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b) Der König bei der Krönung Dir angetrauet am Altäre, O Vaterland, wie bin ich dein! Laß für das Rechte mich und Wahre Nun Priester oder Opfer sein! c) Geuß auf mein Haupt, Herr, deine Schale, Ein köstlich Öl des Friedens aus, Daß ich wie eine Sonne strahle Dem Vaterland und meinem Haus! M'örike. Fußreise Am frischgeschnittnen Wanderstab, Wenn ich in der Frühe So durch Wälder ziehe, Hügel auf und ab: Dann wie’s Vöglein im Laube Singt und sich rührt, Oder wie die goldne Traube Wonnegeister spürt In der ersten Morgensonne: So fühlt auch mein alter, lieber Adam Herbst- und Frühlingsfieber, Gottbeherzte, nie verscherzte Erstlingsparadieseswonne. Also bist du nicht so schlimm, O alter Adam, wie die strengen Lehrer sagen, Liebst und lobst du immer doch, Singst und preisest immer noch, Wie an ewig neuen Schöpfungstagen, Deinen lieben Schöpfer und Erhalter. Möcht’ es dieser geben Und mein ganzes Leben Wär’ im leichten Wanderschweiße Eine solche Morgenreise! Mörike. d) Heimweh Wer in die Fremde will wandern, Der muß mit der Liebsten gehn, Es jubeln und lassen die andern Den Fremden alleine stehn. Was wisset ihr, dunkle Wipfel, Von der alten schönen Zeit? Ach, die Heimat hinter den Gipfeln, Wie liegt sie von hier so weit! Am liebsten betracht’ ich die Sterne, Sie schienen, wie ich ging, zu ihr, Die Nachtigall hör’ ich so gerne, Sie sang vor der Liebsten Tür. Der Morgen, das ist meine Freude! Da steig’ ich in stiller Stund’ Auf den höchsten Berg in die Weite, Grüß’ dich, Deutschland, aus Herzensgrund. Eichmdorff. Tondichtung für großes Orchester (Op. 24) von Tod und Verklärung. Richard Strauss (geb. 1864). »In der ärmlich kleinen Kammer, Matt vom Lichtstumpf nur erhellt, Liegt der Kranke auf dem Lager. — Eben hat er mit dem Tod Wild verzweifelnd noch gerungen. Nun sank er erschöpft in Schlaf, Und der Wanduhr leises Ticken Nur vernimmst du im Gemach, Dessen grauenvolle Stille Todesnähe ahnen läßt. Um des Kranken bleiche Züge Spielt ein Lächeln wehmutsvoll. Träumt er an des Lebens Grenze Von der Kindheit goldner Zeit? Doch nicht lange gönnt der Tod Seinem Opfer Schlaf und Träume. Grausam rüttelt er ihn auf Und beginnt den Kampf aufs neue, Lebenstrieb und Todesmacht! Welch entsetzensvolles Ringen! — Keiner trägt den Sieg davon, Und noch einmal wird es stille! Kampfesmüd’ zurückgesunken, Schlaflos, wie im Fieberwahn, Sieht der Kranke nun sein Leben, Zug um Zug und Bild um Bild, Inn’rem Aug’ vorüberschweben. Erst der Kindheit Morgenrot, Hold in reiner Unschuld leuchtend, Dann des Jünglings keck’res Spiel. — Kräfte übend und erprobend — Bis er reift zum Männerkampf, Der um höchste Lebensgüter Nun mit heißer Lust entbrennt. — Was ihm je verklärt erschien, Noch verklärter zu gestalten,