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Chor der Philister: Erschallt Trompeten, freudig tönt! Der heilig frohe Tag kehrt uns zurück, Wo Dagon ward zum Herrn der Welt gekrönt. Samson: Warum hat ein Engel meine Geburt verkü^jMf Wenn ich vergeh’ in Schmach und Banden ■ Ein Hohn, ein Spott den Feinden?— Grausamer Gedanke!— Mein Gram wird niemals enden! er naget tief, Wie innre Wunden, in unheilbarem Schmerz. Zweite Szene (Micha und Israeliten treten auf) Micha (zu Samson): Ruhmreicher Held! einst Israels Wonne, nun sein Schmerz! Dir naht der Freunde Schar, zu grüßen dich! Samson: Seid mir willkommen! Micha: G rausam entriß man dir die Freiheit und das Licht! Samson: O süßes Licht! wie härmt mich dein Verlust! O mehr als Dürftigkeit und Haft und Ketten! Die Seele selbst deckt schwere Finsternis! Nacht! schwarze Nacht! kein Tag, kein Licht, Nur dunkle Nacht umhüllt mein Angesicht! O prangend Licht! kein milder Schein, Mit Tagesglanz mein Aug’ zu freun! Weh! mir ist geraubt der Schöpfung Zier: Sonn’, Mond und Stern’ sind dunkel mir! Chor der Israeliten: O erstgeschaffner Strahl! du großes Wort: »Es werde Licht« — und Licht ward überall; Und Himmelsglanz umfloß den Erdball —: Ogib dem blinden Held Licht und Kraft zurück! Samson: Ihr seht mitSchmerz, wie Blindheit mich umfängt: Doch könnt ich sehn, wie sänke mir das Haupt Vor Scham, der für ein Wort, ein Nichts, enthüllt Dem falschen Weibe, was ihm Gott vertraut! Wohl war die Schlange Delila mein Fluch, Doch ich die Schuld, der ihren Tränen wich, Und meine Burg des Schweigens ihr verriet! Micha: O hör’, dein Vater naht, Held Manoah. Samson: Ach weh! neu weckt den Gram sein Name mir! Dritte Szene (Manoah tritt auf) Manoah: Brüder, ihr Männer von Dan, sprecht, wo ist mein Sohn, Samson, des Volkes Stolz? So sagt mir an! Micha: So edel nun im allertiefsten Stand — Wie einst auf Ruhmes Höhen — sieh, liegt er hier! Manoah: O jammervolles Los! Ist dies der Mann, Der, weit berühmt, der Feinde Schrecken war? Der mit des Engels Kraft ihr Heer bekämpfte, Ein Heer er selber! —■ Nun, nicht fähig mehr, Zu schirmen sich vor des Feiglings Speer! Dein Heldenarm war einst mein Sang, Und Freudenschall die Luft durchdrang. Doch Schmerz tönt nun der Harfe Klang, Und Gram und Harm wehklagt mein Sang.