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Plötzlich >or .fotze find 40000 Mann in New »ort plöi" außer Arbeit gesetzt worden, well der Mayor alle öffentlichen Arbeiten hat ein stellen lassen, btb die städtischen Finanzen geregelt find. Die jetzige Stadtverwaltung weigere sich, 1... früheren Administration abgeschlossen« .... _!e früheren Administration abgeschlossene Kontrakte anzuerkennen. Sine der Fotzen dieser Ver hallens des Stadtverwaltung werd« wahrschein» Nch sein, daß im Herbst 50000 bis 60000 Kinder -on dem unentgeltlichen Schulunterricht aurgeschloffen werden weil die gegenwärtigen Schulgebäude ihrem Zweck nicht entspreche«. Grrichtshalle. Dom». 3« vergangenen Winter hatten studentische Korporationen von de« Wäscher Renner hierselbst einen Schuppen zum Abhalte» ihrer Mensuren ge» tutetet und paukten drauf los, bi» den Nachbarn di« Sache zu toll wurde und die Polizei einschritt. Der Wäscher stand wegen Beihilfe zum Zweikampf vor der Strafkammer. Er gab an, da» Lokal an die ihm unbekannten Studenten nur zu „Fecht übungen" vermietet zu haben, fand damit aber keinen Glauben und erhielt einen Monat Festungs haft zudiktiert. Stettin. Ein Metallarbeiterstreik in Torgelow, bei dem ArbeitSwtllig« von einer Schar Streikender überfallen und mißhandelt wurden (es blieb sogar «ine Toter auf dem Kampfplatz), hatte ein böse» Nachspiel vor dem Schwurgericht. Von dm 40 An geklagten wurden 14 freigesprochen. Neun wurden wegen schwere« Landfriedensbruche» und 17 wegen einfachen Landfriedensbruches verurteilt. Die Strafen bewegen sich zwischen 6 Monat und 1 Zahr 6 Monat Gefünani» und 1 Jahr S Monat bi» S Zahr Zucht- Hau» für die fünf schwer Belasteten. Vrt»- Heinrich i» Kiinrtsch*». Die Ankunft des Prinzen Heinrich und des ihn begleitenden deutschen Geschwaders in der Kiautschou-Bucht ist inzwischen wohl schon er folg um» hat aller Augen wieder auf Oftafien gelenkt, und alle Well beschäftigt sich eifrig mV der Frage, in welcher Weise die Entwickelung der neuen Kolonie vor sich gehen wird. Nach dem England sich im Jahre 1848 die damals noch öde Insel Hongkong hatte abtreten lassen, und zwar als dauernden Besitz, welche den großen Vorzug hatte, als Zwischenstation für den Handel mV allen nördlich und südlich gele genen Küstenplätzen in China dienen zu können, und Frankreich durch den Frieden von Tientsin im Jahre 1885 da» früher zu China gehörige Tongking zugesprochen erhielt mV einem Areal von 314000 Quadrat-Kilometer und 14 Mill. Einwohnern hat das Deutsche Reich als dritte Macht in China festen Fuß gefaßt, indem eS von der Kiautschou - Bucht Besitz ergriff. Die Handelshäuser und Handelsschiffe Deutschlands haben allerdings schon längst eine stetig an Bedeutung zunehmende Rolle in China gespielt. Nach Berichten von sachkundigen und erfahrenen Kennern der chinesischen Küste hat ein für Deutschlands Interessen in China geeigneterer Platz kaum gefunden werden können, als die an der Südseite der volksreichen Provinz Schantung gelegene Bucht in Kiautschou. Naturgemäß darf man bei der Erörterung des -eutschen Interesses nicht von der Beschaffung der Kiautschou-Bucht in der gegenwärtigen Lage ausgehen. Um die Bedeutung zu würdigen, welche der Erwerb der Kiautschoubucht in ab- ehbarer Zukunft für Deutschland, insbesondere ür unsere Handelsinteressen gewinnen kann, lenügt eS, einen kurzen Rückblick auf die Ent wickelung der englischen Kolonie Hongkong zu werfen, die geradezu vorbildlich für Neu-Deutsch- and in China genannt werden kann. Hongkong »arte im Jahre 1842, wo eS von den Eng- ändern in Besitz genommen wurde, etwa 2000 Einwohner, zählte im Jahre 1896 fast 139 000 Einwohner und 1865 sogar 253 000. Die ein- ttze öde nackte Fischerinsel hat sich im Laufe >eS verflossenen Vierteljahrhunderts in einen der schönsten, gesündesten Orte verwandelt, mV einem umfangreichen Welthandel und einem großen Wohlstand seiner Bewohner. Noch i854 wurde Hongkong für die schmutzigste, ekel- -afteste Kolonie Großbritanniens erklärt. Heute besitzt eS einen herrlichen botanischen Garten, Königsberg. Der Tod eines sechs Monate alten Kinde«, das an Darmkatarrh erkrankt war, «acht hier viel von sich red««. Da« Kind deS Bäckermeister Plattmann hat durch den Genuß einer zu großen Dosts Antifebrin sein Leben eingebüßt. Der Arzt hatte ein ungefährliches Pulver verordnet, Infolge einer Verwechslung erhielt ab« di« Mutt« in der Äotheke statt dessen Antifebrin. Zwar stellten sich bet ve« Kinde schon nach dem Genuß d«S ersten Pulvers heftige ErkrankungSaschetnungen em, trotzdem aber «hiev eS gemäß d« ärztlichen Vorschrift deren noch zwei, die dann den Tod herbei führten. Tue gerichtliche Untersuchung deS Falles ist bereits eingelettet. Trarbach. Auf da« Preisausschreiben deS Trarbach« Kasino»: ,1000 feine Flaschen für ein volkstümliche« Moselweinlied" find bi« jetzt schon «ehr als 400 Gedichte eingegangen. «IS Preisrichter weichen wvken: Heinrich Seidel, Johannes Trojan und Dr. HanS Hoffmann. DaS Trarbach« Kasino beabfichttgt, eine größere Anzahl d« bis zum Schlußtermin, dem ersten September d., eingehenden Gedichte., ohne Nennung d« Verfasser und unter Vorbehalt ihr« Rechte, Anfang September im Drück er» scheinen zu lassen. Heidelberg. Bei dem AntrtttSkommerS deS hiesigen Senioren-KonventS in der Hirschgaffe wurde in d« Nacht zum Sonntag der dem Korps Saxo»Borussia angehöreude 19 jährige Student BorweK aus Wiesbaden plötzlich vom Schlage getroffen und war sofort «ne Leiche. Wien. Ein am Montag abend bei einem Borstadtjuwelier verübte« Bombenattentat durch eine mV Schießpulver geladene Schnupftabak» dose führte eine Bande internationaler Einbrecher, die schon in Nahem längere Zuchthausstrafen verbüßte, in die Hände der Polizei. Die Sipp schaft verfügte über ein wohlafsortierteS Lag« d« besten EinbruchSwerkzeuge und verwalte ungezählte Pretiosen. Part». Am 4. Mai wurde d« Grundstein zu der .SedächtniSkapelle für die Opfer d« Brandkatastrophe im Bazar der Rue Iran» Goujon von Kardinal Richard geweiht. Zu dieser Zeremonie wurden nur die Angehörigen der Opf« der Katastrophe zUgelaffen. Die Obhut üb« die Kapelle wird einem stanzöfischen Frauenorden übertragen werden. Dieser nennt sich „Gesellschaft d« Klosterstauen zur Hilfe leistung für die armen Seelen im Fegefeuer" und ist von Eugenie Smet, nunmehr „R. M. Marie de la Providence" genannt, am Aller seelentage des Jahres 1853 zu dem Zwecke ge gründet worden, „um für die armen Seelen zu beten, zu leiden und zu handeln." Er besitzt, wie die französische Presse bei dieser Gelegen heit feststellt, zahlreiche Ordenshäuser in Paris, in d« Provinz und den Kolonien. Die Ordens- flauen verlassen den Konvent nm, um die Armen zu besuchen. . — Bei der Wettfahrt von Automobil wagen in der Nähe von Pörigneux ereignete sich ein furchtbarer Unglücksfall. Der 850 Kilo schwere Wagen de« Marquis de Montagnac aus Paris wurde von einem anderen Motor wagen gestreift. Montagnac wandte sich um, in demselben Augenblicke stürzten beide Wagen in den Straßengraben. Montagnac erlitt einen Schädelbruch, welchem er alsbald erlag. Sein Heizer wurde lebensgefährlich verwundet, auch einer der Insassen des anderen Wagen- wurde schwer »«letzt. Jfigny (Dep. CalvadoS). In Mancelisre wurde ein 27 jähriger junger Mann am Tage vor seiner Hochzeit durch einen von der Straße in sein Zimmer abgtfeuertea Flintenschuß ge tötet. D« Verdacht der That richtet sich auf einen Nebenbuhler des Ermordeten. Leeds. SeV einigen Monaten werden hierselbst Versuche unternommen, um die in den städtischen Abfällen enthavenen Bakterien zu töten. Der Stadttat hat zu dem Zwecke ein großes Bassin bauen lassen. Die Versuche find so «folgreich gewesen, daß vi« neue Bassins gebaut wnden sollen. Die Reinigung der Ab fälle ist so gründlich, daß eingesetzte Karpfen in den Bassins gedeihen. New Uork. Dem .Daily Chronicle' zu- eutzückend. Obgleich lange al» Fiebernest be» rüchtigt, ist e« für eine tropisch« Stadt heute ver hältnismäßig gesund « nennen. Noch in den Jahre« 1850 bis 1858 starben von d« Zivil bevölkerung jährlich acht Prozent, heule zwei bi» drei Prozent. Seit de« Ende der fünfzig« Jahre braucht die englisch« Staatskasse keine Zuschüsse «ehr für die Kolonie «u leisten, die sogar zur Erbauung der neuen Befestigungen erheblich beiaettagen hat und auch einen großen Teil d« Kosten der Besatzung trägt. Ursprüng lich sollte Hongkong nur eine Art zollfrei« Niederlage werden, wo die europäischen Kauf» Heute ihre Waren nttt>erlegen könnten, bis sie Gelegenheit hätten, sie in chinesische Häfen oder an chinesische Kaufleute zu verkaufcu. Hongkong verdankt sein Aufblühen, feine rasche und glänzende Entwickelung, seine. maßaebende Stellung i» Welthandel da völlig« Freiheit deS Verkehrs, da Freiheit deS Warenyandel«, d« Freiheit der Niederlassung ohne Unterschied d« Nationalität. Sein Freihafen steht den Schiffen und HankelStreibenden all« Nationen offen. Allein entscheidend find in d« kleinen Kolonie, in d«e» außer einigen Zuckerraffinerien und Schiffswerften keine Industrie gibt, die Interessen des Handels. Der Etat derselben wieS im Jahre 1889 nach den damals v«» öffentlichten Blaubkchern eine Gesamtausgabe von 1 835 700 Doll« auf. Uni« diesen nehmen d« Unterricht 53 902, das Gesundheitswesen 113 521, Rechtspflege, Polini, Gefängnisse 370964 Dollar in Anspruch. D« Beitrag da Kolonie «l den Militär» Ausgaben be trug 131637 Dollar. Die Einnahme von 1823 550 Doll« wird zum Teil durch Steuern (Stempelsteuern, Lizenzabgaben von bestimmten Gewerbebetrieben, insbesondere vom Opiumhandel, Gebäudesteuer und Grundrente), dann durch die Postüberschüsse, Gebühren, Geldstrafen rc. aufgebracht. Sehr eigentümlich ist die Einnahme auS d« Grundrente auSge- bildet, die in Hongkong einen erheblichen Be ttag abwirst. Man verkaufte überhaupt nicht das Land zu Eigentum, sondern verlieh nm ein Nutzungsrecht (leaos) auf längere Zett, anfangs nm auf 75 Jahre, gegen Rente, die, von einer amtlichen Minimalrente ausgehend, durch öffentliche Versteigerung festgestellt wurde. Dadurch wmde d« Kolonie eine dauernde Ein nahme von dem Land gesichert und zugleich die Aussicht, daß die Wertsteigerung deS Lander nach Ablauf deS Nutzungsrechts d« Kolonie zufiel. Die ehemalige einsame Fischinsel, auS der" die Engländer in fünfzig Jahren ein wahres Paradies und einen der wichtigsten Handelshäfen der Welt geschaffen haben, weist gegenwärtig eine Weltstadt von 300000 P«. souen auf und beherbergt in seinem Wasserbecken jährlich etwa 36000 Schiffe mit 6 bis 7 MM. Tonnen Gehalt. D« Handel Hongkongs er» reicht in jedem Jahre fast tausend Mill. Mark. Wenige Häfen d« Erde können sich dabei an Großartigkeit mit Hongkong messen. Ein genauer Kenner d« dortigen Verhältnisse «klärt aber über zeugt zu sein, daß es für die neue deutsche Be sitzung in der Provinz Schantung nützlich sein würde, wenn man die langjährigen Er fahrungen, welche in Hongkong gesamme t find, sich zu nutze macht. Bei all« Verschiedenheit des Klimas, des Charakters d« Bevölkerung, >er kommerziellen Lage habe doch Kiautschou die Basis seiner Existenz mit Hongkong ge meinsam: den steten Handel und die freie Schiffahrt. Kuntes Allerlei. Briefmarkensammler seien darauf auf merksam gemacht, daß von der als größte Seltenheit bekannten sog. Postoffice-Marke der Insel Mauritius auS dem Jahre 1847 wieder ein Exemplar aufgefunden worden ist, und zwar n alten Briefschaften auf der Insel selbst. Der glückliche Find« verlangt für daS Stück 1500 Pfund (30 000 Mk.). Zweifellos wird « einen annähernden Preis «hatten. Eine Anzahl Zuchtschafe ist nach Deutsch- Südwestastika von d« Siedclungsgescllichaft »inübergeschaft worden, ebenso drei Saanthal« r» Ziegenböcke und 7 Völker edler Rassen-Hühn«, und seine öffentlichen Anlagen sind geradezu Puten, Perlhühner und Gänse. Erfurt. Al» der Gastwirt Wieneck« in Hochheim bet Erfurt seinen Acetylen-Apparat kontrollierte und dabei unvorsichtig zu Werke ging, schoß plötzlich eine mächtige Stichflamme hervor und setzte den Wirt in Flammen. Er trug ganz entsetzliche Brandwunden im Gesicht davon, welche dieses entstellen. Auch die rechte Hand ist übel zugerichtet. Der Berunglückte wird die Spmen d« Verletzungen wohl nie valteren. «tsenaeb. D« Brakteatenfund, welch« im Herbst auf dem an d« Bornstratze gelegenen v. Sichelschen Grundstück gemacht worden ist, hat eine größere numismatische Bedeutung, als man ursprünglich angenommen hatte. Uut« den mehr«« Hunderte zählenden HändletnSpfennigen befinde« sich 26 bitt« gänzlich unbekannte Stempelbrakteaten. Die BergrablMgSzeit wird durch Brakteaten der Aebte Berthou» IV. und Werkworth von Fulda auf das Ende deS 13. Jahrhunderts bestimmt, fällt also in die Zett d« Streitigkeiten d« Markgrafen von Meißen mit Adolf von Nassau. Die Münzen zeigen zumeist den rettenden Landgrafen, teils auch den Thüringer Helm, find also landgräf lichen Schlages und m der wett überwiegenden Mehrzahl, in Eisenach oder Gotha geprägt worden. Einig« wenige Stücke gehören den Herren von Salza an. Die Bedeutung deS Fundes beruht einmal in d« interessanten Dar stellung der Münzen sowie wett« darin, daß dadurch festgestellt worden ist, daß d« Ursprung d« HändleinSpfennige Wetter zurückliegt, als man bisher annahm. Schmalkalden. Bei d« Verteilung deS elektrischen Lichtes zur Beleuchtung d« Straßen war die Haargasse gar stiefmütterlich bedacht worden; die Gaffe sollte sich mit dem Schein d« Bogenlampen in den Nachbarstraßen be gnügen. Die biederen „Haargässer" wußten jedoch der „BeleuchtungSkommisfion* zu im ponieren. Sie brachten in der Mitte d« Gaffe eine an einem Draht hängende Stall-Lattrne an. Das half! Kiel. D« Maschinist Sommer wurde am Montag abend d» HauSflur ein« Wirtschaft niedergeftochen. Stnbend äußerte er zu einem Kriminalbeamten, d« Seemann W. sei d« Mörder. Dieser habe die That verübt, wett « befürchtete, Sommer werde einen von W. aus geführten Einbruchsdiebstahl in einem Uhren laden-anzeigen. Zwickau. Durst nach Rache und vielleicht auch der wilde Schmerz eines »«schmähten Liebhabers haben den 50 jährigen Harmonika- stimm« Rostock in Untersachsenberg zum Mord versuch und Selbstmord getrieben. Rostock, der verwitwet ist und sich gerade nicht des besten Rufes erfteut, hatte mit der Führung sein« Wirtschaft eine arbeitsame Witwe betraut und diese auch veranlaßt, mit ihm die Wohnung zu teilen. Nachdem diese jedoch die Ueberzeugung «langt, daß Rostock eS auf nichts anderes ab gesehen hatte, als sich von ihr ernähren zu lassen, verlieb sie ihn. Dies nahm Rostock nicht ruhig hin, sondern verfolgte die Witwe mit Drohungen und wurde auf eine Anzeige hin dieserhalb mit 20 Mk. bestraft. Als dieser Tage die Witwe sich in den nahen Wald, um Holz zu sammeln, begeben hatte, folgte Rostock ihr dahin, nachdem er sich einen Revolver gekauft hatte. Nach längerem Suchen fand « sie, wie sie ermüdet mit der schweren Bürde am Waldes- rand auSruhte. Er stürzte sofort auf die Wittwe zu und feuerte auS nächster Nähe zwei Schüsse auf sie ab, von denen der eine nur streifte, der andere ab« traf, und sie schwer, aber wohl nicht tödlich verletzte. Sie behielt noch so viel Kraft, bis zu den ersten Häusern des OrteS zu wanken. D« Mörd« aber eilte, nachdem er noch einige Schüsse gegen sich abgefeuert hatte, ohne sich zu treffen, wett« hinein in den Wald und er hängte sich. Krefeld. Verhaftet wurden die Agenten Hubert Anno und Otto Wittfeld aus Aachen, die hier, wie in ein« Anzahl and«« Städte, „internattonale" Stellen - VermtttelungSbüreauS eingerichtet hatten, welche sie dazu benutzten, Stellensuchende zu prellen. AuS gleichem An lässe wird ein Agent und VerficherungSbeamter, Julius Schwartz, auS Stettin gebürtig, steck- stflich verfolgt. „Ist sie denn krank, Amme?" „Nicht doch, aber uns« Herr ist eben ganz unerwartet zurückgekommen. Sie fand nur noch Zeit, in mein Zimm« zu eilen und mk zu sagen, daß ich Sie hi« finden und Ihnen die« bringen solle? AIS sie dies gesagt, zog sie aus ihrer Tasche einen rundem in Papier gewickelten Gegenstand heraus, welchen sie Georg einhändigte. Er steckte ihn ein und sagte: „Sonst hat sie dir nichts aufgetragen?" „Nur daS eine noch, daß Sie sich nicht mehr in d« Nachbarschaft aufhalten, sondern wieder nach London gehen und ihr Ihre Adresse senden möchten." „Sage mein« Mutter tausend Dank und ich würde in allen Stücken nach ihren Wünschen handeln, und jetzt Adieu, liebe Alte, Gott segne dich für deine Treue, sage meiner Mutter noch ferner, daß ich hoffe, sie würde Mich in der nächsten Zett kommen taffen. Ich werde ihr gleich meine Adresse senden, wie ick einen Ent schluß gefaßt und ein neues Quartier habe." Er drückte einen Kuß auf die Wange d« alten Frau und verließ sie. Als er sich allein im Parke sah, öffnete er das Paket, daS ihm Ellen -ugesteckt hatte. Unter der Papierhülle befand sich ein Futteral von rotem Maroquin, und als er auf die Fed« desselben drückte, sah n ein Braffelett von massivem Solde, reich mit Diamanten und Tür kisen besetzt, die Vergißmeinnicht bildeten. Georg betrachtete eS mit der Freude, mit welch« man «in Kunstwerk bvkqchtet, ohne zu bedenken, daß eS von seinem Feinde stamme. In dem Etui war d« Name deS Juweliers auf den Atlas gedruckt. Georg schloß eS, wickelte eS wieder in daS Papier und steckte eS in seine Brusttasche, worauf er in tiefen Gedanken verloren seinen Weg fortsetzte, bis ihn d« Anruf einer Be gegnenden, den er fast umgeworfen, aufblicken machte. ES war der Kondukteur des PostkaiiolS, welcher eine Blume auf seinem Hute und einen blühenden Zweig hinter dem Ohre seines Pferdes, daher gefahren kam. Er fühlte sich als Beamter und war sehr possierlich in sein« Wtchtigthuerei. Zu ein« anderen Zett würde Georg üb« ihn gelacht haben, jetzt machte er dem Stör« aut süßen Träumen — er hatte eben ay Mara gedacht — ein finsteres Gesicht und ging wett«. In Amherft angekommen, zahlte. « seine Rechnung und ging mit dem nächsten Zuge nach London. Während der ganzen Fahrt hatte sich du junge Mann mit Plänen für seine Zukunft be schäftigt, und kaum in d« Nähe du Redaktion deS Merkurs' angekommen, stieg er aus und meldete dort seine Bereitwilligkeit an, in das Geschäft einzutreten. In dem großen Raum war so ziemlich alles beschäftigt, aber dennoch wurde der Ankömmling, welcher sich auch hier Paul Mard nannte, auf daS fteundlichst« durch lebhafte Zurufe empfangen. Selbst des Chef- redakteur« etwa», ermüdete Züge erheiterten sich, als « in daS Allerhetltgfte feines BüreauS trat. „Gottlob, daß Sie da find, alt« Bursche, Sie fehlen mir sehr. Können Sie sich denken, daß dies« kichtsertige Schimm« nicht einmal eine Nachricht über den Mord sandte?" „Ueber welchen Mord, Sir?" „Sch, ich v«gaß, daß Sie verreist waren. Mn, eS ist ein Mord geschehen und Schimm« läßt mich ohne Nachricht, eS ist gerade zum Verzweifeln." „ES thüt mir sehr leid für Sie, Cunning ham," entgegnete Georg lachend, „ab« ich komme von der Reise, bm todmüde und weiß von keinem Morde. Ich kam eigentlich nur, um Ihnen zu sagen, daß ich von morgen an der Ihre bin und in daS Geschäft eintreten werde. Sie haben eS mir ja schon so ost vor geschlagen." „DaS ist eine treffliche Id«, Mard, ich bin sehr froh, daß Sie zu Len „Unseren" gehören, ich hatte immer angst, daß eine andere Redaktion Sie uns rauben würde. Ueber die Größe Ihres GehaltS haben wir ja schon gesprochen. Doch Sie sehen wirklich furchtbar ermüdet aüS, all« Bursche. Gehen Sie nach Haus«, ruhen Sie au« und kommen Sie morgen mit frischen Kräften wieder. „ES ist mk ungemein lieb, daß er zu uns kommt," sagte der Chefredakteur, als Georg verschwunden war, zu einem sein« Kollegen. „Er führt eine verteufelte Fed«, wenn « gerahe in dn Laune ist, und Wagt mir tausendmal besser als Schimm«, er ist gebildeter und mehr Gentleman als dies« gute Deutsche, d« überall zu spät kommt." „Ja, wenn seine Gesundheit gut bleibt," entgegnete der and««, „wird a «ine vortreff liche Requisition werden, heüte jedoch kam er mk so sonderbar aufgeregt vor, wie ich ihn noch nie gesehen, entweder leidet « an den Nerven od« « hat etwa» ganz Außerordent liches «lebt." 10. Georg besucht RouthS. ES war schon -spät, als Georg RouthS Wohnung in South-Molton-Stteet aufsuchte. ES mar dort bekannt, daß er eine eigentümliche Art hatte, an d« THÜre zu klopfen, worauf ihm sogleich geöffnet wurde. Dieses Mal mußte « länger warten, bis Harriet, eine Spatte d« Thür öffnend, fragte, wer « sei. Als sie Georg sah, ließ sie ihn in daS Wohnzimmer einketen, Lat um Entschuldigung wegen d« herrschenden Dunkelheit, aber sie habe eben daS SaS auS- gedreht und zu Bette gehen vollen." Gjwrg bat um Verzethung, wenn « gestört und «kündigte sich, wo « Routh finden könne. „Haben Sie denn seinen Brief «halten?" „Ich sah keinen Brief, ich komme eben von Amyerst. Wie übel sehm Sie auS, MrS. Routh, ist etwas vorgefallen?' „Nein," sagte sie rasch, „nicht das geringste, ab« ich hatte den Tag Üb« Kopfweh und bin sehr müde." Sie rückte bei dielen Worten das Licht Vetter fort und stützte den Kopf in die Hand, so daß ihre Züge beschattet waren. Georg sah sie mttleidig an, « kannte HarrietS Züge zu gut, um nicht zu wissen, daß etwa- passiert sei. Sein Blick machte MrS. Routh ungeduldig und sie sagte etwa- heftig: „Bitte, blicken Sie mich nicht so forschend an, Mr. Statnberg, eS macht mich nervös. Er zählen Sie lieb«, waS Sie «reicht haben." s 8 (Fortsetzung folgt.)