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ZEHNTES GEWANDHAUS-KONZERT DONNERSTAG, DEN 18. DEZEMBER 1919. Dirigent: Arthur Nikisch. ERSTER TEIL. Sonate (Dmoll Op. 65 Nr. 6) für Orgel {von Felix Mendelssohn Bartholdy, vorgetragen von Herrn Günther Ramin. Choral mit Variationen — Fuga — Finale (Andante). Sechs Spruchdichtungen des Angelus Silesius, für gemischten Chor von Arnold Mendelssohn, vorgetragen vom Thonianer-Chor. a) Der Schnee in der Sonne. Wie schön glänzt der Schnee, Wenn ihn die Sonnenstrahlen Mit himmlischem Licht bestreichen und bemalen. So glänzt auch deine Seel. So ist sie weiß wie Schnee, Wenn sie beschienen wird Vom Aufgang aus der Höh. b) Die Rose. Die Rose, die dein äußeres Aug’ hier sieht, Die hat in Gott also von Ewigkeit geblüht. c) Das Allersüßeste. Süß ist der Honigseim, Süß ist der Rebenmost, Süß ist das Himmelbrot, Der Israeliten Kost. Süß ist, was Seraphim, Von Anbeginn empfunden, Doch süßer ist, Herr Christ, Das Süße deiner Wunden. d) Der Mensch ist eine Kohle. Mensch, du bist eine Kohl, Gott ist dein Feuer und Licht; Du bist schwarz, finster und kalt, Liegst du in ihnen nicht. Der gottverliebte Mensch Hat sonsten keine Pein, Als daß er nicht kann bald Bei Gott, dem Allerliebsten sein.