Volltext Seite (XML)
VIERZEHNTES GEWANDHAUS-KONZERT DONNERSTAG, 26. FEBRUAR 1942, 6 UHR Dirigent: Hermann Abendroth Soli: Margot Hinneriberg [Prag], Fred Drissen [Berlin], Orgel: Sigfrid Walther Müller Chor: Die Chorvereinigung des Gewandhauses, verstärkt durch Mitglieder des Leipziger Lehrergesangvereins * ERSTER TEIL Symphonie h-moll (unvollendet) von Franz Schubert (1797—1828) I. 'Allegro moderato. II. Andante con moto ZWEITER TEIL An die großen Toten. Für gemischten Chor und großes Orchester op.85 von Wilhelm Berger (1861 — 1911). Dichtung von Gustav Schüler Ihr großen Toten, also opfr’ ich euch In dieser Morgenfrühe heil’gem Glanz, Um eure Schläfen, die so ernst und bleich, Wind’ ich taufrischer Rosen Festeskranz. Und eure Mäntel leg’ ich euch zurecht Und euer Schwert, und knie’ und bete dann, Und bete, wie aus sinkendem Geschlecht Die letzte Angst verzweifelt beten kann. Die Lagerfeuer zünd’ ich, stoß’ ins Horn Und rüttle, Feldherrn, euer Heer empor, Ich schrei’ die Angst, den Schmerz, den Fluch, den Zorn In aller Seelen auf geschmettert Tor! Nun stehn wir da! Laßt ihr uns denn allein, Wie Lämmer, die des Wolfes Gier umkreist? Die eurer Schmerzen Erben müssen sein, Die segnet auch mit eurer Schmerzen Geist! Ein Wunder fleh’ ich, daß ihr aufersteht, Daß ihr uns helft, daß euer ew’ger Geist, Der uns wie Harfenton zu Häupten weht, Inbrünstig mahnend auf die Sterne weist. Ihr großen Toten, also opfr’ ich euch In dieser Morgenfrühe heil’gem Glanz, Um eure Schläfen, die so ernst und bleich, Wind’ ich taufrischer Rosen Festeskranz. Das dunkle Reich, eine Chorphantasie mit Orchester, Orgel, Sopran- und Bariton solo. Nach Gedichten von Michelangelo, Goethe, C. F. Meyer und R. Dehmel, op. 38 von Hans PfITZNER (geb. 1869). Text im besonderen Heft Untrennbar von allem Irdischen greift das dunkle Reich des Todes gewaltig ein in die Schicksale der Menschen, durch Leid, Not, Schmerz, Vergänglichkeit und Tod. 1. Auf den Chor der Toten, der in starrem Unisono wesenlos und schattenhaft die Kluft zwischen Toten und Lebendigen überbrückt, folgt der melodisch und rhythmisch verwandte Chor der Lebenden: 2. das Schnitterlied. Das Leben triumphiert. Aber der Gedanke an den Tod schweigt nicht ganz; um so glühender ist die Lebensbejahung.