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Zwei Sätze aus der Maurischen Rhapsodie von E. Humperdinck. (Zum i. Male.) I. Tarifs. (Elegie bei Sonnenuntergang.) II. Tanger. (Eine Nacht im Mohrencafe.) Lieder mit Klavierbegleitung von J. Brahms, gesungen von Frau Cnlp. a) Lied. Weit über das Feld durch die Lüfte hoch Nach Beute ein mächtiger Geier flog. Am Stromesrande im frischen Gras Eine junge weißflügliche Taube saß; O verstecke dich, Täubchen, im grünen Wald 1 Sonst verschlingt dich der lüsterne Geier bald! * * * Eine Möve hoch über der Wolga fliegt, Und Beute spähend im Kreis sich wiegt. O, halte dich, Fischlein, im Wasser versteckt, Daß dich nicht die spähende Möve entdeckt! Und steigst du hinauf, so steigt sie herab, Und macht dich zurBeute und führt dichzum Grab. Ach, du grünende feuchte Erde du! Tu dich auf, leg’ mein stürmisches Herz zur Ruh’! Blaues Himmelstuch mit der Sternlein Zier, O trockne vom Auge die Träne mir! Hilf, Himmel, der armen, der duldenden Maid! Es bricht mir das Herz vor Weh und Leid! Friedrich von Badenstedt. (Aus dem Gedicht »Iwan«.) b) Spanisches Lied. In dem Schatten meiner Locken Schlief mir mein Geliebter ein; Weck’ ich ihn nun auf? — Ach nein! Sorglich strählt’ ich meine krausen Locken täglich in der Frühe, Doch umsonst ist meine Mühe, Weil die Winde sie zerzausen; Lockenschatten, Windessausen Schläferten den Liebsten ein; Weck’ ich ihn nun auf? — Ach nein! Hören muß ich, wie ihn gräme, Daß er schmachtet schon so lange, Daß ihm Leben gäb’ und nähme Diese meine braune Wange. Und er nennt mich seine Schlange Und doch schlief er bei mir ein; Weck’ ich ihn nun auf? — Ach nein! c) Nachtigall. Übersetzt von Paul Heyse. O Nachtigall, Dein süßer Schall, Er dringet mir durch Mark und Bein. Nein, trauter Vogel, nein! Was in mir schafft so süße Pein, Das ist nicht dein, Das ist von andern, himmelschönen, Nun längst für mich verklungnen Tönen In deinem Lied ein leiser Widerhall! C. Reinhold. d) Wehe, Lüftchen, lind und lieblich Um die Wange der Geliebten, Spiele zart in ihrer Locke, Eile nicht, hinweg zu flieh’n! Tut sie dann vielleicht die Frage, Wie es um mich Armen stehe, Botschaft. Sprich: »Unendlich war sein Wehe, Höchst bedenklich seine Lage; Aber jetzo kann er hoffen, Wieder herrlich aufzuleben, Denn du, Holde, denkst an ihn«. Nach Hafis von G. F. Daumer.