Volltext Seite (XML)
II. Franz Schubert (1797—1828), Lieder. Karl Erb a) Der Wanderer an den Mond Ich auf der Erd’, am Himmel du Wir wandern beide rüstig zu: Ich ernst und trüb, du mild und rein, Was mag der Unterschied wohl sein? Ich wandre fremd von Land zu Land, So heimatlos, so unbekannt; Berg auf, Berg ab, Wald ein, Wald aus, Doch bin ich nirgend, ach! zu Haus. Du aber wanderst auf und ab Aus Ostens Wieg’ in Westens Grab, Wallst Länder ein und Länder aus, Und bist doch, wo du bist, zu Haus. Der Himmel, endlos ausgespannt, Ist dein geliebtes Heimatland: O glücklich, wer, wohin er geht, Doch auf der Heimat Boden steht! Joh. Gabr. Seidl b) Das Lied im Grünen Ins Grüne da lockt uns der Frühling, der lieb liche Knabe, Und führt uns am blumenumwundenen Stabe Hinaus, wo die Lerchen und Amseln so wach, In Wälder, auf Felder, auf Hügel, zum Bach, Ins Grüne! Im Grünen da wurde manch Plänchen auf Flü geln getragen, Die Zukunft der grämlichen Ansicht entschlagen. Da stärkt sich das Auge, da labt sich der Blick, Sanft wiegen die Wünsche sich hin und zurück, Im Grünen! Im Grünen da ruht man so wohl, empfindet so Schönes Und denket behaglich an dieses und jenes. Und zaubert von hinnen, ach, was uns bedrückt, Und alles herbei, was den Busen entzückt Im Grünen! Im Grünen da werden die Sterne so klar, die die Weisen Der Vorwelt zur Leitung des Lebens uns preisen Da streichen die Wölkchen so zart uns dahin, Da heitern die Herzen, da klärt sich der Sinn, Im Grünen! Ins Grüne laßt heiter uns folgen dem freundlichen Knaben. Grünt einst uns das Leben nicht fürder, So haben wir klüglich die grünende Zeit nicht versäumt, Und, wann es gegolten, doch glücklich geträumt, Im Grünen! Fr. Feil c) Des Fischers Liebesglück Dort blinket durch Weiden und winket ein Schimmer Blaßstrahlich vom Zimmer der Holden mir zu. Es gaukelt wie Irrlicht und schaukelt sich leise Sein Abglanz im Kreise des schwankenden Sees. Ich schaue mit Sehnen ins Blaue der Wellen Und grüße den hellen, gespiegelten Strahl. Und springe zum Ruder und schwinge den Nachen Dahin auf den flachen, kristallenen Weg. Feinsliebchen schleicht traulich vom Stübchen herunter Und sputet sich munter zu mir in das Boot. Gelinde dann treiben die Winde uns wieder Seeeinwärts vom Flieder des Ufers hindann. So schweben wir selig, umgeben vom Dunkel, Hoch überm Gefunkel der Sterne einher. Und weinen und lächeln und meinen enthoben Der Erde, schon oben, schon drüben zu sein. Karl Gottfried v. Leitner