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Auerthal-Zeitung : 18.03.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-03-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189803185
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18980318
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18980318
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-03
- Tag 1898-03-18
-
Monat
1898-03
-
Jahr
1898
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 18.03.1898
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Komische Unndschar». Deutschland. * Der Kaiser wird, wie die ,M. A. Ztg/ meldet, zur Enthüllui'gSfcier in der Walhalla nicht erscheinen. Die Einladung konnte mit, Rücksicht auf die am 22. ptär- in der Steges- Allee zu Berlin stattfindende Enthülluugsfek« nickt angenommen werden. Dagegen wird der Kaiser wahrscheinlich einen Vertreter entsende«, über dessen Person jedoch noch nichts bestimmt ist. Der Prinz-Regent Luitpold wird sich sich« zur Feier nach Regensburg begeben. * Sofort nach dem Eintreffen der Nachricht von dem völligen Abschlüsse deS deutsch-chinesi schen Vertrages ist der kaiserliche Befehl nach Ktaotschau abgegangen, sogleich alle B e - satzungen au» der sogen. Zone im Durch messer von 80 Kilometer de» Hinterlandes zurückzuziehen und nur noch das eigent- 'iche Pachtzcbtct an der Bucht von Kiaotschau besetzt zu halten. Somit ist nun das Sinter land wieder den Chinesen übergeben mit der Maßgabe, daß China in der erwähnten Zone keine Anordnungen trifft ohne Zustimmung der deutschen Behörden. "Bezüglich der Deckung?frage der Marine-Vorlage wird der,Kö'n. Volks- Ztg.' aus Berlin gemeldet, von der Zentrums - sraktion sei ein neuer Vorschlag ausgearbeitet worden, von dem anzunehmen sei, daß er die Zustimmung deS Bundesrats finde. "Die Reichstagsneuwahlen, von denen man bisher wußte, daß sie in der zweiten Hülste des Juni stattfinden würden, sollen nach der ,Nat.-Lib. Ko«.' in der dritten Juniwoche vorgenommen werden. (Wir geben auch diese Nachricht mit Vorbehalt.) * Dem Reichstage ist nunmehr das von der betreffenden Kommission verlangte Material zur Frage der Besteuerung des Saccha rin 8 seitens der verbündeten Regierungen zu gegangen. Die Kommission wird demnach ihre Beratungen in nächster Zeit wieder aufnehmen können. "Die produktionsstatistischen Fragebogen für verschiedene Zweige der Textilindustrie find in den letzten Tagen aus dem ReichSamt des Innern ver sandt worden; diejenigen für die Leder- Industrie werden demnächst ausgeschickt werden können. *Jm preuß. Landtage haben die Abgg. Rickert und Träger den Entwurf eines Gesetzes betr. den Religionsunterricht der Kinder von Dissidenten eingebracht, welcher bestimmt: Schulpflichtige Kinder, deren Eltern nicht einer vom Staate anerkannten Neligionsgesellschaft angehören, können zur Teil nahme am Religionsunterricht eines von dem ihrigen verschiedenen Bekenntnisses nicht ange halten werden. * Der deutsche Handelstag hat eine Resolution zu Gunsten von Handelsver trägen mit langer Dauer und Meist begünstigung einstimmig angenommen. Oesterreich-Ungarn. "Die Beisetzung des früheren öster reichisch-ungarischen Botschafters in Berlin, des Grafen Emerich Szechenyi fand am Sonntag in Groß-Czenk in Ungarn statt. Der deutsche Kaiser, der einen Kranz auf der Bahre hatte niedcrlcgcn lassen, war bei der Leichenfeier durch den Flügeladjutanten Grafen Moltke vertreten. "In Oesterreich ist die schwere Auf gabe, Feuer und Wasser zu vereinen, anscheinend noch nicht gelöst worden. Der Ministerpräsident Graf Thun hatte in den letzten Tagen mit einer Reihe parlamentarischer Persönlichkeiten Besprechungen. Ucber die Resultate soll Still schweigen beobachtet werden: es wird aber in dieser Beziehung auch wohl wenig zu be richten sein. Frankreich. * Man will wieder einmal einen deutschen Spion gefangen haben. In Asniöres bei Paris ist ein etwa 60 Jahre alter Mann ver haftet worden, der seit einem Monat dort wohnte und sich als Rentier Friedrich Haan aus Zürich angemeldet hatte. Nach der Verhaftung soll er eingestanden haben, daß er ein deutscher Major sei. Die Polizei beschlagnahmte in der Wohnung Haan» verschiedene Papiere. — ES wird wohl nicht viel an der Geschichte sein. " "Este Anarchiftennest behauptet die Polizei aus gehoben zu haben. Mehrere Per sonell find verhaftet worden, die jene Bomben gelegt, welche platzt«, so oft Präsident Felix Faure aing oder sonst amtlich erschien. Das find die Bomben vom Reuuplatz Longchamp, opu der Place de la Concorde und vom Boule vard Magenta. Die letzte Bombe wurde gelegt, al» Faure sich auf den Bahnhof begab, um nach Rußland zu reisen. England. "Gegenüber der Versicherung deS Unter- staatSsekretärs Curzon im Unterhause, Ruß land habe nach der ausdrücklichen Erklärung sein« Diplomatie China nicht damit gedroht, Truppen in die Mandschurei zu senden, bemerken die .Times': „Rußland braucht keine Truppen abzusenden, sie stehen schon da. Uns« Pekinger Berichterstatter hat sie im letzten Herbst m!t eigenen Augen in der alten Tataren-Haupt- stadt Kirin gesehen. Die russischen Ingenieure fuhren in den Straßen umher, begleitet von einer Kosaken-Leibwache. 300 Kosaken wohnten in Kirin in den chinesischen Kasernen. Die chinesische Flagge trug in Kirin schon die russi schen Farben oben rechts. Wie viele russische Truppen sich innerhalb d« chinesischen Grenze befinden, ist nicht bekannt." Italien. * In der italienischen Deputiertenkammer er klärte die Regierung, sie sei bereit gewesen, der Kandidatur des Prinzen Georg für den kretischen Gouverneurposten zuzu stimmen; doch sei eine Uebercinstimmung aller Mächte noch nicht zu erreichen gewesen. "Die Fünferkommlsfion, welche mit der Prüfung der Crispi-Angelegenheit beauftragt war, hielt am Montag ihre letzte Sitzung ab. Der Bericht, der etwa 100 Seiten umfaßt, wird der Kammer am Freitag vor gelegt werden. Svaniem "Auf Cuba ist es zwischen Abteilungen von Aufständischen über die Frage der Unterwerfung zu einem blutigen Zu sammenstoß gekommen. Dabei sollen drei hervorragende Führer ihr Leben eingebüßt haben. "Es find angeblich auf Cuba 82000 be waffnete Freiwillige vorhanden, die bereit find, die spanische Souveränität bis zum äußersten zu verteidigen. Spanien wird keinen Krieg provozieren, aber wenn es herausgefordert wird, wird cs nicht allein sein. Spanien würde nicht nötig haben, amerikanisches Gebiet anzu greifen; cS würde ein Krieg mit Kaperschiffen genügen, der den amerikanischen Handel zu Grunde richten würde. Die gesunde Vernunft rät zum Frieden. (Die „82 000 bewaffneten Freiwilligen" würden klug handeln, wenn sie erst den Aufruhr unterdrückten, ehe sie sich in Händel mit Nordamerika einlassen.) Balkanftaate«. * Kronprinzessin S ophievonGriechen- land wird demnächst deutschen Boden wieder betreten, und zwar zum -weiten Male, seitdem sie in Athen wohnt. Bekanntlich reiste sie vor mehreren Jahren mit ihrem Gemahl über Berlin nach Kopenhagen zu den königl. Großeltern, hielt sich aber nur wenige Stunden im Neuen Palais auf — jetzt ist in Friedrichshof und Schloß Rumpenhcim ein Aufenthalt von mehreren Tagen geplant. Kaiserin Friedrich hat ihre Tochter in der Zwischenzeit in Athen besucht. * Die Urheber des Attentats gegen den König Georg von Griechenland werden noch in diesem Monat vor das Schwurgericht gestellt werden. "Die Athener Zeitung ,Asty' meldet, daß die drei Schutzmächte ihre Garantie ans die gesamte griechische Anleihe ausdchnten, deren Betrag sich auf 155 Millionen Frank belaufe. Die Regierung hofft die betreffende Gesetzesvorlage kürzestens der Kamm« vor zulegen. Affen. "Frankreich hat sich in Ostasien nun auch sein Stückchen genommen, indem es den auf der Kwantung-Hmbtuscl gelegenen Ort Lei-Tschau als Flottenstation besetzte. D« genannte Ort liegt gegenüber der Insel Hainan, von deren beabsichtigte« Besetzung durch die Franzosen schon länger die Red« war, und un gefähr KOO Kilometer vop Hongkong entfernt. "Die kriegerischen Fanfaren au» Ost- Asien verstummen schon wieder. Die Mel dung, daß der englisch« Gesandte Mac Donald der chinesischen Skaterung einen scharfen Pro- t e K gegen die Abtretung Port Arthur» und TalienwanS überreicht habe, «weist sich als unbegründet. !>!!. ». Deutscher Reichstag. Am 15. d. steht auf der Tagesordnung die zweie Lesung der Militär-StrafgcrichtSord- nung. 8 1 und folgende handeln von dem Umfang der Militär-Gerichtsbarkeit Ein Antrag Auer (soz.) zum 8 1 will die Militär- Gerichtsbarkeit überhaupt nur bei Zuwiderhandlungen gegen Militär-Strafgesetze eintrcten lassen. Ein Antrag Munckel-Beckh (fr. Vp.) will die Nr. 2 im 8 1 streiche», d. h. die zur Disposition gestellten Offiziere, Sanitätsoffiziere re. der Mililär- GcrichtSbarkeit entziehen, sofern dieselben nicht im aktiven Heer oder in der Marine vorübergehend wieder Verwendung finden. Preuß. Kriegsministcr v. Gotzlcr: Ich muß anerkennen, daß das Ergebnis der Kommissions beratungen im ganzen ein erfreuliches gewesen ist. Das ganze Venahren soll entsprechend de» Grund sätzen des preuß. Militärwesens ein möglichst ein faches sein und sich der Organisation der Truppen körper anpassen. Das Verfahren soll ein durch aus schmuckloses sein, aber cs hat sich durchaus bewährt in der Praxis. DaS preußische Verfahren Hütte sich zweifellos auch ohne Schwierig keiten auf das Deutsche Reich übertragen lassen, wenn nicht im Jahre 1869 Bayern sich eine besondere Militär-Strafgerichtsordnung geschaffen hätte. Diese verhielt sich genau im Gegensatz zu den Grundsätzen der preußischen. Ich will aber die Gegensätze über gehen. Unterschiede zwischen den Hcereskontingcnten haben deshalb niemals bestanden. Unvergeßlich sind sür uns alle die Leistungen des bayrischen Kon tingents in dem großen Kriege. Und noch bis in die letzte Zeit ist der militärische Geist iu Süd- und Norddeutschland derselbe geblieben. Wir haben nun in der Kommission ein Resultat erzielt, das nicht zu unterschätzen ist. Ich bedauere deshalb, daß wieder eine Fülle von Anträgen oorliegt, durch welche die Gegensätze verschärft werden könnten. Was sich im milltärischcn Interesse aus dem bayrischen Verfahren übernehmen ließ, haben wir zugestanden. Wir haben die Mündlichkeit und Ocffentlichkcit in weitgehendem Blaße zugestanden. Uebertrciben darf man diese Prinzipien aber in dem militärischen Verfahren nicht. Sechs von den zehn Kommissions-Anträgen (welche der Minister ziffermäßig angibt > bitte ich anzunehmen, also in nur diesen sechs Punkten bitte ich dringend, die Regierungsvorlage wiederher- zustcllen. Abg. Haase (soz.) begründet den Antrag Auer, der sich eigentlich auf das Mindestmaß dessen be schränke, was man fordern müsse. Abg. Beckh (fr. Vp.): Bei Einführung der bayrischen Militärstrafprozeßordnung ist man allge mein der Ucberzeugung gewesen, daß in derselben ein großer Fortschritt zu erblicken sei. Auch der deutsche Iuristentag von 1869 hat dies ausdrücklich anerkannt. Die Kommissionsbeschlüsse bedeuten des halb ein sehr weitgehendes Entgegenkommen. Meine Freunde bittm, über die KommissionSbcschlüsse hin auszugehen und die zur Disposition gestellten Offi ziere den verabschiedeten Offizieren gleichzustcllcn. Ich bitte Sie also, den Antrag Munckel anzu nehmen. Generalleutnant v. Viebahn bittet um Ab lehnung des Antrages zum 8 1- Abg. Wassermann (nat.-lib.): Meine Freunde werden gegen die Anträge Auer und Munckel stim men und den Kommissionsbeschlüssen zu 8 1 bei treten. An dem mühsam in der Kommission er rungenen Resultat müssen wir um so mebr festhalten, als wir anerkennen müssen, daß die Militärverwal tung uns in vielen Punkten ein dankenswertes Ent gegenkommen gezeigt hat. Abg. Groeber (Zentr.): Meine Freunde sehen in dem Gesetz im ganzen einen Fortschritt und nehmen die Mängel desselben mit in den Kauf, um die Ncchtseinheit zu stände zu bringen. Die Kommission hat im Vollgefühl ihrer Verantwortung sogar einzelne ihrer Beschlüsse erster Lesung in der zweiten wieder prcisgcgcbcn, um nicht das Ganze in Frage zu stellen. Dieses Ganze stellt aber zweifel los einen großen Fortschritt gegenüber dem preußi schen und auch gegenüber dem württembergischen Verfahren dar; in einzelnen Punkten bringt die Vorlage auch Verbesserungen gegenüber dem bayrischen Verfahren. Ter Antrag Auer würde selbst iu Bayern ganz neues Recht schaffen. Auch ich bitte Sie, es bei den Kommifftonsbeschlüssen zu belassen. Abg. v. Staudy (kons.): Meine Freunde können den Anträgen Aucr und Beckh nicht zu stimmen. Wir glauben auch, die Negierung halte in ihren Zugeständnissen nicht so weit zu gehe» brauchen, wie sie es gethan. Aber wir sichen den Kommissionsbeschlüssen im wesentli.ten freundlich gegenüber. Unsere endgültige Beschlußfassung über di« Vorlage behalten wir uns vor. Darauf werden die Anträge Auer und Munckel gegen die Stimmen der Sozialdemokraten und der freisinnigen Volkspartti ab gelehnt, 8 1 wird unverändert angenommen. Nach 8 2 sollen Personen des Beurlaubten standes wegen einer Reihe militärischer Vergehen, wegen Zweikampfes, wegen Subordiuationsver- gehen rc. der MUitärstrafprozeßordnung unterstellt werden. Abg. Munckel beantragt, die Zuständigkeit wegen Zweikampfes zu streichen. Ob Abg. Gröber, der früher den Zweikampf als einen Krebsschaden bezeichnet, heute noch dem Anträge zustimmen u erde, darauf könne er nicht mehr mit Sicherheit rechnen. Abg. Gröber thue ja so, als bekämen wir wunder waS für ein schönes Gesetz, deshalb müsse man manchen Mangel mit in den Kauf nehmen. Abg. Gröber meint, Abg. Munkel habe seine vorherigen Worte vollkommen umgedreht. Er habe von seinen Forderungen nichts aufgegeben, sondern nur gesagt, er wolle die Vorteile nicht preisge en, welche die KommisstonSbeschlüsse gegenüber dem geltenden Recht in Preußen, in Württemberg und zum Teil auch in Bayern bedeuten. Abg. Bebel (soz.) tritt für den Antrag Munckel ein. Wolle man das Duell ernstlich vermeiden, so müsse man doch den Schein vernichten, als sei dasselbe vom militärischen Standpunkt besonders gerechtfertigt. Generalleutnant v. Viebahn ergänzt seine früheren Anführungen dahin, daß die Offiziere des Beurlaubtenstandes dem ehrengerichtlichen Verfahren unterstünden. Rian könne sic daneben doch nicht den bürgerlichen Gerichten unterstellen. Tic Militärver waltung lege somit den größten und entscheidendsten Wert auf die Beibehaltung der Bestimmung. Damit schließt die Diskussion. — Die Abstim mung über den Antrag Munckel ist auf Antrag deS Abg. Munckel eine namentliche. Dieselbe ergibt die Anwesenheit von nur 188 Mitglieder, von denen 78 sür, 109 gegen den An trag Munckel stimmen, während ein Mitglied sich der Abstimmung enthält. Das Haus ist somit nicht beschlußfähig. Die Sitzung muß abgebrochen werden. Vriutzitcher xan»iag. Das Abgeordnetenhaus setzte am Montag die Beratung des Kultusetats beim Kapitel „Elcmentar- unlerrichtswesen" fort. Abg. Danzcnberg verlangte Verkürzung der Unterrichtszeit und Verringerung des Lehrstoffes. Kultusminister Dr. Bosse beionte dem gegenüber den staatlichen Charakter der Volksschule. Auf mehrfache Beschwerden übcrAnssührung des Lehrer besoldungsgesetzes legte der Minister die Gründe dar, nach denen die Regierung in dieser Angelegenheit verfahre. Es sei nur da eingegriffen worden, wo die Gehaltssätze nicht den örtlichen Bedürfnissen an gemessen erschienen, oder wo die Gemeinden mit Unterschätzung der finanziellen Tragweite ihrer Be schlüsse die Gehälter zu hoch normiert hätten. Das Gros der Lehrer sei mit dem Gesetz zufrieden, das ihnen zwar ein bescheidenes, aber auskömmliches Ge halt sichere. Im Abgcordnetenhause wurde am Dienstag der Nachlragsvertrag zu dem Staatsvertrage zwischen Preußen, Sachsen-Meiningen und Schwarzburg- Rudolstadt über Errichtung eines gemeinschaftlichen Landgerichts in Rudolstadt sowie der Nachtrags vertrag zu dem Staatsvertrag zwischen Preußen und den thüringischen Staaten wegen Errichtung gemein schaftlicher Schwurgerichte in Gera und Meiningen debattelos in erster und zweiter Lesung angenommen. Sodann wurde die Beratung des Kultusetats beim Kapitel „Elementar-Untcrrichtswesen" fortgesetzt. Kon Mich nnd Fern. Metz. Das Standbild des Prinzen Friedrich Karl ist jetzt auf dem polierten Syenitblock Hier selbst aufgestellt worden. Die Statue, von Pro fessor v. Millor - München mcdelliert und auch in München in Bronze gegossen, ist drei Nieter hoch und zeigt den Prinzen in der bekannten Husaren-Uniform, die linke Hand auf den Säbel knauf gestützt. Die feierliche Enthüllung des Denkmals findet am 20. d. statt. Vertreter dec Kaisers ist bei der Feier der einzige Soh des Prinzen Friedrich Karl, Prinz Friedri Leopold. Zwischen zwei Wellen. 11) Roman von Louise Cammcrer. «Jorlse-ung.) „Du kennst Susanne nicht, um sie in so abfälliger Weise zu beurteilen," «widerte Harry verletzt, „den armen Clerk hat sie mit inniger Liebe umfaßt, für den reichen Verlobten der Miß Davis hätte sie keinen Blick gehabt." „Gut, und in welcher Weise soll ich deine Pläne fördern ?* „Du wirst in einer Nummer der.Staats- Zeitung' und ebenso auch im ,Herald' einen Aufruf an Fräulein Leuthold erlassen, mit der Bilte, sich in Familien- und Erbschaftsangele- genhciten zur Rücksprache in deiner Wohnung einzufinden. Ich werde Zest gewinnen, mich mit ihr zu verständigen." „Recht — und wenn die Versöhnung unter unzähligen Seufzern und Küssen erfolgt ist — was weiter?" fragte Ernst angeregt. „Weiter gehst du dann nach Cincinnati und such ff mit älteren Farmereibefitzern, jungen An siedlern und mit den nieder« Arbeiterklassen in Verbindung zu treten, um Erkundigungen ein- -»ziehen, ob die von der N. N.schen Kompanie- Gesellschaft erworbenen Ländereien und die zur Bereitung von Fleischkonserven neu errichteten Fabriken wirklich so wntloS find, als man sie von maßgebend« Teste aus machen will. Ich meine, eS ist etwas faul an der Geschichte. Ein« unsr« deutschen Landsleute, ein Kom merzienrat Günther au» D., ist mit großen Kapitalien eingetreten. Ich glaube, «an sucht den guten Mann zu prellen." „Die Geschichte fängt an, mich zu inter essieren," sagte Ernst lebhaft erregt; „die einzige Tochter des Kommerzienrats war eine Freundin meiner Schwester, ein herziges, gutes Geschöpf, dem zuliebe ich schon der Sache auf die Spur zu kommen suche. Die Stellung in dem Ge schäft Mister Browns führte mich mit ver schiedenen Elementen zusammen. Außer daß ich einigermaßen die Redeweise der Farbigen verstehe, spreche und verstehe ich auch ziemlich fertig spanisch und portugiesisch und hoffe damit durchzukommen. Gelingt es mir, Unredlichkeiten zu entdecken und zu Hintertreiben, nehme ich die mir von dir überwiesenen fünfundzwanzigtausend Dollar für meine Zukunft an. Sollte mir jedoch bei d« nicht gefahrlosen Ausführung deines Auftrags etwas Menschliches zustoßen, so bitte ich dich, diese Summe als meine Hinterlassen schaft meiner lieben Mutt« und Schwester zu übergeben." „Du wirst der Sache auf den Grund kommen und gemeinschaftlich werden wir nach Deutschland reisen," sagte Harry, dem Freund zuversichtlich die Hand schüttelnd. Der Aufruf in der ,New Parker StaatS- Zeituna' brachte selbst das kühl fließende Blut Miß Davis' einigermaßen in Wallung, denn seltsamerweise berührte die Erbschaftsfrage eine Dienerin ihres Hauses. Doch wenn Miß Ellinor angenommen, daß Susanna, in der Hoffnung, eia großes Vermögen zu gewinnen, sofort ihre Stellung aufgeben und die vornehme Dame spielen werde, sah sie sich getäuscht. „Ich wüßte keinen Menschen, der mir nahe genug stände/, um mich mit ein« Hinterlassen schaft zu bedenken," sagte sie in ruhigem Ton zu der sehr erregten Miß Davis, die ihr die Nachricht selbst gebracht, „die Sache wird auf einem Mißverständnis beruhen. Vorläufig fehlt mir noch der Glaube." „Jedenfalls werden Sic aber mit Mister Burger Rücksprache nehmen?" fragte Miß Ellinor ärgerlich, die innerlich ganz entrüstet wurde über die Kaltblütigkeit, mit der oas arme dienende Mädchen die Millionenbotschaft auf nahm, „oder hätten Sic gar nicht die Absicht, mit Mister Burger sich zu verständigen?" „Gewiß, Miß Davis," erwiderte Susanna mit trübem Lächeln, „doch hat der Reichtum für mich nur insofern Wert, als ich damit den Meinen ein sorgenfreies Dasein verschaffen könnte, meine eigenen Bedürfnisse find sehr einfach. Zur an gegebenen Zett werde ich bei Mister Burger vorsprechen." Auch Ernst sah nicht ohne innere Unruhe der gewünschten Unterredung entgegen. Leise Be- venken, ob er auch recht gehandelt, sich mit dieser Angelegenheit zu befassen, regten sich in ihm, allein er wollte daS dem Freund gegebene Versprechen halten. „Ob sie dem Aufruf Folge leisten wird?" fragte Harry beklommen; er hatte diese Frage schon einigemal gcthan. „Sicher, die untergeordnete Stellung im Haufe Davis' muß es ihr tnehr als wÜuschenS- wert machen, sich sobald als möglich freizuwiffen." Susanne, die mit zagendem Hkrzßn den Weg angetreten, war nicht wepttz erstaunt, in Ernst Burg« eine« jung«n, liebenswürdigen Mann zu finden. „Habe ich die Ehre, Mister Burger vor mir zu sehen?" fragte sie höflich. Ernst machte eine zustimmende Verbeugung. „Mein Name ist Susanne Leuthvld — ich leiste einer öffentlichen Aufforderung in der .Staats-Zeitung', dem .Herald' uud so weiter Folge, als ich hierher kam. Dürfte ich Sie bitten, Mister, mir gütigst Ausschluß zu erteilen, welcher Art die Mitteilungen sind, die Sie mir zu machen haben." Burger befand sich dem ruhigen, entschiedenen Mädchen gegenüber in Verlegenheit. „Die Bekanntmachung im .Herald' diente mir nur als Vorwand, Sie bei mir zu sehen, Miß Leuthvld," sagte er mit edler Offenherzig keit, „lediglich die Teilnahme für einen lieben Freund veranlaßte mich, die Zeitungen in An spruch zu nehmen, um jene Aufforderung, bei mir sich einfinden zu wollen, an Sie «gehen zu lassen." Susanne erhob sich von dem Stuhl, auf den sie sich niedergelassen. „Wollen Sie die Güte haben, mir eine Erklärung Ihrer höchst selt samen Handlungsweise zu geben, Mister Burger?" fragte sie sehr ernst. „Gewiß, mein Fräulein, um so mehr, als Sie ein Recht zu dieser Forderung Haven. Sie sehen mich in einer peinlichen Lage Ihnen gegenüber. Ich habe meinem Freund, d« Sie sehr liebt und verehrt, das Wort gegeben, eine Aussprache mit Ihnen herbeizuführen — und soweit meine Zusage gelöst, nun mag « sein eigen« Anwalt sein." Er machte ihr eine tiefe Bnveügung und schritt in» Nebenzimmer, während Harry rasch eintrat.
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