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Auerthal-Zeitung : 04.02.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-02-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189802041
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18980204
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18980204
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-02
- Tag 1898-02-04
-
Monat
1898-02
-
Jahr
1898
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 04.02.1898
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v-tttische Rundschau. Deutschlnnd. *Der Besuch Kaiser W lhelmS beim französischen Botschafter in Berlin, um dessen Erläuterung sich die meisten Pariser Blätter drücken, liefert Rochefort einen neuen Beweis für den Bestand einer deutschen Verschwörung; er zweifelt nicht, daß dieser Besuch der Rettung DreyfuL' galt! * Die in den letzten Tagen in München ver breiteten Gerüchte, König Otto sei schwer krank und habe sogar einen Schlaganfall er litten, werden offiziös dementiert mit dem Be merken, dee Zustand der in Schloß Fürstenried befindlichen königlichen Kranken sei unver ändert derselbe. * Der Reichskanzler Fürst zu Hohen lohe hat sich der .Nordd. Alla. Ztg/ zufolge eine leichte Erkältung zugezogen und ist infolge dessen auf ärztlichen Rat genötigt, das Zimmer zu hüten. * Die in Königsberg verbreitet gewesenen Gerüchte über ein Duell zwischen dem Ober präsidenten Grafen Wilhelm Bismarck und dem bisherigen Oberpräfidialrat Dr. Mau- bach find, wie mitgetellt wird, unzutreff end. ES habe kein Duell stattgefunden. *Zur Militärstrafprozeßreform wird der.Franks. Ztg/ aus Berlin geschrieben, daß der Widerstand gegen dieOeffentlich - keit des Verfahrens nicht vom Kaiser aus- gehe, sondern von den Generalkommandos. Ueberhaupt seien militärische Einflüsse vorhanden, die jedem Zugeständnisse widersprächen. «"Der deutsche Geschäftsträger in Haiti, Graf Schwerin, ist in der Nacht zum 10. Jan. durch Brandstiftung bedroht worden. Die Regierung von Haiti wird daher von neuem Genugthuung geben müssen. *Wie die ,Nordd. Allg. Ztg/ hört, ist nun mehr dem Bundesrat der Entwurf eines Ge setzes zugegangen, durch welches die in Aussicht gestellten Aenderungen von Bestimmungen über dasPostwesenim Gebiet deS Deutschen Reichs eingeführt werden sollen. "Eine Reichstags-Stichwahl hat am 29. v. in Homburg-Kusel stattgefunden. Der »Pfälz. Pr/ zufolge haben erhalten Schmidt (natlib.) 8851 und Lucke (Bund d. Landw.) 7846 Stimmen. Ersterer ist somit gewählt. * Bis zum 31. Dezember 1897 wurden über haupt bewilligt an Invalidenrenten 296 452; davon liefen am 1. Januar 1898: 210 859 gegen 198 854 am 1. Januar des Vor jahres. Die Zahl der bis zum 31. Dezember 1897 bewilligten Altersrenten betrug 318 409; dagegen liefen am 1. Januar 1898: 203 644 gegen 203 910 am 1. Januar 1897. * Nach offiziöser Ankündigung soll es in der Absicht der Regierung liegen, „die Bestimmungen über die Sonntagsruhe für einzelne Ge werbszweige, ohne das Wesen der Sonntags ruhe selbst zu berühren, Aenderungen zu unterziehen". Die zu diesem Behufe ein geleiteten und auf Erfahrungen in der Praxis zurückzuführenden Arbeiten sollen soweit ge fördert sein, daß ihr Abschluß schon in einer nahen Zeit herbeigeführt werden könnte. — Näheres bleibt abzuwarten. * Im preuß. Abgeordnetenhause hat der Abg. Fetisch beantragt, die Regierung möge im Bundesrat ihren Einfluß dahin geltend machen, daß dem Reichstage baldigst ein Gesetzentwurf vorgelegt werde, durch welchen die Ausübung des Baugewerbes von dem Nachweis der Befähigung zum selbständigen Betriebe abhängig gemacht wird. Bekanntlich hat Bayern bereits den gleichen Antrag im Bundesrate ge stellt. Wahrscheinlich wird sich auch die preuß. Regierung jetzt dafür erklären. Oesterreich-Ungar«. *Die neuenSprachenverordnun- gen sollen binnen Wochenfrist erscheinen. Die Regierung erklärte, sie erhoffe von denselben die Wirkung, daß das Parlament die normale Thätigkeit wieder beginnen könne, was zum 22. Februar wieder in Aussicht genommen ist. *Jn der Ausgleichsfrage verhan delten am Sonntag die in Wien eingetroffenen ungarischen Minister v. Lukacs und Daranyi mit den ö sterrei ch is ch en Ministern Baron Gautsch, v. Böhm-Bawerk und v. Körber in der Angelegenheit deS Ausgleichs. — Sm Montag setzten die beiderseitigen Finanzmtnifter ihre Beratungen fort, um dar Material zu fichten und vorzubereiten, dar die Grundlage für die seinerzeit zu wählende Quotendeputationen bilden wird. Frankreich. *Die Devutiertenkammer genehmigte ein stimmig den Gesetzentwurf betreffend die B e - setttgunaderUmwallung von Paris zwischen Point du jour und Pantin. *ZurDreyfuS-Affäre erklärt.Stöcle' gegenüber den Behauptungen der vom Kriegs ministerium inspirierten Presse, dar Bordereau sei von einem Individuum, das keineswegs von der Polizei angestellt gewesen sei, in der Loge deS Portiers einer fremden Botschaft gestohlen worden. Der fremde Militär-Attachö habe nur die im Bordereau aufgezählten Schriftstücke er halten. Nach der Veröffentlichung deS Bor dereaus, die im November 1896 erfolgte, habe der Uebelthäter, der auch der Schreiber deS Bordereaus war, nur noch ein einziges Mal den Militär-Attachö aufgesucht und ihm teils wichtige, teils wertlose Schriftstücke verkauft. * Major Esterhazy hat bei dem Kriegs minister die Ermächtigung nachgesucht, diejenigen Personen gerichtlich zu verfolgen, die ihn in der Dreyfus-Angelegenheit denunziert und, wie der Major glaubt, verleumdet haben. Italien. * Einem Wiener Blatte zufolge wird der Graf von Turin im April oder Mai in Wien eintreffen und um die Hand einer erst jüngst in die Gesellschaft eingeführten öster reichischen Erzherzogin anhalten. * In der italienischen Kammer hat am Montag der Regierungsvertreter auf das be stimmteste versichert, daß weder der Militär attache in Paris, noch irgend ein anderer Agent oder Repräsentant von ihr jemals Verbin dungen mit Dreyfus gehabt hat. Schweden-Norwegen. *Ein ernstes Wort hat König Oskar gesprochen, als der schwedisch-norwegi sche Unionsausschuß soeben seine Ver handlungen, anscheinend ergebnislos, zum Ab schluß brachte. Der König sagte: „Der oder diejenigen — auf welcher Teste sie immer zu finden sein mögen — die nach dem Urteil Un parteiischer die Schuld dafür tragen, daß die Einigung nicht erreicht worden ist, haben sich meiner Meinung nach mit einer schweren ge schichtlichen Verantwortung belastet. Möge der Allmächtige seine Hand über die Zukunft der geliebten Völker haltenl Möge er auch im zwanzigsten Säkulum die Vereinigung, die im neunzehnten Jahrhundert den Bruderreichen Sicherheit und ihren Einwohnern Glück schenkte, erhalten!" Balkanstaaten. *Jn Athen nehmen die unangenehmen Er örterungen zwischen Mitgliedern derDynastie und der Regierung ihren Fortgang. Die ganze Affäre geht auf einen Zwischenfall in Almyro zurück, wo die Befehle des Kriegs ministers an General SmolenSki in Widerspruch standen mit den vom Kronprinzen ausgegangenen Befehlen. Die Vorgänge erregen die öffentliche Meinung und rufen besonders in militärischen Kreisen große Bewegung hervor. *Dem ,N. Wien. Tagbl/ zufolge ist die Meldung von der Erlaubnis der Durchfahrt von russischen Kriegsschiffen durch die Dardanellen thatsächlich unrichtig und auf Irrtum fußend. Es handle sich um ein Schiff der russischen freiwilligen Kreuzer flotte, für welche fest langem eine spezielle Ver einbarung besteht. Afrika. *An der marokkanischen Küste find fünfEngländer bei unerlaubtem Handel über rascht und gefangen genommen worden. Asten. *Die Lage in Ostasien beginnt fich allmählich infolge der Nachgiebigkeit der Eng länder im Sinne der russischen Forderungen zu klären. Wie die ,Daily Mail' aus angeblich zuverlässiger Quelle erfährt, ist britischerseits beschlossen worden, Rußlands angeblich« An sprüche auf Port Arthur und die Ltaotunghalb- ins«! nicht länger zu beanstanden und die Frage, ob die Oeffnung TalienwanS als Lertragshafen wirklich als Bedtngung für die britische Anleihe zu bewachten sei, ungelöst zu lassen. *3m indischen AufstandSgebiet haben die Sngl ünder eine neue Schlappe erlitten. Nach einer in Kalkutta vom General Westmacott eingegangenen Depesche geriet die 4. Brigade der englisch-indischen Truppen in einem Engpässe im Afrtdtlande in einen Hinter halt. Fünf englische Offiziere und acht Mann find gefallen, 2 Offiziere und 17 Mann ver wundet worden, wettere 17 Mann werden vermißt. Au» dem Reichstage. Der Reichstag erledigte am Montag den Etat des Reichskanzlers. Die Gehaltserhöhung des Kanzler« wurde bewilligt. Beim Etat des ReichS- amtS des Innern wurde der Antrag deS Abg. Lenz mann (fr. Vp.), die innere Ausschmückung des RcichtagsgebäudeS auf den Etat des Reichstages zu setzen, abgelehnt, dagegen die Einsetzung einer Kommission angenommen. Sodann wurde in die Beratung deS Etats deS NeichsjustizamtS eingetreten. Am 1. d. wird die zweite Etatsberatung beim Rcichsjustizamt fortgesetzt. Abg. Pieschel (nat.-lib.) drückt den Wunsch aus, daß den Richtern Zeit zum Studieren des Bürgerlichen Gesetzbuchs geboten werde. Staatssekretär Nieberding erkennt an, daß die Zeit zur Vorbereitung auf das Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuchs recht kurz ist. WaS von seiner Seite geschehen könne, um den Richtern den Uebergang zu erleichtern, werde geschehen. Abg. Herbert (soz.) fordert eine Revision des Prcßgesetzcs und Ausdehnung desselben auf die Reichslande. Staatssekretär Nieberding erwidert, die Regierung plane zur Zeit die Revision des Preß gesetzes nicht, denn sie habe noch wesentlich dring lichere Aufgaben Bezüglich der Ausdehnung deS Preßgesetzes auf Elsaß-Lothringen müsse sich Bor redner nach Straßburg wenden. Abg. Barth (fr. Vgg.) hält auch eine Revision des Preßgesetzes jetzt noch nicht für dringlich. Würde sie jetzt vorgenommen, so geschähe das sicher nicht im Sinne der Sozialdemokraten. Der Staats sekretär habe gestern erklärt, eine gesetzliche Regelung des Strafvollzuges lasse sich nicht ausführen vor der Revision des Strafgesetzbuches. Seiner (Redners) Meinung nach würde es richtiger sein, beide Materien gleichzeitig zu regeln. Inzwischen könne aber sehr wohl Vorsorge getroffen werden, daß Mißgriffe in der Behandlung von strafgcfangenen Redakteuren, wie sie Abg. Auer gestern angeführt, nicht mehr Vor kommen könnten. Abg. Frhr. v. Stumm (Reichsp.) warnt davor, beim Strafvollzug mit der Anwendung von Humanität zu weit zu gehen. Vielfach sei man der Meinung, wir seien schon zu weit gegangen. Gerade deshalb werde ja von erfahrenen Juristen selbst die Wieder einführung der Prügelstrafe empfohlen. Die Preß vergehen seien keineswegs allgemein politischer Natur. Er halte beispielsweise die Majestätsbcleidigung für ein gemeines Verbrechen, das auch als solches be straft werden müsse. Er empfehle daher der Re gierung nicht, eine Milderung sondern eher eine Verschärfung der Strafvorschriften eintreten zu lassen. Abg. Lenzmann (freis. Volksp.) protestiert gegen jeden Versuch, die Strafvollzugsvorschriften zu verschärfen, ebenso gegen den Versuch, die Preß delikte, vor allem die Majestätsbeleidigungen, als gemeine Verbrechen zu charakterisieren. Herr v. Stumm stehe da im Widerspruch mit dem Gesetzgeber und mit den Auslegern des Gesetzes, wie die Verurteilung des Redakteurs des .Kladderadatschs zu Festungshaft zeige. Redner kommt dann auf den vorjährigen Beschluß des Reichstages auf Regelung des Irren wesens zu sprechen und beschwert sich über die schroffe Haltung, die die Irrenärzte diesem Beschlüsse gegenüber eingenommen hätten. Immer von neuem müsse die Forderung nach ausreichenderen Garantien gegen die Unterbringung geistig Gesunder in Irren anstalten erhoben werden. Vom Abg. Lieber (Zentr.i ist inzwischen ein Antrag eingegangen, von dem im Etat angesetzten Gehalt des Staatssekretärs (30 000 Mk.) 6000 Mk. zu streichen, also nur 24 000 Mk. (wie bisher) zu bewilligen. Aba. Kruse (nat.-Iib.) will die Entscheidung über dH Unterbringung von Geisteskranken Aerzten überlassen wissen, da zu derselben viel Wissen und Erfahrung notwendig sei. Irrtümer mögen auch bei Aerzten vorkommen, noch mehr würden denselben aber Juristen und Laien unterworfen sein. Abg. Lieber (Zentr.) meint, die Vorschläge des Abg. Len,mann seien jedenfalls wert, bei einer Reform des JrreuwescnS reiflich erwogen zu werden. Die Ansichten deS Frhrn. v. Stumm erinuerten ihn lebhaft an die Zeiten des Kulturkampfes. Wenn der Erzbischof von Köln mit Strohflechten beschäftigt wurde, so ist da» gewiß eine ganz besondere Art Humanität. Unterschiede beim Strafvollzug gebieten sich schon au» Rücksicht auf die religiösen Vor schriften über den Genuß oder Nichtgenuß von Speisen. Redner begründet den Antrag, die Gehaltserhöhung für den Staatssekretär abzusctzcn. Der Reichstag habe im Vorjahre zwei Reso lutionen angenommen, die Gehälter der vier Staatssekretäre, die bisher 24 000 Mk. beziehen, auf 30 000 Mk. zu erhöhen zugleich aber auch die Aufbesserung der Uuterbcamtcngehälter in der Post- und Telegraphen-Berwaltung vorzunrhmen. Eine einseitige Erhöhung könne da» Zentrum nicht be willigen, hoffentlich werde dies aber nach Vorlegung deS Nachtragsetats möglich sein, indem die Gehälter dieser Unterbeamten ohne Rücksicht auf die in Aus sicht gestellte allgemeine Erhöhung der Unterbeamten- gchälter erhöht würden. Staatssekretär Frhr. v. Thielmann stellt in Abrede, daß eine derartige allgemeine Erhöhung ver heißen worden sei. Abg. Auer (soz.) führt aus, Herrn v. Stumm sei ja die Behandlung in unseren Gefängnissen noch viel zu human. Besonders schlecht sei er auf die Journalisten zu sprechen, denen er eine besonders harte Behandlung gönnt. Aber auch Herr v. Stumm habe ja schon vor dem Strafrichter gestanden. Bei seinem Einfluß wäre er allerdings der Begnadigung sicher, wenn er einmal straucheln sollte. Seine gestrigen Ausführungen hätten drei Negierungs vertreter beantwortet, keiner derselben aber hätte etwas von seinen Vorbringungen wider ¬ legt. Die vorgebrachten Fälle seien den Herren fremd. Bis zur dritten Lesung könne sich der Staatssekretär über die vorgebrachten Fälle orientieren und ihm dann antworten. Der sächsische Generalstaatsanwalt habe ihm auch keine Unrichtigkeit nachweisen können. Er habe cs viel leicht für besonders erschwerend gehalten, daß der in Ketten transportierte Redakteur früher Bäckerlehrling gewesen sei. Staatssekretär Nieberding erwidert, die Gründe, ans denen Auer den Bundesratsmitgliedern nicht vorher Mitteilung über die von ihm zu be sprechenden Fälle gemacht habe, hätten bei ihm nur Kopfschütteln erregt. Er habe gestern keineswegs jede Rücksichtnahme für ausgeschlossen gehalten, soli dem nur gesagt, mehr Rücksicht als auf andere Ge fangene könne auf die wegen Preßvergchens nicht genommen werden. In dritter Lesnng zu antworten, sei allerdings möglich, aber inzwischen würden die Fälle agitatorisch ausgenutzt, weil die Regierung nicht in der Lage war, sofort das Haus und das Land aufznklären. Sächsischer Generalstaatsanwalt Rüger be merkt, er habe die Thatsache, daß der erwähnte Redakteur früher Bäckerlehrling gewesen, nur zur Charakterisierung seiner Persönlichkeit angeführt. Dafür, daß der Transport in der Dunkelheit auS- geführt worden und daß Fluchtverdacht vorlag, habe er sich auf die der Regierung vorliegenden Berichte gestützt. Württcmbergischer Ministerialdirektor v. Schicker hält die gestrigen Angaben des Abg. Auer um des willen für unglaublich, weil sie zweifellos im württembergischen Landtage von der Volkspartei vorgcbracht worden wären, wenn sie wahr wären. Nach kurzer weiterer Debatte wird der Titel „Staatssekretär" nach dem Anträge Lieber nur in der bisherigen Höhe des Gehalts (24 000 Mk.) be willigt. — Für die Bewilligung von 30 000 Mark stimmen nur die Konservativen und die Frei konservativen. Der Rest des Et ats des Reichsjustizamts gelangt debattelos zur Annahme. Nächste Sitzung Donnerstag. Prr«lslsch,r Landtag. Am Montag erledigte das Abgeordnetenhaus den Etat des Landwirtschaftsministerinms bis zum Titel Generalkommission. Abg. Schröder (Pole) bedauerte, daß die Regierung trotz der günstigen Finanzlage noch immer nur sog. kleine Mittel zur Linderung der Not der Landwirtschaft in Anwendung bringe. Im Interesse des Ostens müßten vor allem billigere Gctreidefrachtsätze zur Einführung gelangen. Im Abgeordnetenhaus« wurde am DicnStag die Beratung deS Landwirtschaftsetats beendet. Die Diskussion berührte die Fragen der Vcrkilligung des Eisenbahntarifs für gewisse Früchte, der land wirtschaftlichen Fachschulen und der Fortbildungs schulen auf dem Lande. Aba. v. Mendel wünschte größere Fürsorge für die landwirtschaftliche Vorbil dung der weiblichen Bevölkerung auf dem Lande. Frhr. v. Hammerstein sprach sich den Bestrebungen gegenüber sympathisch aus. Nächste Sitzung am Donnerstag. Mosa ApinoMma. 4j Ein Heide-Idyll von A. v. d. Osten. «Schluß., „Nein, nein!" Erika rang die Hände, Erwin wehrend, der sie wieder an seine Seite ziehen wollte. „Papa! Onkel Bernhard! Was soll jetzt aus uns werden?" Erwin stand auf und schloß die Geliebte wieder in seine Arme. „Sei doch ruhig und ängstige dich nicht, es wird alles gut werden!" „Aber wie, Erwin, wie?" stammelte sie unter seinen Küssen, schmerzlich weinend. Er legte ihren Kopf an seine Brust und sann nach. Rasch wechselte sein Gesichtsausdruck von Ueberlegung und ernstlichem Nachdenken zum siegesgewissen Triumph. „Es ist so! Es ist sicher! Keine Utopie, kein Vhantasiegespinnst, sondern klare, reelle Gewißheit, klingendes Gold —" „Was ist, Erwin? Was murmelst du da? Weißt du ein Mittel, das uns hilft?" „Ja, Lieb! Laß alle Sorgen fahren, ich weiß eins." „Erwin! O, so sage es mir schnell!" „Gedulde dich noch, Kind —" Erika machte fich frei und sah ihn befremdet an. „Ein Geheimnis? Vor mir? Du weißt ein Mittel, das mich aus meiner Angst befreit, und zögerst auch nur einen Augenblick, eS mir zu nennen? Dann liebst du mich nicht." „Erika - Kind -" „Ja, wie ein Kind willst du mich behandeln, aber da» dulde ich nicht, Erwin, nie!" „So vertraust du mir nicht, meine Erika?" „O von ganzem Heren, aber du sollst auch mir vertrauen! In allem. Wir wollen ja eins sein. Was du denkst, hoffst, planst, das sollst du mir sagen, damit ich teil daran habe! Jetzt — und später erst recht!" „Meine andere Seele, mein besseres Ich, meine Braut, mein Weib, ja du hast recht! Verzeih mir, vergib, Erika! Indem wir heim gehen, will ich dir alles erklären. Komm und zage nicht mehr!" Furchtbar loderte der Grimm des Men auf, als er Erika in Erwins Arm, bebend und doch Stolz und Zuversicht in den leuchtenden Augen, vor sich hintreten sah. „Was soll das heißen?" schrie er sie und seine zum Tode erschrockene Gattin an. „Habe ich's nicht vorher gesagt, eine Liebschaft?! Aber wartet, wartet Ihr alle!" „Vater!" hauchte Erika entsetzt und wollte ihm zu Füßen fallen. Erwin fing sie in seinen Armen auf. „Willst du mich mit ihm allein lassen, Liebste? Fürchte nichts, vertraue mir!" Ohne Zögern verließ Erika das Zimmer und zog ihre fassungslose Mutter mit fich hinaus. „Weine doch nicht, Mütterchen, er wird'S schon machen I" Kaum hat die Thür fich hinter ihnen ge schloffen, so tritt Erwin furchtlos vor den Wütenden hin und spricht mit fester Stimme: „Onkel, ich werbe bei Ihnen um Erikas Harw. Ich habe sie lieb, und sie mich; wir haben uns gelobt, nicht voneinander zu lassen." Christoph Haidegger traut seinen Ohren nicht bei dieser freimütigen Sprache, vor Zorn unfähig zu reden, packt er nach Erwins Schulter, aber dieser weicht auS. Jetzt steigt es aber auch dem jungen Manne rot und heiß ins Ge sicht, seine Brust dehnt sich, er scheint zu wachsen. Mit erhobener Stimme, aber noch selbstbeherrscht spricht er langsam und mit Nachdruck: „Mich werden Sie nicht die Treppe hin unterwerfen, Herr Onkel — doch ich warne Sie, hüten Sie fich selbst. — Ich werbe um Erika!" Die Wiederholung, die Drohung — der Alte kennt sich selbst nicht mehr. Schäumend, wie ein gereizter Eber dringt er auf Erwin ein. Da geschieht das Unglaubliche: von den kräfti gen Fäusten des Angegriffenen gefaßt und zurückgeworfen fliegt der alte Jsegrimm wie ein Ball durch das Zimmer — und glücklicherweise ohne sich Schaden zu thun, wenn auch recht unsanft, in einen breiten Armstuhl, der ihn wie schützend aufntmmt. Da fitzt er nun, und eS ist unheimlich, toten still im Zimmer und zwischen den beiden Gegnern. Der eine weiß nicht, wie ihm ge schehen ist, und als er den Blick scheu, ver wundert nnd verwirrt erhebt, sieht er den andern vor fich stehen mit flammendem Antlitz und noch immer geballten Fäusten. Da erschrickt der alte Bramarbas zum ersten Mal in seinem Leben; er fühlt fich gebändigt, er fühlt fich klein vor dieser gewaltigen, unterschätzten Jugend kraft, die sich ihm zu widersetzen gewagt und ihn bezwungen hat. Eine jämmerliche, senti mentale Feigheit kommt über ihn, dar rot unterlaufene Auge finkt wieder zu Boden. Bei diesem kläglichen Anblick verfliegt Erwins Zorn. Er beginnt von neuem, ruhiger, aber fest: „Welche Antwort auf meine Werbung geben Sie mir, Onkel?" Da stöhnt der Alte auf. „Aber ich kann nicht," kommt eS in rauhen, gepreßten Tönen von seinen Lippen, „ich kann nicht! Bernhard hat mein Wort und wenn ich eS nicht hafte, bin ich ein ruinierter Mann." „Nein, das find Sie keineswegs, Onkel!" rief Erwin nun mit freudigem Mange. „Wollen Sie ein paar Minuten auf mich hören, so werde ich Ihnen klar machen, daß Ihr Wohlstand jetzt er anfängt. Ich bürge Ihnen dafür." „Sie!" Christoph Haidegger warf den struppigen Kopf empor und rief das Wörtchen wieder mit so höhnischer Geringschätzung, daß Erwin zusammenzuckte und glühend rot wurde. ich, Erwin Hartmann, der arme r, der Stubenhocker, der Schmarotzer !" rief er, von heiligem Grimm erfüllt. „Ich bürge dafür und werde Ihnen die Augen öffnen, nicht um Ihretwillen, denn Sie verdienen es nicht. Schlechter Wirt, der Sie find, haben Sie Ihren Ackerbau schmählich vernachlässigt. Schlechter Gutsherr, haben Sie Ihre Untergebenen, Ihre Tagelöhner bei roher Behandlung im Elend ver kommen lassen, ohne Ihre Hand jemals milde gegen sie aufzuthun, daß Sie von Ihnen ver abscheut und gehaßt werden. Dreimal schlechter Gatte und Vater, haben Sie nichts vermocht, als den Ihrigen das Leben zur Hölle zu machen, haben sie mißhandelt, fich ihrem Glücke schaden froh in den Weg gestellt, frevelhaft, voll bös artiger Selbstsucht! Können Sie Ihr ver ängstigtes Weib, dem Sie kein Glück, kein« Schlucke
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