, 9. Januar. Die Unmeldung der Kin welche Ostern dieses Jahres schulpflichtig werden, sür die einfache Volksschule Mittwoch, den 24. Jan für die mittlere Donnerstag, den 2ü. Januar, no 1—4 Uhr im Direktorialzimmer der Bürgerschule folgen. 8 In Schneeberg ist gestern früh der älteste F wedel a. D. der sächsischen Armee, Christ. Schönv welcher am 8. Januar vorigen Jahres sein 93. Lebe: jahr vollendet hatte, gestorben. 8 Schönheide, 8. Januar. Am Freitag murrst von hier gebürtige Soldat, Leibgrenadier Albert Früh begraben. Fr. Harle bei außerordentlich schönem Glie bau die respektable Länge von 1,98 Meter un ars Flügelmann der ersten Compagnie des Leibregch und damit als größter Soldat der sächs. Jnsc, auSerseyen. Kaum am Weihnachrsseste auf llrlo seinen Eltern gekommen, erkrankte er uno Lungenentzündung. , " 8 Zschorlau, v. Januar. einer schönen Feier Er-l- sich «n gestern A.^ Schmidt'schen Gast. Hof z«, aus Atteln bisherigen Wirküngs- ' kreis schelör'.E", nach Groitzsch verz'ehenden Herrn Pastors HelbiA veranstalteter gamiltenavend. 8 Zu dem Selbstmord in Lengejeld. Die älteste der Selbstmörderinnen zählt erst 22 Jahre, sie hat ihre Jugend in Lengeseld verbracht, biS sie vor 10 Jahren mit ihren Ellern nach Falkenstein verzog' Fest steht, daß die Schneider la ihrer Ehe nicht glück lich war. Sie soll schon beim Tod ihres ersten Kinde» Er legte die einen leichten ArbeitSkabinet Diener einen Derselbe war Ein armer Kandidat. 1) f Von Adolf Reiter. (Nachdruck verboten.) , 1. Kapitel. Die goldigen Strahlen der sinkenden Sonne sielen zwischen die alten Linden, die auf steilen Anhöhen den schönen Hof vom „Lindenthal" umgaben, bereits schräge und m tt herab — e» war ein herrlicher August-Abend. Von dem nahen Teiche her hörte man in einem unregelmäßigen Teuipo da- Quaken der Frösche, und die Nachtigallen in dem etwa» weiter entfernt liegenden hohen und dichten Weidengestrüpp hatten ihre süße», bezaubernden Lieder angestimmt; dazu tönten dumpf und leise die Glocken von den Ruinen einer alten Ritterburg herüber. Der Glocken klang kam von der dort sür die kleine katholische Gemeinde eingerichteten Betkapelle her und gemahnte die Gläu bigen zum Besuch der Abendmesse. Auch der Besitzer der Villa Marienruh in dem „Lindenthal", der Spanische Konsul Herr Jules del Reguero, welcher in der 30 Minuten entfernten deut schen UntoersttätSstadt da» ihm von seiner Regierung übertragene Amt verwaltete, erhob sich, um dem Rufe nach der geweihten Stätte zu folgen. Abendzeitung bei Seite, hüllte sich in Sommermantel und trat au» stinem in die Veranda hinaus, wo ihm sein soeben Angegangenen Brief überreichte. von seinem Neffen, dem Plantagenbesitzer Salagoro del Reguero in Chirac. Schnell la» der Konsul da» Schreiben durch, den Schluß jedoch langsam noch einmal: „Du stehst also, geliebter Onkel, daß mich hier, in einer fremden Welt, nicht Millionen glücklich machen, und da ich »rach Spanten, der lieben alten Hetmath, nicht -urückkehrzn darf, so hab« ich den sehn- ltchsten Wunsch, nach Deiner neuen Hetmath zu ziehen« wo ich bet Dir und Deiner lieben Familie mich eben- fall» bald h«,misch und wohl fühlen werde." Der Konsul ging noch ftnmal in da» im Hochpar- ter« befindliche Grkerstü ichen, sein Arbett-zimmer, zurück, um den lieben Neffen sofort Folgende» tele- graphisch zu antworten. .Sobald e» Dir möglich geworden, Dein« Be- fiinwchen »u verkaufe),, komme her, wir werden Dich un>eren nunmehr noch einzigen und innig geliebten Verwandten, von Herzen gern aufnehmen, und Du sollst bei uns auch bleiben." Der würdige Mann fühlte diesen Abend umsomehr in sich den Dra rg, das Gotteshaus zu besuchen, als heute der Geburtstag seiner in der Blüte des Lebens dahingerafften Gatrin war. In tiefer Wehmuth schaute er noch einmal aus und betrachtete lange das mit Immergrün und scharzem Flor umkränzle Oel- gemälde. Es war ihr Bild, welche» die schönen, edlen Züge der theuren Dahingeschiedenen naturgetreu wieder- gab. Ec erlheilte dem alten Jean, seinem treuen Diener, den Auftrag, mit dem Telegramm nach der Stadt zu gehen, schritt nun die Terrassen hinunter und oersolgie eittg die nach der Kapelle führende Allee, um zur Andacht noch rechtzeitig genug zu er scheinen. * * * Werfen wir nun unseren Blick auf die entgegen gesetzte Seite dieses verborgenen stillen Heims, wo sich an die Villa, das einzige Wohnhaus in dem „Lindenthal", ein großer freundlicher Garten an schließt. — „Tante Magarethe, liebe Tante," hören wir hier eine Helle, sröhttch« Mädchensttmme zu den Fenstern der Villa Hinaufrusen. „Bitte, komm« doch herunter und spiele mit uns Lroquetl" Ein freundliches Matronengesicht unter einem weißen Häubchen erschien am Fenster und antwortete lächelnd dem unten stehenden munteren Backfisch zu: „Kinder, se'o wohl närrisch! Ich soll mit Euch Lroquet spielen? Verstehe ich denn noch etwa» davon?" „Bitte, liebe Tante, Du verstehst Alles! Wir brauchen nothwendig noch einen; außer meiner Wenig keit sind nur Elmina nnd Leo hier — und das geht doch nicht!" „Nun hott Euch Jettchen l" „O Tante, Du unübertreffliche! Da» war ein genialer Gedanke. Leo, nun komm« mit, wir holen un» jetzt Jettchen!" Sie hängte sich in den Arm de» ihr entgegenkom menden jstngen Manne» und zog ihn mit in» Hau». „Aber hörst Du, mache ihr nicht zu sehr den Hof, sie könnt» dann später durch unglücklich« Liebe, an welcher sie schon wiederholt gelitten, noch sterben. „O, an einer solchen Liebe zu mir ist sie schon längst erkrankt; und dieses Uebel ist nicht mehr sehr zu verschlimmern."— In einein kleinen Hinterstübchen, dessen Wände oonGarderobenstücken verschiedener Arten fast ganzbe- deckr waren, ,aß die Gesuchte, welche sich mir dem AuSbesfern beschäftigte, »sie war Näherin im Hause und zwar seil langer Zeil Im ersten Moment er- schien sie noch jugendlich hüb;ch. Volles, hellblondes §aar umrahmte ein blasses, schmales Gesicht hen mit hellen, schwärmirischen Augen, die den Eindruck machten, als weilten die Gedanken stets wo anders. Die schmale Hand zog den Faden flink aus der Arbeit und langsam summte das einsame Mädchen^ die Me lodie einer Romanze. Erstaunt schaute sie auf und ein leichtes Roth überhauchte ihre Wangen, als sie Leo kommen sah. „Nun hinweg mit der Arbeet; sofort in den Gar- ten gegangen! ' redete Ottilie sie vesehlshaberisch aber heiter an. „In den Gurten, gnädiges Fräulein? MaS soll ich denn da?" „Wir brauchen noch einen zum Croquel, und da Tante Margarethe nicht kommen will, hat sie uns zu Ihnen geschickt." Sichtlich geschmeichelt erhob sich Jettchen, und nun jay man, daß sie ganz erheblich hintte. Und von diesem Hinken konnte sich Ottilie und Leo ein größeres Vergnügen ,versprechen — seit ihrer Kinder- zett war Jettchen ihnen der Gegenstand gutmüthiger Neckereien gewesen. Leo wollte ihr galant den Arm reichen; st« lehnte aber tief erröthend ab, und hinkt«,' nun hinter denBeiden her, die voranettten, um Elmina oorzuvereiten. — Wer die beiden jungen Mädchen, Elmina und Ottilie nebeneinander sah, konnte sich nicht denken, daß sie Schwestern waren. Elmina war groß und schlank, fast zu schlank, stark brünett; in vollendeter Schönheit zeigte sie die edlen Züge einer vornehmen Spanierin. Da» tiesschwarze" Haar legte sich, hinten zu einem griechischen Knoten verschlungen, wellig an den schön geformten Kops, der überall von leichten, ungeordneten Löckchen umgeben war. / Forts, folgt.