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ZWEITER TEIL. Lieder mit Klavierbegleitung von Franz Schubert, vorgetragen von Fräulein Graeve. a) Fragment aus dem Äschylus. So wird der Mann, der sonder Zwang gerecht ist, nicht unglücklich sein; Versinken ganz in Elend kann er nimmer! Indes der frevelnde Verbrecher im Strom der Zeit gewaltsam untergeht, Wenn am zerschmetterten Maste das Wetter die Segel ergreift. Er ruft, er ruft, von keinem Ohr vernommen, Kämpft in des Strudels Mitte hoffnungslos. Des Frevlers lacht die Gottheit nun, sieht ihn nur nicht mehr stolz, In den Banden der Not verstrickt, umsonst die Felsbank fliehn; An der Vergeltung Fels scheitert sein Glück, und unbeweint versinkt er. Deutsch von Mayrhofer. b) Schatzgräbers Begehr. In tiefster Erde ruht ein alt Gesetz, Dem treibt mich’s rastlos immer nachzuspüren; Und grabend kann ich Andres nicht vollführen. Wohl spannt auch mir die Welt ihr gold’nes Netz, Wohl tönt auch mir der Klugheit seicht Geschwätz: Du wirst die Zeit und Müh’ umsonst verlieren. Das soll mich nicht in meiner Arbeit irren; Ich grabe glühend fort, so nun, wie stets. — Und soll mich nie des Findens Wonne laben, Sollt’ ich mein Grab mit dieser Hoffnung graben: Ich steige gern hinab. Gestillt ist dann mein Sehnen, Drum lasset Ruhe mir in meinem Streben! Ein Grab mag man wohl jedem gerne geben. — Wollt ihr es denn nicht mir, ihr Lieben, gönnen? F. von Schober. c) Der Jüngling an der Quelle. Leise rieselnder Quell! Linderung sucht’ ich bei euch, Ihr wallenden, flüsternden Pappeln! Und sie zu vergessen, die Spröde — Euer Schlummergeräusch Ach, und Blätter und Bach Wecket die Liebe nur auf. Seufzen, Geliebte, dir nach. d) Auflösung. Verbirg dich, Sonne, Denn die Gluten der Wonne Versengen mein Gebein. Verstummet, Töne, Frühlingsschöne, Flüchte dich und laß mich allein. Quillen doch aus allen Falten Meiner Seele liebliche Gewalten, Die mich umschlingen, Himmlisch singen. — Geh’ unter, Welt, und störe Nimmer die süßen, ätherischen Chöre. Mayrhofer.