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Lieder mit Klavierbegleitung, vorgetragen von Frau Stückgold. a) Mignon von Hugo Wolf (1860—1903). Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn, Im dunkeln Laub die Goldorangen glühn, Ein sanfter Wind vom blauen Himmel weht, Die Myrte still und hoch der Lorbeer steht, Kennst du es wohl? Dahin! dahin Möcht’ ich mit dir, o mein Geliebter, ziehn! Kennst du das Haus? Auf Säulen ruht sein Dach, Es glänzt der Saal, es schimmert das Gemach, Und Marmorbilder stehn und sehn mich an: Was hat man dir, du armes Kind, getan? Kennst du es wohl? Dahin! dahin Möcht’ ich mit dir, o mein Beschützer, ziehn! Kennst du den Berg und seinen Wolkensteg? Das Maultier sucht im Nebel seinen Weg; In Höhlen wohnt der Drachen alte Brut; Es stürzt der Fels und über ihn die Flut. Kennst du ihn wohl? Dahin! dahin Geht unser Weg! o Vater, laß uns ziehn! Goethe. b) Elfeniiea von Hugo Wolf. Bei Nacht im Dorf der Wächter rief! Elfe! Ein ganz kleines Elfchen im Walde schlief Wohl um die Elfe! Und meint, es rief ihm aus dem Tal Bei seinem Namen die Nachtigall, Oder Silpelit hätt’ ihm gerufen. Reibt sich der Elf’ die Augen aus, Begiebt sich vor sein Schneckenhaus Und ist als wie ein trunken Mann, Sein Schläflein war nicht voll getan, Und humpelt also tippe tapp Durchs Haselholz ins Tal hinab, Schlüpft an der Mauer hin so dicht, Da sitzt der Glühwurm Licht an Licht. »Was sind das helle Fensterlein? Da drin wird eine Hochzeit sein? Die Kleinen sitzen beim Mahle, Und treiben’s in dem Saale. Da guck’ ich wohl ein wenig ’nein!« Pfui, stößt den Kopf an harten Stein! Elfe, gelt, du hast genug? Guguk! Mörike. c) Wiegenlied von Su, su, su, du Windchen, Sing’ zur Ruh’ mein Kindchen, Rausch’ in Blättern leise Eine Schlummerweise. Su, su, su, du Bäumchen, Wirf ein goldig Träumchen Auf mein Kindchen sachte, Daß es schläft bis achte, Hugo Wolf. Daß es nimmer weinet, Bis die Sonne scheinet. Su, su, su, ihr Englein, Küßt ihm leis’ die Wänglein, Daß es liege In der Wiege Wie in Paradieses Schoß! Schlaf’! Adelheid Wette-Humperdinck.