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ERSTES GEWANDHAUS-KONZERT DONNERSTAG, DEN 20. OKTOBER 1921. Dirigent: Dr. Arthur Nikisch. > 1 ERSTER TEIL. Les Preludes. Symphonische Dichtung von Franz Liszt (geb. 22. Ok tober 1811, gest. 31. Juli 1886). »Was anders ist unser Leben, als eine Reihe von Präludien zu jenem unbekannten Gesänge, dessen erste und feierliche Note der Tod anstimmt? Die Liebe ist das leuchtende Frührot jedes Herzens; in welchem Geschick aber wurden nicht die ersten Wonnen des Glücks von dem Brausen des Sturmes unterbrochen, der mit rauhem Odem seine holden Illusionen verweht, mit tödlichem Blitz seinen Altar zerstört, — und welche im Innersten verwundete Seele suchte nicht gern nach solchen Erschütte rungen in der lieblichen Stille des Landlebens die eignen Erinnerungen einzuwiegen? Dennoch trägt der Mann nicht lange die wohlige Ruhe inmitten besänftigender Naturstimmungen, und ,wenn der Drommete Sturmsignal ertönt 4 , eilt er, wie immer der Krieg heißen möge, der ihn in die Reihen der Streitenden ruft, auf den gefahr vollsten Posten, um im Gedränge des Kampfes wieder zum ganzen Bewußtwerden seiner selbst und in den vollen Besitz seiner Kraft zu gelangen.« (Aus Lamartincs »M^ditations po^tiques«. — Übersetzung von P. Cornelius^ Rezitativ und Kavatine der Leila aus der Oper »Die Perlenfischer« von Georges Bizet (1838—1875), vorgetragen von Frau Grete Stückgold [München]. In dunkler Nacht bin ich allein! Schweigen umgibt mich rings, Alles Leben schlummert! Ich erbebe, mich faßt die Angst, Der Schlummer fliehet mich! Doch Er ist da! Mein Herz errät bang klopfend seine Nähe. O süße Stund’ im fernen Haine, Da einst in verschwiegener Nacht Unter leise wehenden Palmen Der Liebste treu bei mir gewacht. Ich schlief in seinem Arme ein, Doch weh! erwachend war ich allein. Wie bist du weit, O schöne Zeit! Und heut’ sah ich bebend ihn wieder! Er ist’s, ach, er kehrt mir zurück. Bang vermißt und endlich gefunden, Das unaussprechlich hohe Glück! Kann ich ihn halten Mit Liebesgewalten, Kehrest du wieder, schöne Zeit? O süße Stund’ usw. Ach, schlief ich ein Und träumte vom Liebsten mein, Und träumte von ihm. Einleitung zum 3. Akt des Musikmärchens »Königskinder« von Engelbert Humperdinck (geb. 1. September 1854, gest. 27. September 1921). »Verdorben, gestorben.« — Spielmanns letzter Gesang.