Suche löschen...
Auerthal-Zeitung : 05.05.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-05-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189905057
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18990505
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18990505
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-05
- Tag 1899-05-05
-
Monat
1899-05
-
Jahr
1899
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 05.05.1899
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Politische K»«dscha«. DentflülMtv. * Zwischen Kaiser Wilhelm und dem Prüfidenten Mac Kinley bat bezüglich de» , projektierten direkten Kabel- Zwischen Deutschland und Nordamerika ein in sympathischen Aus drücken gehaltener Depeschenwechsel statt gefunden. *Wie der Reichskanzler bekannt macht, hat der Bunde-rat mehrfache, mit dem genannten Tage in Kraft getretene Aenderungrn hinsichtlich der Ausnahmen von dem Verbote der Sonntag-arbeit im Gewerbebetriebe ge troffen. Berührt Verden davon Erzröstwerke und mit Hüttenbetrieb versehene Röstofenbetriebe, Bessemer- und Thomasstahlwerke, Martin- und Tiegelgußstahlwerke, Puddelwerke und zuge hörige Walz- und Hammerwerke, sowie Hochofen- gießereien, Glashütten, Fischräuchereien, sowie Betriebe zur Herstellung flüssiger Kohlensäure. * Gegen die gestellungspflichtigen Mennoniten zeigt sich in neuerer Zeit die Militär-Verwaltung äußerst loyal. Da diesen Leuten nach den Satzungen ihres Glaubens das Tragen einer Schußwaffe verboten ist, so werden sie jetzt fast sämtlich den Trainbataillonen zur Ableistung ihrer Dienstpflicht zugewiesen. Diese Maßnahme soll mit Rücksicht auf den bekannten Fall Thöner vom Alexander-Regiment auf An ordnung des Kaisers erfolgt sein. * Die ,Allg. Fleischerztg.' will wissen, daß die Hausschlachtungen durch den preuß. Landwirtschaftsminister v. Hammerstein in das Fleischbeschaugesetz gebracht worden seien; der Minister habe allerdings gleichzeitig die staatliche Viehversiche rung und die Entschädigungspflicht in das Gesetz aufnehmen wollen; letzteres beides sei aber im Bundesrat wieder entfernt worden, so daß nur Hausschlachtungen geblieben seien. * Für die Produktionsstatistik find auch an Landwirte Fragebogen versandt worden, jedoch, wie seiner Zeit hervorgehoben, nur an die Inhaber sogenannter „typischer" Be< triebe. Im weimarischen Bezir^tz- ausschuß kam aber am Montag ein Scheiben des Ministeriums zur Verlesung, in dem darüber geklagt wird, daß viele Landwirt.»' die Frage bogen unbeantwortet zurückgege.hen haben; ein Teil habe sich geradezu geseigert, die Bogen auszufüllen. Dem gegenüber wurde im Bezirks ausschuß darauf hingnöiesen, daß viele Land wirte wegen mangMder Kenntnisse und weil sie eine geordnete Buchführung nicht verstehen, gar t» nicht im stanh-x seien, die zum Teil schwierigen Fragen zu beantworten. * Aus, Kamerun wird gemeldet, daß die Stro/sexpedition gegen die Wute-Leute (Nm'la) mit bestem Erfolge beendet wurde. Die grpße Stadt Watare wurde zum zweiten Rial Mnzlich zerstört und alle bisher aufständigen > Wute-Häuptlinge haben sich bedingungslos < > unterworfen. Eine Wiederholung der Räubereien und Sklavenjagden nach dem Stationsgebiete von Jaunde ist gänzlich unmöglich geworden und die Sklavenjagden in den entlegene- ren Gebieten hinter Watare können, wenn nicht unterdrückt, so doch auf das äußerste einge schränkt werden. Dem regierungsfreundlichen Häuptling Ngutte soll nach Ngttastadt zu eine größere Gebietserweiterung zugestanden werden. Oesterreich-Ung arn. *Ein in der Regel gut informiertes slowe nisches Blatt kündigt eine nahe bevorstehende, überraschende, den Slawen ungünstige Veränderung mderinnerenPolitik Oesterreichs an. Einem Sprachen gesetze auf Grund des 8 14 würde die Ent - lassung des Kabinetts Thun folgen. (Das wurde schon öfter angekündigt, ohne bisher eingetroffen zu sein.) *Zum Geständnis Lucchenis wird dem .Neuen Wiener Tagblatt' aus Zara noch gemeldet: Im November 1898 wurde der Deserteur Anton Bracich aus Cilli (Steiermark) in Bencovaz ergriffen und dem Landwehrgericht Zara eingeliefcrt. Während der Untersuchung erklärte sich Bracich als Anarchist, der mit Luccheni bekannt sei. Es dürfte jedoch alles auf Prahlerei und Lüge beruhen. Areulkrelch. * Die Regierung soll beschlossen Haden, einst weilen alle Interpellationen wegen der DreyfnSsache abzulehnen. * Am 29. v. wurde du Pa tu deClam von dem Kassationshof unter Ausschluß der Oeffentlichkeit vernommen. «uglaud. *Jn einer Tischrede in der Londoner Kunst akademie gab Lord Salisbury davon Kenntnis, daß zwischen England und Ruß land ein Abkommen bezüglich der chine sischen Frage geschlossen worden ist, welches für die Zukunft eine gegenseitige Jnteressenver- letzung ausschließt. Diese Erklärung hat in England einen sehr guten Eindruck gemacht. Belgien. *Die internationale Alkohol- Konferenz in Brüssel zur Beschränkung deS AlkoholhandelS inAfrika wird Cham berlains Vorschlag annehmen, wonach in der Schutzzone der Zoll von 1k Frank für den Hektoliter destillierten Spiritus auf 100 Frank erhöht werden soll. Deutschland, Frankreich, England und Belgien haben sich auf den Vor schlag hin bereits geeinigt, die Niederlande wollen eine Zollerhöhung nur bis 7K Frank zu gestehen. * Die Lage im AuSstandsgebiet des Borinage ist unverändert. Ueberall herrscht Ruhe. Im Becken du Centre hat die Zahl der Aus ständigen um 600 abgenommen. Im Becken von Charleroi ist die Lage unverändert. Die Aussichten für die Streikenden find insofern un günstiger geworden, als von auswärts Kohlen in Massen eingeführt werden. Schweden-Norwegen. -Der schwedische Reichstag be willigte 13 Millionen Kronen für Schiffs- Neubauten. Aegypten. . * Ueber die Lage im Sudan hat Lord Äitchener, der vor kurzem nach einem 300 englische Meilen langen Kamelritt durch den östlichen Sudan in Berber eingetroffen ist, sich wie folgt ausgesprochen: „Ueberall fand ich die Bevölkerung dankbar für die Erlösung von ihren schrecklichen Leiden während der Derwisch herrschaft. Das Land ist sehr ruiniert. Der Stamm Schukurieh, der 80000 Kamele besaß, hat deren jetzt nur 1000. Die Hadendoas litten schlimmer als die übrigen Stämme; sehr viele erlagen dem Hunger in Osman Digmas Lager, wo der ganze Stamm von den Baggaras zu sammengezogen und am Abziehen verhindert wurde. Ausgenommen an der abessinischen Grenze, ist die öffentliche Sicherheit allenthalben ausgezeichnet und das Reisen ohne Schutzwache möglich." Lord Kitchener empfing die Scheichs der verschiedenen Distrikte, die alle bereitwillig ihr Bestes thun. um den während der Derwisch herrschaft verursachten Schaden wieder gut zu machen und das zerstreute Volk so weit als möglich wieder zusammen zu bringen. Bei gutem Regen hoffen sie dieses Jahr auf baldige bessere Zustände. Asten. *Die russische Bergbaugesell- schafthatdieganzepersischeProvinz Aserbeitschan auf 70 Jahre behufs Aus nutzung gepachtet. Das in Teheran ge pachtete Gebiet umfaßt den ganzen Norden Persiens; das Flächengebiet hat die Größe von Baden und Württemberg zusammen. Es gehört zu den größten Kupferlagern der Welt. Seit Jahren hat England darauf spekuliert und fast mit Erfolg. Im letzten Moment trug die russische Gesellschaft den Sieg davon. Neben der Aus nutzung der Metalle handelt es sich gleichzeitig um Anlage von Eisenbahnen, Chausseen und Häfen, sowie um die Schiffbarmachung des Flusses Araxes. * Aguinaldo soll sich erboten haben, sich zu ergeben, nachdem ihm und den Seinen von den Amerikanern volle Amnestie be willigt worden ist. Eine fernere Bedingung seiner Ergebung ist die volleUnabhängig - keit der Philippinen unter ameri kanischem Protektorat. Der Polizei verfallen. 11) Erzählung von Philipp Galen. nro'N vnniN „Wie," sagte der Polizeirat, „Sie kennen mich? Ei, das ist ja artig und mir höchst an genehm, — doch halt! Auch Sie kommen mir bekannt vor, nur weiß ich im Augenblick nicht, wo ich schon das Vergnügen gehabt habe, Sie zu sehen." Ich wollte ihm eben die nötige Aufklärung geben, da faßte er mich schärfer ins Auge, lächelte in seiner alten mir bekannten Art und fuhr rasch fort: „Nein, nein sagen Sie mir nicht, wo wir uns schon gesehen, — ich muß das selbst aus findig machen können, und mein Gedächtnis, bisher noch in der gehörigen Verfassung, darf mich auch diesmal nicht im Stich lassen. Ich will es also einmal auf die Probe stellen. — Hm! ja, daß Sie mir schon vor die Äugen ge kommen find, ist gewiß," — und er strich sich mit der Hand über die Stirn, als wollte er sein Gehirn und seine Augen zu schärferer Auffassung meiner Person anfeuem — „vor Gericht war eS nicht, nein — also wo anders, doch wo, wo!" Und nachdem er mich noch einmal scharf be obachtet und ich schon zu lächeln begann, rief er plötzlich: „Halt! Ich hab's, doch eS find schon Jahre her, daß wir uns sahen, nicht wahr? Und mir kamen so viele Physiognomien vor die Augen, daß man mir wohl verzeihen kann, wenn ich einmal etwas langsam und vorsichtig daS ChaoS meiner Erinnerungen zu entwirren suche.' — Doch ja, ich hab's und nun weiß ich es be stimmt, — war es nicht in der Dorotheenstraße?" „Beim Professor —, wenigstens ihm gegen über, ja," sagte ich, „da war es, und Sie haben mir od-r eigentlich meinem Freunde Bi . . ., bei dem ich nur zum Besuche war, damals die Ehre erwiesen, eine Tasse Kaffee mit uns zu Winken und von dem Fenster unseres Zimmers aus die Bewegung der Gardinen zu beobachten, um auf diese Weise die drei Einbrecher zu er tappen, die sich die Abwesenheit des Herrn Pro fessors zu Nutze machen wollten." „Richtig, richtig," sagte er, „so ist es, ich erinnere mich an den schönen Sonntag-Nach mittag ganz genau. — es war ein Hauptspaß, — o, mein Gedächtnis ist noch ganz gut, wie Sie sehen, aber — da fällt mir em, war da bei Ihnen an jenem Tage nicht auch von meinem ehemaligen Gefangenen, dem Theologen Adalbert N . . . die Rede?" „Gewiß, Herr Polizeirat," sagte ich lachend, während er schon neben mir auf dem Sofa Platz genommen, „aber der ist jetzt kein Theolog mehr —" „Nein, nein, ich weiß, ich weiß," unterbrach er mich, „er ist ein berühmter Sänger in München geworden und erfüllt die ganze Welt mit seinem Ruhm. Aber wie, — ist das etwa alles, waS Sie von ihm wissen?" fragte er lächelnd weiter, „ich, o, ich weiß noch viel mehr." „WaS denn?" fragte ich verwundert; denn seine Miene HM dW letzten Worten einen eigentümlichen Glanz angenommen. „Nun, man, — daS heißt, die Tochter de» «Die bisherigen Verluste der Ameri kaner auf den Philippinen helaufen sich auf etwa LOO Tote und ItOV verwundete. * Die »Times' berichten «-Hongkong, daß jeder Widerstand in de« erweiterten Kaulung - Gebiete unterdrückt ußd die Ord nung wieder hergestrllt sei. . P»»«eirch»» Am Montag wurdr im Abgeordnetenhaus über dm Antrag Gamp (freikonfi) bett. Maßregeln ^egen die in der Landwirtschaft Herrschmd« Lmtenot ver handelt. Di« von der Kommission vorgeschlagene Resolution fordert die KonzessionSPflicht der Gesinde vermieter, Erschwerung des KontraktbruchS, Halb- tagSschulunterrtcht. Verminderung, der Beschäftigung von Arbeitern in Staatsbetrieben während der Erntezeit und die Verwmdung von Strafgesangenm bei Melioration»- und landwirtschaftlichen Arbeitm. Nach Annahme dieser-Resolution vertagt« sich daS Hau». Der Kaiser auf der Arrerhahujagd. Aus Gernsbach wird den,M. N. N.' ge schrieben: Alljährlich, wenn die schwellenden Knospen der Buchen den grauen Winterwald mit ahnungsvollem Grün überhauchen, wenn die ersten Frühlingsboten vereinzelt auS dem seinen Süden wieder bei unS eintreffen, wenn vor der Sonne siegenden Strahlen der Schnee auf deS Schwarzwaldes dunklen Bergen zu schwinden beginnt, dann regt sich im Herzen deS edelsten unter unseren „jagdbaren" Vögeln, deS AuerhahneS, die Liebe. Er, der das ganze Jahr hindurch als Einsiedler gelebt, der die Gemeinschaft der Hennen auf das strengste gemieden, der stolz, ja pflichtvergessen ihnen die Sorge um die Aufzucht seiner letztjährigen Nach kommenschaft überließ, auch er zahlt jetzt der „alles bezwingenden" Liebe seinen Tribut — er tritt auf die Balz. Das ist die Zeit, wo Deutschlands waidgerechtester Jäger, Kaiser Wilhelm H., alljährlich zur Ausübung der Auerhanjagd als Gast bei seinem Onkel, dem Großherzog von Baden, weilt. Dort, wo der alte Rhein seine liebliche Tochter, die Murg, in seine Vaterarme schließt, dort öffnet das herr liche Murgthal dem Wanderer seine gastlichen Thore; und wahrlich, noch niemand hat es gereut, dort eingetreten zu sein, denn wer diese Perle des Schwarzwaldes kennen gelernt, ist nur mit schwerem Herzen von ihr geschieden, und mit magischer Gewalt zieht es ihn fort und fort wieder zu ihr hin. Dort liegt, fast 1000 Meter über dem Meere, fernab vom Getriebe der Welt, das auf einem Quader-Unterbau im Blockhausstil erbaute Jagdschlößchen Kalten bronn. Einfach und anspruchslos wie sein Aeußeres ist seine Einrichtung. Den einzigen, für das Jägerauge allerdings herrlichsten Schmuck bildet eine Sammlung hervorragender Hirschgeweihe und Rehkronen, die die Wände des Speisesaales und der Korridore schmücken. Auf speziellen Wunsch des Kaisers ist an der Einrichtung nichts geändert worden, die Ein fachheit gerade ist es, die dem hohen Herrn den Aufenthalt dort oben so lieb macht. Wenn nun die Nachricht von der bevor stehenden Ankunft des Kaisers auf dem Kalten bronn eintrifft, dann beginnt für die dort stationierten Jagdbeamten eine Zeit fieberhafter Thätigkeit. In erster Reihe gilt es, die Äuer- hähne zu „verhören". Zu dem Zweck haben die Beamten allabendlich abzupürschen, um die Hähne beim „Einstehn" „auszumachen", d. h. diejenigen Bäume ausfindig zu machen, auf denen der Hahn gegen Abend „aufzubaumen" pflegt, um dort zu schlafen. Gewöhnlich ist der „Schlafbaum" auch der „Balzbäum" des Hahnes, manchmal aber auch — und dies ist eine Eigen tümlichkeit gerade der ältesten Hähne, der Schlauesten unter den Schlauen — „reitet" er des Morgens nach dem Erwachen ab, um auf einem entfernt stehenden Baume zu balzen. Immer aber pflegt es ein bestimmter Baum zu sein, den der Auerhahn während der ganzen Balzperiode als Balzplatz festhält. Diese Plätze mit Sicherheit festzustellen, versteht man unter dem Fachausdruck „den Hahn ausmachen". Ist nun ein Hahn „ausgemacht und bestätigt", d. h. ist durch mehrfache Beobachtung festgestelli, daß der Hahn den betreffenden Baum als festen Bolzplatz gewählt hat, dann werden zu diesem tagsüber Pürschwege angelegt oder bereit» vor handene sorgfältig von Blättern und Arsten ge reinigt, um das „Anspringen* d«S Hahnes zu ermöglichen. Sus dem Kauenbronn werden der art jährlich 30—KO Hähne bestätigt, eine Arbeit, die hohe Anforderungen an die Thätigkeit der Beamten stellt, die aber von diesen freudig über wunden wird, wenn da» Resultat der kaiserlichen Jagden den Hoffnungen und Wünschen entspricht. Eine Stunde etwa, bevor am östlichen Hori zont die ersten fahlen Streifen daS Erwachen de» jungen TageS anzeigen, fährt der Kaiser in Begleitung seine» Führer», des grobherzoglichen HofjägermeisterS v. Schilling, dem für die Morgen balzjagd bestimmten Revier zu. Dort ange- kommen, wird auSgestieaen und die letzte Strecke zu Fuß zurückgelegt. Dann wird, unter sorg fältigster Vermeidung jeden Geräusches, der Pürfchweg beschritten, der den kaiserlichen Jäger bis etwa auf 200 Schritte dem Balzbäum nahe bringt. Noch herrscht ringsum jenes wunderbare Schweigen, das nur dem Nadelwald eigen ist. Da beginnt sich im Osten der Himmel zu färben. Schon vermag das spähende Auge einzelne ent ferntere Gegenstände zu erkennen — da horch! Was ist das ? Ein Ton, wie daS Brechen eines dürren Astes klingt an daS Ohr des lauschenden Waidmannes. Einen verständnisvollen Blick tauschen die Jäger auS, da klingt es wieder ... tack ... tack... tack.. ., dann schnell hintereinander tacktacktacktackt in absteigender Ton leiter, dann folgt der Schleifer schwschwschwüiifch. Das ist das Liebeslied des „großen Hahnes", der Balzgesang des königlichen Vogels! Jetzt beginnt für den Waidmann derjenige Teil der Jagd, der ihren Hauptreiz bildet. Nun treten die Intelligenz und körperliche Gewandtheit des Menschen mit den feinen Sinnen des Wildes in Wettstreit. Der Hahn nämlich, dessen Gesichts sinn und Gehörsinn so fein ausgebildet ist, daß er auf weiteste Entfernung jede verdächtige Be wegung, jedes ungewohnte Geräusch wahrnimmt, ist bekanntlich während der zweiten Strophe seines Balzliedes, des Schleifers, taub und blind — „im Liebestaumel", sagt der Volksmuud. Der waidgerechte Jäger weiß es besser, warum. Beim „Schleifer" nämlich öffnet der Hahn den Schnabel so west als möglich. Dadurch legen sich die Augenlider fest aufeinander, und im Jnnem des Kopfes preßt sich je ein Halbmond- förmiger, gebogener Knochen derart vor jeden Gehörgang, daß dieser auf wen'ge Augenblicke für jedes Geräusch verschlossen ist. Dieser Ab schluß ist so absolut, daß selbst Fehlschüsse aus nächster Nähe von dem Hahn nicht vernommen werden. Diese nur wenige Sekunden andauernde Zeit des Schleifers muß der Jäger zum „An springen" benutzen. Nur zwei bis drei Schritte kann sich der Anspringende während jedes Schleifers dem Hahne nähern, dann muß er wieder, gedeckt hinter einem Felsen oder Stamm, oft in der unbequemsten Stellung, mäuschenstill verharren, denn nach jedem Gesang „sichert" der Hahn ausmerksam seine Umgebung ab. Wie in allen Jagdarten, so auch in dieser, ist der Kaiser Meister. Jeder Schleifer bringt den Hahn seinem Verhängnis näher. Schön hat der Kaiser den Balzbaum bis auf Schuß weste erreicht, aber vergebens sucht das geübte Auge in dem Gewirr der Tannenäste nach dem Hahn. Jetzt schleift dieser wieder. Gewandt springt der Kaiser nach rechts, um vielleicht von dort aus besseren Einblick in daS Geäst zu finden. Vergebens! Nochmals und abermals muß er zur Seite springen — da endlich erblickt er, fast auf der höchsten Spitze der Tanne, dicht an den Stamm geschmiegt, einen schwarzen Klumpen. Das muß er sein, der Langgesuchte! Und richtig — jetzt setzt er wieder zum „Knappen" an, tack... tack ... tack .. . — vorsichtig lugt der Kaiser hinter dem Stamme hervor, er sieht, wie der Hahn, in Liebeslust alles um sich her vergessend, den Stoß zum Fächer stellt: die Flügel finken bis auf den Ast, auf dem er steht,,: hernieder, lang streckt sich der Hals nach vorne — „schwschwschwiiiisch" soll die zweite Strophe folgen, da zieht der Kaiser blitzschnell die Büchse an die Wange — ein Knall — und der könig liche Vogel finkt mit dumpfem Aufschlag in das weiche MooS. damaligen — Ministers Exzellenz, die schöne Bcrtha, die einen so herrlichen Sopran sang und auch jetzt noch singt, hat mit ihm seit Jahren in lebhaftestem Briefwechsel gestanden, und jetzt hat sie ihn, wie sie ihm einst ver sprochen, — hierher gerufen, um sich von ihm nicht nur ihre Lieblingsarien vorfingen zu lassen, sondern um sich, — nun, das übrige werden Sie sich schon denken können —" „Nein, daS kann ich mir nicht denken," sagte ich etwas erregt, „der immer so kühne Mensch hat doch nicht etwa seine Augen zu der so hoch stehenden Dame erhoben und um ihre Hand ge worben ?" „Was Sie gut raten können!" lachte er laut auf. „Ja, so ist eS, ich will es Ihnen wenig stens »lld rosa anvertrauen, obwohl es für» erste noch nicht unter die Leute kommen soll. Aber, daß die Verlobung bald stattfinden wird, ist gewiß: die beiden jungen Leutchen brauchten sich nur ein- oder zweimal zu sehen und zu hören, und sie brannten für einander so lichterloh, daß es nicht Wasser genug auf der Welt gab, um die Flammen in ihrem Innern zu löschen, und so mußte der exzellente Alte, der in der Thal ein herzensguter Mann ist und seine Kinder ebenso wie die Musik über alles liebt, aus der Not eine Tugend machen und sagen: „Na, wenn Gott will und wenn ihr wollt, dann will ich auch und so segne ich euch!" Haha!" Ich war still und nachdenklich geworden: denn. das hatte ich von Adalbert N . . . doch nicht erwartet und erwarten können ; auch war e» mir vollkommen neu; denn ich hatte nur einmal vor einem Jahre von meinem Freunde Wilhelm einen Bries erhalten, worin er mich von den günstigen Erfolgen des jungen schönen Sängers, des ehemaligen Demagogen unter richtet. „Ja, ja," fuhr der Polizeirat langsam und bedächtig redend fort, „so geht es im Leben, — pvr aspsra sä sstr», vom Theologen und Dema- ' gogen zum Hofopernsänger, vom armen Schlucker zum reichen Mann —" „Ist er denn schon reich?" fragte ich höchst naiv. „Noch nicht, aber er wird eS werden; denn so viel weiß ich bestimmt, daß seine zukünftige Frau einen reichen, — einen sehr reichen Vater und zwei alte, ebenso reiche kinderlose Onkel hat, und da wird auch wohl für ihn etwas abfallen. — Doch genug davon," brach er plötzlich ab, und sein Gesicht nahm eine ernstere und nachdenkliche Miene an. „Jetzt will ich mit Ihnen von einer anderen Sache reden, von der, die mich heute in die Neue Charitee geführt hat.. So hören Sie denn, und nun muß ich einmal wieder den Kriminalpolizisten vor Ihnen spielen. Vor einigen Tagen ist hier in Berlin bei einem unserer ersten Juweliere ein raffinierter Einbruchsdiebstahl ausgeführt und eine Menge goldener Kostbarketten nebst wertvollen Edel steinen geraubt worden. Auch eine Rolle mit Gold, fünfzig FriedrichSd'or enthaltend, hat in der eisernen festgeschlossenen KM gelegen, welche mitzunehmen die stechen Eindringlinge nicht verschmäht haben. So weit Ort und Stelle deS Einbruchs bi» jetzt untersucht worden find, hat sich heraus- gestellt, daß ins Innere de» Juweliergeschäste»
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)