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Gesang der Apollopriesterin. b) Es ist der Tag, wo jedes Leid vergessen, Ihr Schwestern, horcht: der Heilige ist nah’. Er meldet sich im Rauschen der Zypressen, Und unsre Pflicht steht winkend vor uns da. Wir lassen ihm den dunklen Sang erschallen, Daß seine schöne Sonne niedertaut . . Wir ziehn um seine weißen Säulenhallen, Und jede ist geschmückt wie eine Braut. Seht, unten, wo die kühlen Bäche fließen, Dort wandeln heut’ in Nacktheit Mann und Frau; Siegfried-Idyll von R. Wagner. Sie trinken selig Duft und Klang der Wiesen, Und alle blicken sie zum hohen Blau. Und alle jauchzen sie und pflücken Die großen Freudenblüten dieser Welt. Wir aber wollen nach der Frucht uns bücken, Die golden zwischen Traum und Wachen fällt. Wir bringen sie in einer Silberschale Zum Tempel hin, dicht neben Speer und Schild. Wir knieen nieder: Dufte, Frucht, und strahle Dem Volk entgegen sein verklärtes Bild! Emanuel von Bodman. Schlußszene aus der »Götterdämmerung« von R. Wagner, gesungen von Fräulein Walker. Starke Scheite schichtet mir dort am Rande des Rheins zu Häuf, hoch und hell lod’re die Glut, die den edlen Leib des hehrsten Helden verzehrt! — Sein Roß führet daher, daß mit mir dem Recken es folge; denn des Helden heiligste Ehre zu teilen verlangt mein eigener Leib. — Vollbringt Brünnhildes Wort! Wie Sonne lauter strahlt mir sein Licht: der Reinste war er, der mich verriet! Die Gattin trügend — treu dem Freunde — von der eignen Trauten — einzig ihm teuer — schied er sich durch sein Schwert. Ächter als er schwur Keiner Eide: treuer als er hielt Keiner Verträge: lautrer als er liebte kein Andrer: und doch alle Eide, alle Verträge, die treueste Liebe trog Keiner wie er! — Wißt ihr wie das ward? O ihr, der Eide ewige Hüter! Lenkt euren Blick auf mein blühendes Leid: erschaut eure ewige Schuld! Meine Klage hör’, du hehrster Gott! Durch seine tapferste Tat, dir so tauglich erwünscht, weihtest du den, der sie gewirkt, dem Fluche, dem du verfielest, — mich — mußte der Reinste verraten, daß wissend würde ein Weib! — Weiß ich nun, was dir frommt? — Alles! alles! Alles weiß ich: alles ward mir nun frei! Auch deine Raben hör’ ich rauschen: mit bang ersehnter Botschaft send’ ich die beiden nun heim. Ruhe! Ruhe, du Gott! — Mein Erbe nun nehm’ ich zu eigen. — Verfluchter Reif! Furchtbarer Ring! Dein Gold faß ich, und geb’ es nun fort. Der Wassertiefe