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Lieder, mit Orchesterbegleitung vorgetragen von Fräulein Olszewska. a) An die Hoffnung von Ludwig van Beethoven (1770 — 1827). Ob ein Gott sei, ob er einst erfülle, Was die Sehnsucht weinend sich verspricht? Ob vor irgendeinem Weltgericht Sich dies rätselhafte Sein enthülle? Hoffen soll der Mensch! Er frage nicht! Die du so gern in heil’gen Nächten feierst Und sanft und weich den Gram verschleierst, Der eine zarte Seele quält, O Hoffnung! Laß, durch dich emporgehoben, Den Dulder ahnen, daß dort oben Ein Engel seine Tränen zählt! Wenn, längst verhallt, geliebte Stimmen schweigen, Wenn unter ausgestorb’nen Zweigen Verödet die Erinn’rung sitzt: Dann nahe dich, wo dein Verlassner trauert Und, von der Mitternacht umschauert, Sich auf versunk’ne Urnen stützt. Und blickt er auf, das Schicksal anzuklagen, Wenn scheidend über seinen Tagen Die letzten Strahlen untergehn: Dann laß ihn um den Rand des Erdentraumes Das Leuchten eines Wolkensaumes Von einer, nahen Sonne sehn! Die du so gern in heil’gen Nächten feierst Und sanft und weich den Gram verschleierst, Der eine zarte Seele quält, O Hoffnung! Laß, durch dich emporgehoben, Den Dulder ahnen, daß dort oben Ein Engel seine Tränen zählt. O, Hoffnung! Aus Tiedges »Urania«. b) Dem Unendlichen von Franz Schubert (1797—1828). Wie erhebt sich das Herz, wenn es dich, Unendlicher, denkt! Wie sinkt es, wenn es auf sich herunterschaut? Elend schaut’s, wehklagend dann, und Nacht und Tod! Allein du rufst mich aus meiner Nacht, der im Elend, der im Tode hilft! Dann denk’ ich es ganz, daß du ewig mich schufst, Herrlicher! Den kein Preis, unten am Grab, oben am Thron, den dankend entflammt Kein Jubel genug besingt! Weht, Bäume des Lebens, ins Harfengetön, Rausche mit ihnen ins Harfengetön, kristall’ner Strom! Ihr lispelt und rauscht und, Harfen, ihr tönt nie es ganz: Gott ist es, den ihr preist! Welten, donnert im feierlichen Gang, Welten, donnert in der Posaunen Chor! Tönt all’ ihr Sonnen auf der Straße voll Glanz, In der Posaunen Chor! Ihr Welten, ihr donnert, du, der Posaunen Chor, Hallest nie es ganz: Gott ist es, den ihr preist! Klopstock.