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Auerthal-Zeitung : 27.03.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-03-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189803273
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18980327
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18980327
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-03
- Tag 1898-03-27
-
Monat
1898-03
-
Jahr
1898
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 27.03.1898
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in gu StuI 24., wo ew Don Uah «nd Fern. Eisenach. Der Grobherzog lößt die Wart burg und die zu ihr führenden Wege mit elek trischem Licht versehen, die Arbeiten sollen bis zum bevorstehenden Besuche des Kaisers be endet sein. Wiesbaden. Die Aussichten für die ge planten National-Festspiele auf dem Niederwalde V-Mifch- Nnudscharu Deutschland. * Der Kaiser gedachte a« Freitag nach« mittag um 2 Uhr in Bremerhaven eiuzu- Neffen, wo er an Bord des Schnelldampfers Kaiser Wilhelm der Große" eine Fahrt bis Vkagen unternehmen und tagS darauf nach Bremerhaven zurückkehren wird. An der Fahrt werden 66 Personen teilnehmen. *Die Mitteilung über die bevorstehende Einbringung einer Vorlage über den Abschluß eines provisorischen Handelsvertrages zwischen Deutschland und England wird dahin berichtigt, daß die Vorlage nicht das Provisorium selber der Billigung des Reichstages unterbreiten soll, sondern daß in Rücksicht auf die schwebenden Verhandlungen nur die Ermächtigung zumAbschlusse des Provisoriums gefordert werden soll. * Der deutsche Gesandte in Persien, Dr. Frhr. v. Gärtner-Griebenow, ist an Lungen lähmung gestorben. Der ,ReichS-Anz.' widmet ihm einen ehrenden Nachruf. *Daßder Nachtragsetat für Kiao- tschau, wie er dem Bundesrat vorgelegt ist, eine Forderung für „große Hafen- und Be festigungsanlagen" enthält, wird von der »Post' bestritten. Ein Nachtragsetat gedachter Art, der sich nicht als Nachtrag des Marineetats, sondern des Reichshaushaltsetais im allgemeinen dar stellt, würde nur die Mittel für die notwendigsten Einrichtungen der Verwaltung, für Unter bringungsbauten für Gouverneur und Mann schaften u. s. w., sowie für Anlage eines kleinen Bootshafens enthalten. *Die Subskription der chinesi schen Anleihe in Deutschland ist geschlossen worden; dieselbe ist stark überzeichnet worden. * Bei den Freunden der Militär st raf- prozebreform im Reichstag befestigt sich der Entschluß, die dritte Lesung der Vorlage noch vor Ostern vornehmen zu lassen. In der That rät die ganze Geschichte der Reform, die Entscheidung sobald wie möglich herbeizu- führen. Schwierigkeiten bestehen insofern noch im Zentrum, als bei bayrischen Abgeordneten hier und da noch der Wunsch besteht, in der bayrischen Reservatsangelegenheit eine bestimmte Entscheidung schon bei der dritten Lesung zu erzielen. *Ueber den Verkehr mit Butter, Margarine, Käse, Schmalz und allen ähnlichen Nahrungsmitteln ist den Polizei behörden neuerdings eine Ncgierungsverfügung zur Kenntnis gebracht worden, wonach wiederum eine Verschärfung der Kontrolle aller vom Aus lande eingeführten derartigen Nahrungsmittel bestimmt worden ist. Es ist angeordnct worden, daß die in Bewacht kommenden Zollstellen den Polizeibehörden der Bestimmungsorte der von ihnen abgefertigten, mutmaßlich zu Handels zwecken bestimmten Butter-, Käse- und Margarine sendungen rechtzeitig Nachricht geben, damit die erforderliche Kontrolle von den Polizeibehörden unverzüglich bewirkt werden kann. Die Polizei behörden sollen dann auf Gmnd facher Benach richtigungen den Eingang der Sendung fest stellen und aus dieser alsbald Warenproben zur Untersuchung entnehmen. Oesterreich-Ungar«. "Die Deutschen in Oesterreich haben es endgültig ab gelehnt, in das Präsidium des Abgeordnetenhauses einen Ver treter zu entsenden. Infolge davon hat die Rechte zwei Vertreter kleinerer Fraktionen, den Slowenen Dr. Ferjanic und den Rumänen Lapul für die Vizepräfidentenstelle in Aussicht genommen. Das läßt erkennen, daß die Lage im ReichSrat nach wie vor eine recht unsichere ist, und daß nicht viel daran fehlt, sie wieder bis zur Obstruktion zu verschärfen — trotz des ungünstigen Eindrucks, den die Obstruktionsver- suche Schönerers in der Eröffnungssitzung überall gemacht haben. Frankreich. * Ueber FrankreichsForderungen an China dürsten in Paris bald amtliche Mtteilungen erfolgen, wobei eine volle Ueber- einftimmung Rußlands mit der französischen Au« dem Reich^a-kf. Der Reichstag erledigte am Kienßtag zunächst eine Reih« von RechnungSüberflchtm, n. a- auch über die Verwaltung der Schutzgebiete. Dem Bitndesrattbeschlrch betr. Ausnahme der Kuael- schrotmüblen unter die der Genehmigung bedürfenden gewerblichen Slnlagen wurde in dritter Lesung debattelos zugesttmmt. Die PosthawpfersubventionS- Novelle wurde in dritter, die Vorlage betr. ander- weite Normierung deS KorWgentS bei der Brannt weinsteuer in zweiter Lesung-Erledigt. In der fort gesetzten zweiten Beratung der. Vorlage über die Entschädigung der im Wiederaufnahmeverfahren freigesprochenen Personen wurde in namentlicher Abstimmung 8 1 mit 171 gegen 36 Stimmen an genommen. Der Rest der Vorlage wurde in der KommisflonSfassung erledigt. Am 23. d. steht auf der Tagesordnung die zweite Beratung des Flott« ngesctzeS. 8 1 setzt nach den Kommissionsbeschlüssen den SchiffSbestand der deutschen Flotte, abgesehen von Torpedoschiffen, Schulschiffen, Speziaffchiffen und Kanonenbooten, fest auf «) verwendungsbereit 1 Flottenflaggschiff, 2 Geschwader zu je 8 Linien schiffen, 2 Divisionen zu je 4 Küstenpanzerschiffen, 6 große und 16 kleine Kreuzer als Aufklärungs schiffe der heimischen Schlachtflotte, und 3 große und 10 kleine Kreuzer für den AuSlandLdienst. v) als Materialreserve 2 Linienschiffe, 3 große und 4 kleine Kreuzer. 2) Von den am 1. April 1898 vorhandenen und im Bau befindlichen Schiffen kommen auf diesen Sollbestand in Anrechnung als Linienschiffe 12, Küstenpanzerschiffe 8, große Kreuzer 10, kleine Kreuzer 23. 3) Die Bereitstellung der Mittel für die zur Er reichung de» Sollbestandes erforderlichen Neubautm unterliegt der jährlichen Festsetzung durch den Etat mit der Maßgabe, daß die Fertigstellung deS ge setzlichen Schiffsbestandes bis zum Ablauf deS Rechnungsjahres 1903 durchgeführt werden kann. Nach der Regierungsvorlage hieß es „bis 1904", die Kommission hat statt des Septennats ein „Sexennat" beschlossen. Referent Abg. Lieber (Zentr.) erstattet den Bericht über die Verhandlungen der Kommission und empfiehlt am Schluß desselben die Diskussion über die drei Ziffern des H 1 getrennt zu führen. Die Diskussion wird nach einer kurzen Geschäfts- ordnungSdcbatte über den ganzen 8 1 eröffnet mit der Maßgabe, daß allgemeine Bemerkungen über den ganzen Inhalt der Vorlage gestattet werden sollen. Abg. Graf Hompesch (Zentr.): Ich habe namens des Zentrums die Erklärung dahin abzu geben, daß es der Vorlage in der Fassung, die sie in der Kommission erhalten hat, in der Mehrheit zustimmt. Eine Minderheit meiner Freunde hält nach wie vor an ihren Bedenken fest, die Mehrheit kann aber die Verantwortung für ein eventuelles Scheitern deS Gesetzes nicht übernehmen und wird deshalb der Kommissionsfassung zustimmen. Abg. v. Lcvetzow (kons.): Ich erkläre, daß meine Freunde der Vorlage zustimmen werden. Be züglich der Dcckungsfrage schließen meine Freunde sich auch den Kommissionsbeschlüssen an, wir ver wahren uns aber gegen etwaige Konsequenzen, die daraus etwa in Zukunft gezogen werden könnten. Abg. Schönlank (soz.): Im vorigen Jahre hat Herr Lieber die heute vou ihm gefeierte Flotten politik in Grund und Boden geredet. Mit seiner Hilfe wird das Gesetz jetzt zu stände kommen, das Zentrum wird darüber bei den nächsten Wahlen die Quittung erhalten, und Abg. Lieber wird im stillen Kämmerlein darüber nachdenken können, was er für einen Erfolg habe von dem travsillnr pour I« rni <ie Li-usso. Redner fordert zum Schluß zur Ab lehnung des § 1 auf. Abg. Frhr. v. Hertling (Zentr.): Wenn wir in unserer Mehrheit uns entschlossen haben, der Vorlage zuzustimmen, so ist das geschehen auf Grund sehr langer und eingehender Beratungen. Man darf nicht vergessen, daß die Stellung deS Zentrums eine ganz andere geworden. Es ist thatsächlich in nationalen Fragen die ausschlaggebende Partei. Als solche muß eS sich seiner Verantwortlichkeit be wußt sein. Unsere maritimen Streitkräfte haben in ihrer Entwickelung nicht Schritt gehalten nut der Entfaltung unseres Handels. Deutsch land steht mitten im internationalen Wett bewerb, es muß auch Schritt halten mit den anderen Stationen, nicht um blutige Kriege zu führen, son dern um für die Interessen der Neichsangehörigen eintreten zu können. Das deutsche Volk fordert deshalb eine Vermehrung der Flotte. Die Gegner der Vorlage werden sich bei den nächsten Wahlen davon überzeugen, daß die Flotte außerordentlich populär geworden ist. Seit langen Jahren haben wir einen festen Plan gefordert. Hier wird er fest gelegt und damit wird auch die Stellung deS Reichs tages eine bessere. Wir bewilligen in Zukunft nicht mehr Schiffe, sondern eine Flotte, wie sie dem Regierung zu Tage testen wird. DaS zwischen de« Botschaft« Grafen Montebello und dem russischen Minister der Au-wärtigen Angelegen- heite« Grafen Mmawtew erzielte Uebereinkommen bezüglich der von Rußland und Frankreich -u verlangenden Einräumungen in China ist in Parts angelanA Der Minister des Aus wärtigen, Hanotaux, barstet auf Grund dieses UebereinlommeuS di« Hauptzstge eines Der- träges vor, dessen Bestimmungen unverzüglich der Kammer mitgeteilt werden sollen, *Der Minister deS Aeußeren, Hanotaux, machte im Ministerrate Mitteilung von der zwischen Frankreich, England und Rußland, betr. die griechische Anleihe, «zielten Uebereinstimmung und wurde ermächtigt, den Beitritt Frankreichs zu einer endgültigen Ver ständigung vorbehaltlich d« Genehmigung durch das Parlament zu erklären. Italien. *Jn der Deputiertenkamm« begann am Dienstag die Verhandlung üb« die Affäre Crispi. Es waren etwa 300 Deputierte an wesend. CriSpi war nicht zugegen. Der Prä sident empfahl Ruhe und Mäßigung an. D« Radikale Alesfio bekämpfte die Anträge der Kommiifion und verlangte, Crispi solle vor einen ordentlichen Gerichtshof gestellt werden. Barzilai (radikal) und Bissolati (So zialist sprachen in gleichem Sinne wie Alesfio. Die Beratung verlief vollkommen ruhig. Von 43 radikalen und republikanischen Deputierten wurde eine Tagesordnung eingebracht, die die Verweisung der Angelegenheit Crispi vor die ordentlichen Gerichte verlangt. — Am Mittwoch wurde in der Kammer der Antrag der Radikalen, Crispi wegen gemeiner Verbrechen vor die gewöhnlichen Gerichte zu verweisen, mit 72 Stimmen Mehrheit ab gelehnt, da gegen der von der Kommission beantragte Tadel mit 207 gegen 7 Stimmen ange nommen. 65 Abgeordnete enthielten sich der Abstimmung. — Die ,Tribuna' hofft, die Affäre Crispi sei nunmehr definitiv erledigt, und das Gericht werde sich mit der Person des Expremiers nicht weiter befassen. Die ,Italia Milstare' schreibt: Das Ossizierkorps erblicke in Crispi nach wie vor den Staatsmann, der Italien groß und gefürchtet machte. Niemand habe das Recht, einen Stein auf ihn zu werfen. Depretis und Genossen hätten im übrigen keine anderen Regierungsmaximen befolgt. D« sozialistische ,Avanti' behauptet, daß gewisse höchste Einflüsse Crispi gerettet hätten. Dänemark. * Im dänischen Ministerrat wurde beschlossen, daß die Neuwahlen zum Folkething am 5. April stattfinden sollen. Afrika. *Jn Algier haben wieder anti semitische Kundgebungen stattge- fundcn. Den Anlaß bot die Verhaftung des antisemitischen Agjjgtors Negis. Gegen acht hundert Personen veranstalteten abends eine Kundgebung und zertrümmerten die Fenster scheiben in einigen jüdischen Geschäften. Die Lürmmacher wurden durch Truppen zerstreut. Gegen 11 Uhr abends war die Ruhe wicder- hergestellt. Zwölf Verhaftungen wurden vor genommen. * Im Sudan ist es zu einem Zusammen treffen zwischen Derwischen und Anglo-Aeayptcrn gekommen. Ali Digma, der Bruder Osman Digmas, griff Adarama am Atbara, zwischen Kassala und Berber balbswegs gelegen, an und wurde von den eingeborenen Truppen aus Kassala dreimal geschlagen. 40 Derwische find bei diesen Kämpfen gefallen. Asten. * Die japanische Regierung hat für den Bau vonKriegsschiffen im Jahrzehnt 1895 bis 1905 den Betrag von 193 Millionen Jen bestimmt und bereits 47 Kriegsschiffe in Eng land, Deutschland, Frankreich und Amerika mit verhältnismäßig kurzen Licferungsterminen be stellt. Desgleichen ist eine beträchtliche Ver stärkung der Alottenmannschaft beschlossen worden. Ferner findet eine bedeutende Vermehrung der Zahl der Transportschiffe statt. Die Fertig stellung des im Bau begriffenen Hafens von Massura wird beschleunigt. Plane entspricht. Die Mehrheit meiner Freund« ist eben überzeugt, daß mit der Vorlage ein Mark stein für die friedliche Entwickelung de» Vaterlandes geschaffen wird. Abg. Gall er (südd. Vp.): Meine Freunde nehmen im Gegensatz zum Vorredner eine ablehnende Haltung zu der Vorlage ein. Die Anhänger der letzteren stützen sich auf da» Urteil von Fachleuten, aber andere Fachleute sprechen fich gegen die Vor- laa, au». Außerdem ^muß auch das jährliche Be willigungsrecht de» Reichstage» gewahrt bleiben. Gegen dieses Prinzip verstößt ab« die Vorlage. In den modernen Kriegen, im Krimkrieg, 1866 und 1870 hat niemals die Flotte eine entscheidende Nolle gespielt. Uebrrall lag die Entscheidung beim Landheer. Auch künftig wird di« Flotte i» Kriege nur eine Nebenrolle spielen können. Meine Freunde werden also auch in zweit« Lesung sich gegen dir Vorlage erklären. Abg. Rickert (frs. Vgg.): Meine Freunde find schon im vorigen Jahre zu Bewilligungen über die Forderungen des Etats hinaus bereit gewesen. Wir haben aber andere Anschauungen über die Bedeu tung der Flotten. Hätten wir 1864 eine tüchtige Flotte gehabt, so wäre der Krieg vielleicht gar nicht nötig gewesen. D« Reichstag hat immer einen fest umgrenzten Flottenplan gefordert. Hier wird uns endlich ein solcher unterbreitet. Damit ist der Moment gekommen, um unsere Flott« auf ein sicheres Fundament zu stellen. Die Deckung wird angesichts der günstigen Finanzlage gar keine Schwierigkeiten machen. Schon die Militärvorlage von 1893 hat mit dem einen bißchen Börsenstcuer durchgrführt werden können. Für die Märinevor- lage werden wir neue Steuern überhaupt nicht nötig haben. Abg. Fürst Rad,iwill (Pole) erklärt, seine Freunde verhielten fich ablehnend d« Vorlage gegen über, verwahren sich ab« dagegen, daß sie di« Be deutung der Flotte und ihr« Organisation ver kennen. In ein« Zeit, in der einem Teil der Be völkerung seitens der preußischen Regierung gerade zu der Krieg erklärt worden sei, bleibe seinen Freunden nichts übrig, als die Antwort bei dieser Vorlage zu geben. Das ablehnende Votum sei die Antwort. Abg. Götz v. Olenhusen (Welfe) erklärt, seine Freunde würden, obwohl sie d« Vorlage im Prinzip sympathisch gegcnüberständen, gegen die selbe stimmen, da ihnen einzelne Bestimmungen un annehmbar seien. Abg. Schädler (Zentr.): ES ist schon erklärt worden, daß ein Teil des Zentrums abweichender Meinung ist. Aber man sollte darauf keine zu weit gehenden Hoffnungen setzen. Im Ziel sind wir einig, ab« wir wollen bei der Verstärkung nach Maßgabe d« vorhandenen Mittel vorgegangcn wissen und zwar nicht nur die augenblickliche, sondern auch die zukünftige Gestaltung soll im Auge behalten werden. Daneben darf man aber auch nicht die Bedürfnisse für das Landhecr zurücktreten lassen. Früher wurde d« Küstenschutz. in den Vordergrund gestellt. Jetzt sagt man, die Küsten verteidigen sich selbst, wir muffen die Offensive «greifen können. Bei der Bin dung des EtatsrcchtS scheint mir das Entscheidende, daß der Reichstag das Recht nicht aus der Hand geben darf, von Fall zu Fall die Mittel zu be willigen. Wir müssen uns deshalb gegen die Vor lage erklären. Staatssekretär Graf PosadowSky weist die von dem Abg. Fürsten Radziwill gegen die preuß. Negierung gerichteten Angriffe entschieden zurück. Darauf vertagt sich das Hau». Mr-nftlscher Aanvtag. Im Abgeordnetenhaus wurde am Dienstag mit Zuhilfenahme einer Abendsitzung die Beratung des Eisenbabnetats fortgesetzt und schließlich der Ein- nahmetitel „Personen- und Gepäckverkehr" unter Ab lehnung deS Antrags Brömel betr. Vereinfachung und Verbilligung der Tarife erledigt. Im übrigen kamen nur lokale Wünsche zur Sprache, namentlich wurden die Mißstände im Berliner Stadt-, Ning- und Vorortverkehr einer scharfen Kritik unterzogen. In der am Mittwoch im Abgeordnetenhause fort gesetzten Etatsbcratung wurde der Titel „Einnahmen aus dem Güterverkehr" erledigt. Der Antrag Gothein betr. Verbilligung d« Tarife für Getreide, Malz und Mühlenfabrikate wurde der Budgetkom mission überwiesen. Die Debatte wandte sich den Besoldungstiteln zu, wobei Rang- und Gehaltsklassen verschiedener Beamtenklassen erörtert wurden. Zwischen zwei Wellen. 15j Roman von Louise Eamiuerer. Karoly, obwohl im Innersten gerührt, hatte lachend die Prügelei mit angesehen, seine unge wohnte Verstellung war ihm gelungen. Etelka hatte ob seines Einverständnisses mit Janos nicht den geringsten Argwohn geschöpft. Ihren eindringlichen Vorstellungen und Bitten Gehör schenkend, blieb « bis zum Abendtisch. Etelka gab fich den freudigsten Hoffnungen hin. Triumphierend leuchteten ihre Angen. Kein mitleidsvoller Gedanke streifte das junge Mädchen, welches ihre erbärmlichen Leiden schaften ins Bewerben gehetzt. Hätte sie einen Blick in das Innere des Mannes werfen können, der ihr mtt lächelndem Munde gegenüber saß, sie würde gezittert haben. Erst später gelang es ihm, fich loszureiben. „Erbärmliches Geschöpf, das mich zu den nie drigsten Mitteln gezwungen, dich zu überlisten, du sollst meine Verachtung, meinen Haß fühlen," murmelte « leise vor sich hin. „Arme Irma, süßes, unschuldvolles Wesen, wann und wie werde ich dich wiederfinden?" Bange, schwere Sorgen erfüllten seine Seele. Nun galt es, keine Zeit verlieren und unver züglich handeln, wenn er Hilfe, Rettung bringen wollte. Er gab dem Pserde die Sporen, daß es hoch aufbäumte und in sausendem Galopp dahinstürmte. Janos, der sich die schmerzenden Glieder mtt Branntwein eingerieben, saß unterdes wohl gemut im Gefindeztmmer des Rakovizer Schlosses und lieb fich eine Flasche Bier nach der andern schmecken. Um eine Abwechselung im geistigen Genuß zu haben, griff er ab und zu nach der gefüllten Branntweinflasche, die ihm die alte Wirtschafterin auf sein Verlangen gebracht. Karoly winkte ihm gebieterisch Einhalt. „Nach gelungenem Werke magst du dir gütlich thun, JanoS," sagte er streng, „jetzt brauche ich nüch terne, verlässige Leute." Er befahl dem Kutscher einzuspannen, suchte fich zwei seiner tüchtigsten Leute heraus, die er mit wenigen Worten von seinem Vorhaben ver ständigte und mit Waffen versah; jedoch mit der bestimmten Anweisung, nur im äußersten Notfall Gebrauch davon zu machen. WohlauSgerüstet traten sie ihren gefährlichen Weg an. Spät in der Nacht erreichten sie ihr Ziel. In düstern Umrissen tauchte das alte, halb- verfallene Kastell aus dem Dunkel der Nacht empor. Wie ein Alp belastete die Sorge um Irmas Geschick das unruhig schlagende Herz Karoly Gervays. — Mtt starker Hand klopfte « an die alte vergitterte Eingangsthür, daß es dröhnte und Miklos, in der Meinung, sein Herr sei zurückgekebrt, sofort öffnete. Karoly hielt ihn fest. „Wo ist Aprany? Ich habe mit Gospodin Aprany zu thun." „Nach Ban — um zu holen einen Arzt," stotterte der von allen Seiten bedrängte Bursche, „die deutsche Gospodina hat sich durch einen Stur- vom Fenster schwer verletzt." „Du widst mich zu ihr führen!" gebot Karolyi rauh. Die Laterne hochhaltend, schritt DkikloS voran. Karoly folgte ihm, nachdem er vorher seinen Leuten befohlen, in der Halle auf ihn zu warten. Wie ein Stöhnen rang es fich aus seiner Brust, als er das arme, schmerzgequälte Mäd chen gebrochen und hinfällig auf der Trggbahre liegen sah. Ein schwacher Freudenlaut drängte fich auf ihre Lippen: „Karoly, mein Freund, mein Netter, Gott hat mein Gebet erhört und Sic zu meinem Beistand gesendet. Sie kommen mich zu holen aus der Höhle deS Satans!" Mit starken Armen hob er das schwache Mädchen an seine Brust und trug es su dem bereit stehenden Wagen, es sorgftch in die wei chen Kissen bettend, die Janos vortrug. Langsam bewegte der Zug sich nach Schloß Rakoviz zurück. Nach seiner Ankunft im Schloß traf Karoly die sorgfältigsten Anordnungen zur Pflege Irmas. Ein Arzt wurde aus dem nächsten Städtchen gerufen und ein reitender Bote brachte eine Depesche zur nächsten Bahn- und Tele graphenstelle, die an Karoly Gervays Tante abgeschickt wurde und die dringende Aufforderung enthielt, sofort nach der Besitzung ihres Neffen abzureisen. Kommerzienrat Günther befand fich nun schon seit Tagest in New Jork und noch immer wollte sich das Dunkel sein« geschäftlichen Angelegen heiten nicht lichten lassen. Mister Davis hatte es als seine erste und nächste Aufgabe betrachtet, seinen deutschen Geschäftsfreund und dessen rei zende Tochter in «st« Linie in dasi gesellschaft liche Leben d« New York« vornehm« Kauf mannschaft einzuführen. - Die Besichtigung der großartigen Geschäfts häuser und Fabriken und der noch großartigeren Naturschönheiten der Umgegend, ein Besuch der Niagarafälle und verschiedene Wasserpartien nahmen selbstverständlich sehr viel Zeit in Anspruch. > Die besorgten, eingehenden Fragen nach dem Aufschwung und der Ergiebigkeit des neuen Unternehmens hatte d« schlaue, gewiegte Ameri kanische Kaufmann und Spekulant noch immer zu umgehen gewußt. Ein ausweichendes Achsel zucken, ein geheimnisvolles Lächeln, das eben so gut von Vorteil, als von Nachteil sprechen konttte, waren die unbestimmten Antworten, die Günth« bis jetzt erhalten. Valeska fand sehr wenig Gefallen an dem rastlos lärmenden, hastenden Treiben der Welt stadt. An das früher so heitere, von Lebens lust überschäumende junge Mädchen, das fich so wenig um Mein und Dein gekümmert und nur den kommenden sonnigen Tag gelebt, waren auf einmal wichtige Lebensfragen herangetreteu. In New York lernte sie die Macht de» Reichtums in ihrer ganzen Größe kennen..— Anfangs hatte die Pracht deS DavissGM Hauses fast erdrückend auf sie gewirkt, bald Mr sie auch mit diesem Eindruck fertig geworW. Die vornehm langweilige Miß, die nicht einM für ihren Verlobten ein freundliche- LächMs ein herzliches Wort fand, der zugeknöpfte MißM der einem großen, lebendigen RechenexenjM glich, waren dem jungen Mädchen ein GrcW DaS heitere, sonnige Kind deS deutschen -M,. Herrn, dem dar Blut pulMM HmchMMM floß und dessen Herz mitfühlend für die Leiden
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