Volltext Seite (XML)
ZWEITER TEIL. Chorlieder, gesungen vom Thomaner-Chor. a) Romanze Im Norden, wo mein Lieb gewohnt, Umrauscht vom grünen Walde stand Sein Schloß. Und fern durchs Wald- Erglänzet hell der Ufersand [gezweig Und goldner Wellen Spiel am Strand. Und langsam vor der Frühlingsnacht Mit langem Kuß die Sonne schied; Und weiße Rehe kamen sacht, Wie Traumgebilde, aus dem Hag, Und flohen scheu noch vor dem Tag. Und oft im Lenz sahn wir den Mond, von E. Elgar. Wie groß und hehr ward seine Pracht. Wir sahn in letzter nächtger Wacht, Wie müd’ er in des Lebens Flut Versank mit düstrer Dämmrung Glut. — Ich weiß nicht, steht im Waldesgrün Des Liebsten Schloß noch, grau und alt; Ich weiß nicht, flieht im Morgenschein Das Reh noch scheu zum dunklen Wald. — Mein Glück zerbrach, mein Lieb ist tot, Sein Herz für ewig starr und kalt! [Andrew Lang. Übersetzung von E. Schreck. Mit Genehmigung der Verleger Novelle & Co. in London.) b) Der Verlassene von A. Dvorak. Wenn du mich nicht gewollt, Warum hast’s nicht gesagt? Hast durch zwei Jahre mich Um meine Ruh’ gebracht. Zwei Jahr lang liebeskrank, Nicht ein Wort gabst du mir, Saßest alle Tage stumm vor deiner Tür. Weidenbusch, Weidenbusch, grünes Weidenzweiglein, Deinethalb muß ich nun zwei Jahr lang traurig sein! Tiefgrüner Tannenbaum, lassest nicht die Nadeln, Wie Herzliebchen mich so schnöde hat verlassen! Tiefgrüner Tannenbaum, hüte deinen Wipfel! Mich hat Herzliebchen schön, ach, so schnöd’ verlassen! Wenn du mich nicht gewollt, Warum hast’s nicht gesagt, Daß die schwarzen Äuglein dein Mich nicht wollen sehen? Und doch werden froh sie glänzen, Wenn sie mich erblicken, Komm’ ich in’s Dorf dereinst Spornklirrend wieder heim. (Aus dem Mährischen von Th. Cursch-Bühren? Das Leben von C. Cui. c) Mutig, das Leben verachtend, Wagt sich der Jüngling in trotziger Kraft Hinaus in die offene See auf gebrechlichem Kahne. Warnend umsonst mahnt der Greis, Wohlvertraut mit des Meeres Gefahren, Wie dort erbarmungslos wüten Die brausenden Winde und Wogen, Wie dort den Schiffer bedräu’n Tückisch verborgene Klippen und Riffe . . . Nutzlos alles .. . Frohe Gewißheit des Sieges Erstrahlt ihm im glänzenden Auge. — Landet am Abend des Lebens Er endlich am schirmenden Ufer, Sieht er auch hier tapf’rer Jünglinge Scharen sich mutig bereiten, Anzuvertrauen der mächtigen See Die gebrechlichen Kähne; Warnet umsonst vor den Stürmen Und Klippen und Riffen des Meeres, Warnet umsonst sie, nutzlos: Frohe Gewißheit des Sieges Erstrahlt ihnen glänzend im Auge! [Hesse. Deutsch von Hans Schmidt?}