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VIERZEHNTES GEWANDHAUS-KONZERT DONNERSTAG, DEN 24. JANUAR 1929, 7V2 U*HR Dirigent: Bruno Walter ERSTER TEIL Symphonische Variationen für Violoncello und Orchester (op. 15) von Rudolf Mengelberg (geb. 1892). [Zum ersten Male.] Solo-Violon cello: Herr Konzertmeister Hans Münch-Holland. Lethe. Gedicht von C. F. Meyer. Für eine Baritonstimme und Orchester (op. 37) von Hans Pfitzner (geb. 1869), vorgetragen von Herrn Kammersänger Paul Bender [München]. [Zum ersten Male] Jüngst im Traume sah ich auf den Fluten Einen Nachen ohne Ruder ziehn. Strom und Himmel stand in matten Gluten Wie bei Tages Nahei/oder Fiiehn. Saßen Knaben drin mit Lotoskränzen, Mädchen beugten über Bord sich schlank, Kreisend durch die Reihe sah ich glänzen Eine Schale, draus ein jedes trank. Jetzt erscholl ein Lied voll süßer Wehmut, Das die Schar der Kranzgenossen sang — Ich erkannte deines Nackens Demut, Deine Stimme, die den Chor durchdrang. In die Welle taucht’ ich. Bis zum Marke Schaudert’ ich, wie seltsam kühl sie war. Ich erreicht’ die leise zieh’nde Barke, Drängte mich in die geweihte Schar. Und die Reihe war 4... .->■ «r J'isL’C, —- Und die volle Schale hobest du, Sprachst zu mir mit trautem Augenwinken: »Herz, ich trinke dir Vergessen zu!« Dir entriß in trotz’gem Liebesdrange Ich die Schale, warf sie in die Flut, Sie versank, und siehe, deine Wange Färbte sich mit einem Schein von Blut. Flehend küßt’ ich dich in wildem Harme, Die den bleichen Mund mir willig bot, Da zerrannst du lächelnd mir im Arme Und ich wußt’ es wieder — du bist tot. Vorspiel zum erster. Akt von Ibsens Schauspiel »Das Fest auf Solhaug« von Hans Pfitzner Margit im Reiche des Bergkönigs (»Im Berg ist Gold und ewige Nacht«) Ihre Sehnsucht nach Freiheit, nach Liebe, aus der Gefangenschaft der liebeleeren Ehe heraus. Durch einen Spalt im Berge sieht sie den Frühling draußen. »Das Tal hat Vögel und Blumenpracht.« Übermächtig bricht ihre Sehnsucht durch doch umsonst. »Weh mir — ich selbst bin in Bergkönigs Haus »Lnd Keiner, Keiner erlöst mich daraus.«