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Lokalblatt für Aue, Auerhammer, Aelle Klößterlei«, Rieder Oberpfannenftiel, Lauter, Bockau, Bern-bach, B-y-rf<W, «achsettfew, Zschotla« und dte umli-gend-n Ortschaften. mann. >mann, ivarr. e. mlsl her. »stände, k! rt, den Tod wod, m. Welt; nut kurrent I Groß, Schooß, Wahl, - >rol. us meine vr. vn hen für Sruna 5 Mk. O.-Pr. Erscheint AU«W»«», Freitag« u «vnnt*gs. iitdonnemkutspreis incl. der 3 werthvollen Beilagen vierteljiihrlich mit Bringerlohn 1 Mk. 2V Pf. durch di« Post 1 M. SS Pf. Mit 3isstt^rirtn» AeiSlätterit: Deutsches AamiNeniVklttt, Kute Kriffer, der Aeitspieget. Verantwortlicher Redakteur: Emil He-Mkistkr in < u« (Erzgebirge). Redaktion u. Expedition: An«, Marktstraß«. Inserat« die einspaltige Corpuezeile 10 Pf., die voll- Seit« 30, '/- S. 20, >/« St. 6 Mk. bei Wiederholungen hoher Rabat. Alle Postanstalten und LandbrieftrSger nehmen Bestellungen an. Freitag, de«. 25. November 1.892 S. Jahrgang, ! hat, um zur Treppe zu gelangen, steht ein altes ver- ! schnapstes Werb und bietet aus einem ekelhaft aussehn- Solvaten eines Infanterie-Regiments, die wenigen Zivi» Weit die anwesend warm, schienen mir Zuhälter zu sein. Ich habe in meinem ganzen Leben keine so bestialisch rohen, gemeinm, jeder Menschlichkeit baren Mädchen ge» sehen, wie hier, u. Gesichter, die das Laster verzerrt hatte, und Pestilenz sich holen darf? Warum steht die allwissende Polizei den Bettler, der halb verhungert ein Akstwsen er bittet, aber nicht jene Lasterhöhlen, wo das Volt stch den Untergang holt, wo die Söhne des „sittlichen" Deutsch lands die Seuche herholen, die sich weiter und weiter ins Volk frißt? Man fängt die arme Streichhvlzvetkäüfe- rin auf der Straße gar bald ab, aber man läßt jene giftige Spinne der menschlichen Gesellschaft rnhig weiter vegetieren in ihrem Metze, trotzdem ein jeder ihrer Stiche zur Blutvergiftung führt. Man philosophiert, Wit ge sagt, über alle diese Dinge, aber man hmweltnicht" Wie schon gesagt; werden jene beiden, einander-entge gengesetzten Lokale von FabrikareeiteriNnen nicht-besucht. Diese findet man in der „Li.ioe", über welche es in der genannten Schrift heißt: „Es ist ein großes Tanz-Eta blissement anständigster Art; hier verkehrten ausschließ lich Fabrikmädcheu und Fabrikarbeiter, einige Ütiteroffi- No. ILO des; es gab sehr viele gerade unter den Maschinenarbei- sucht in Gesellschaft meines als Arbeiters verkleideten i ziere und geringe Kaufleute. Der Ton war anständig, tkrinnrn, die vom Tanz nicht viel wissen wollten, die da Mannes. Meist befanden sich dott ca. 40—SO Mädchen? die Mädchen saßen ruhig an den Tischen und unterhiel- Wunver, daß bei Keilereien, die hier des Oefteren vor- kominen, stets einige der Streitenden halb tot geschlagen hrimkehrt- Auf der engen Trepp», in dem winkligen ' , w»r hier die Wut gut wie verloren. Bon allen meinen Mitarbeiterinnen; mit denen ich über die ten sich, ab und zu einen Tanz machend, wozu sie ihr Kavalier unter einer Verbeugung abholte und ebenso höf lich zurückführte. Die Mädchen tanztett hübsch, selbst graziös, es kam nicht zu wilden Hopseceien, wie es in Bauernschenken vorkvmmt; es wurde sehr wenig getrun ken, ich fand hier, wie auch im „Bellevue'', daß die Arbeiterinnen häufiger sogar Kaffee als Bier tranken." In beiden Lokalitäten war, wie gesagt, das Arbeiterele ment stark vertreten, Militär dagegen kaum anzütref- fen." „Die meisten der Mädcheu spielen 'n Lotterien und wenn der Einsatz auch nicht hoch ist, so ist der Verlust von 2 oder 3 Mark allmonatlich für sie doch kem gerin ger Schaden. Sie hoffen alle auf das große Los, oder wenigstens auf einen Gewinn, der es ihnen ermöglicht, von ihrem Gelde zu leben. Ich kannte alte Frauen, die angestellt waren zur Reinigung der Fabrikräume, früher» Arbeiterinnen, die seit SO Jahren in der Lotterie spie-, len. Alles am Munde absparten und die Hoffnung auf gutem Publikum besucht. Im grellsten Gegensatz zu die- Kommando in die Kirche zu führen, um sie am Nachmit- VktzkkttzUIIUPGT Etablissement steht die „Kaiserkrone", ein Lokal, in tage dem erbärmlichsten Laster ruhig zu überläffeti? Was — . welchem das schlimmste Gesindel verkehrt. Der Tanzsaal - nützt es, daß der Soldat zur Reinlichkeit und Ordnung befindet sich im ersten Stockwerk eines düsteren Gebäu-i mit militärischer „Disziplin" angeha'trn wird, wenn er , des; in dem elenden Stück Hof, den man zu passieren vm Nachmittage ungewarnt und unbehindert Elend, Gift ! hat, um zur Treppe zu gelangen, steht ein altes ver- «nd N-Ml-nr nck bnlen v-irs? Marnm siekit die allwissende ftt* Monat Devemver I schnapstes Welb und bietet aus einem ekelhaft aussehn- werden in der Expedition (Aue, Markkstraße), von den Aus--den Kinderwagen, der ihr als Büffet dient, ihre zweifel- trägern des Blattes, sowie den Ländbriesträgern jederzeit > haften Speisen an. Die Treppe selber ist schmal, schmu- gern angenommen. j tzfg und winklig, mit ausgetretenen Stufen; die Ein- Expedition der „Auerthak-Zeitung," > Aangsthür zum Saal^ niedrig und klein. Es ist kein Wider aus dem sächsischen Manchester. Frau Dr. Wettstein-Adelt, die in Lhemnitz dreieinhalb Gange ist-ein Flüchten-nnmöglich, Monate als Fabrikarbeiterin gearbeitet hat, hat im Ver- Mehrerer» auf sich lenkt, ist so gu läge von I. Leiser - Berlin ihre Erfahrungen bereits der - Welt mitgeteilt. Die „Leipz. Ztg." teils einiges aus j „Kaiserkrone" sprach, verkehrte auch nicht eins dort; sie dem Kapital „Vergnügungen" mit: „Im allgemeinen i äußerten sich durchwegs mit Ekel und Abscheu über dies herrscht unter den Arbeiterinnen bei weitem nicht jene > Lokal, die meisten erklä rten, „da gehen anständige Mä- Liebe zum Tanz, wie unter den Mädchen des Mittelstem-' dels nicht hin." Ich habe die „Kaisetkroüe" dreimal be- I , „ ------ ------ trrinnsn,"die"vöm Tanz" nicht viel wissen wollten, die da Mannes. sagen, daß der Tanz ihnen nur auf unnütze Weise ihre verkommene Dienstmädchen, der gemeinste Auswurf'der Kräfte, raube ungesund sei und sie in den ersten Wochen- Fabrikarbeiterinnen uttd züm größten Teile Eöldatendir- tagen bei weitem nicht die gleiche Arbeit verrichten könn- nen. Das männliche Element bestand durchwegs aus zen, als wenn sie Sonntags vorher nicht getanzt hatten. - " ' '" Ich fteute mich aufrichtig darüber und suchte ihre teil weise Abneigung gegen den Tanz nach besten Kräften zu schüren. Ich habe alle Tanzböden von Chemnitz und Umgegend besucht meinem Grundsätze getreu aber nie ge- , , tanzt; ich fand die Fabrikarbeiterinnen viel zugänglicher/schmutzige Frauenzimmer, deren oft elende Kleidung roch; den Ähren gegen das Tanzen, die ich ihnen aufbaute, mit ungekämmtem Haar und einem Benehmen, das der als alle bessern Mädchen. Hingegen haben die Arbeite- - Wahnsinn ihnen diktieren müß. In der ung laublichsten, rinnen durchwegs eine große Vorliebe für Theater, Zir-'nicht wiedekzUgebenden Weise rempeln sie die Soldaten kus und Tingeltangel; ihr liebster Vergnügungsort ist an, die sich ihrer kaum erwehren können. Es lag über der Schützenplatz, wo sie eine reiche Auswahl der ver- dem ganzen Saale eine Atmosphäre des Schmutzes, des schiedensten Genüsse finden. Karrusiell, Affentheater, Wür-i Lasters/der Bestialität, die den sittlichen Menschen zur set, Schlangen- und Zaubererbuden, Tingeltangel und/Verzweiflung bringt. Es ist eine Nachlässigkeit des Staa- Messeresser. Das beste Lokal, das ich kannte, wat das tes, der Militärbehörden, daß sie derartige Lokale nicht „Kolosseum" in Kappel; es war ein fein eingerichtetes' verbitten und dem moralischen Morde Hunderter ruhig Konzerthaus mit vorzüglicher Militärkapelle und nur von zusehen. Was nützt es, die Soldaten am Morgen auf . u /I ——«s« -«IN!» (Nachdruck verboten.) Jeuilleton. Die Armen der Millionenstadt. Ein Berliner Roman aus der Gegenwart von M. Palsy. (Fortsetzung^ Er mied st« und ihre Angehörigen, den er fürchtete, daß bleiche Gesichter und Thränen ihn empfangen würden. Die Geldangelegenheit, die er nicht nach seinem Ver sprechen ordnen konnte, gab ihm «illkvmmenrir Anlaß, sich zurückzuzieheu, hatte doch der alte Bittmann dir Er ledigung dess.lben al« Bedingung für frinr Einwilligung gestellt. Freilich ließ ihn nur dir Sorge für Gretchen« Zukunft, der Wunsch, ihr auf diese Weise eine Mitgist zu sichern, seid Verlangen aussprechen. Aber in dem Haus« des jungen Gelehrten wurde ihm diese Aümuthung arg verdacht. Mutter und Tochter, beide prachtliebend, wünscht«» nicht, daß Han« ein arme« Mäd chen heirathe, und damit da« Familienvermögen- stark in Anspruch nehme; rasend vor Zorn aber wurden sie, at« sie «fuhren, daß er sein väterliche« Vermögen flüssig machen wollte/ um e« der Geliebten zu verschreiben. An nktdrigen Anschuldigungen über die Geldgier und Berech nung de« allen Bittmann fehlt« e« nicht- Schließlich er lahmte' dem Doktor der Muth und die Kraft, sein Recht zu erkämpfe», hing er doch viel zu sehr an seiner Familie und an seine« Vaterhause fest, um einen ernstliche» Bruch zu ertragen. Noch tröstete er sich damit, allwählig Alles wieder in's rechte Geleise zu bringen, aber während das Schamgefühl, das ihn zwang, Gretchen zu vermeiden, täglich zunahm, wuchs zugleich dte verhärkgnißvvlle Leidenschaft zu der Gattin eine« anderen. Pflicht," Gtsetz und Ehr« geboten ihm, sie zu meiden, aber sein verwundete« Gemüth; die HcrzeirSleere seiner Umgebung trieb ihn immer wieder zu ihr hin; in deren Augen er so viel Gefühl und st viel« Güte-schimmern sah. Rasch, fast att wolle er vor etwa« fliehen, betrat er jetzt da« gräfliche Palai«. Es «ar Abend, die milde, «eiche Mailnst umwehte sein« Stirn-, al» er nach eiligem Laufe innehielt. Er glaubt«- Gretchen unterweg« getroffen zu haben; ihr liebliche» Gesicht hatte blaß und müde au«- gesehen. At» e» ihr raich nachgegangen, «ar die Erschei nung im- Gedränge verschwunden. An dem schmerzltchen Pochen seine» Herzen» fühlte er, wie groß da» Weh sein mußte-, da» er ihr zugefügt. Al« er-den kühlen Vorhof de« Palast«» betrat, schauerte er zusammen und lehnt« stch schmerzlich, bewegt an eine Marmorsäule, die den Lreppenfiur schmückte. Während er athemschöpfend innehielt. wollte plötzlich e!« großer Zorn in ihm auf, der Zorn gegen sich selbst. Welcher Feigling war er doch, einem schuldlosen Mäd, che»; daß ihn liebt«-, zum Danke dafür di, Trauer der der Verlassenheit zu bereiten. Und warum hatte er sie verlassen ? War-st» nicht gut, «in und schön, berechtigt« sie ihr Charakter nicht dazu, dir Gattin jid« Ehrrnmanne« zu stiw? Warum.? fragte er mit umflort«» Augen uud ballte ingrimmig die Hand. Da «ar ««wieder, da» Gespenst seiner Willensschwäche, da« unheilvoll« Produkt seiner Erziehung, mit der man ihn i« Reichthum verweichlicht«, »md zugleich durch Herzen»- kilt« verkümmern Ueß. Und er konnte sich von drn Einflüssen, die dem schwachen Gemülh de« Knaben schon ihren Stempel ausgeprägt hatten, nicht mehr befreien. Er biß die Zähne zusammen vor Zorn übev stch selbst und drückte die schmerzende Stirn an die kühle Marmor säule. So würde ihn sein böses Gewissen weiter durchs,Lehen Hetzen und ihn zwingen, furchtsam jeder Begegnung mit dem lieblichen Mädchen, da- er durch seine Wortbrüchigkeis unglücklich gemacht hatte, qnS dem Wege zu gehen, «äbxend er in den Zimmern de».Palaste« .in. der Anbetung M>die schöne Gräfin Recht und Ehre vergaß. ,. . . Nein! sagte er sich plötzlich., und hob. entschlossen da« Haupt, etwas soll und muh geschehen I Ich »ich mich nicht selbst verachten, ich werde thun, wa« mix, die. Ehr« gebietet I Und eilig, in der Entschlossenheit des Augenblicke», stieg er die teppigbelegten Marmorireppen hinauf, Kein Diener sand sich in den Vorzimmern, dte Stille des Abends hatte sie hinabgelockt in den Hof, wo sie vor den Thüren de« Kutscherhäuschens schwatzten. Han« schritt weiter und hob mit bebendem, Finger den Vorhang, der zu Zrma's Boudoir, einem schönen, freien Balkon-Zimmer führte. Milde Dämmerung verschleierte den Raum; Blnmeudüfte, vom Balkon her, wehten linde herein. Aber da, an der blauen Wiege de« Kindes, welch' ein Bild l Die schöne Frau in dem- rieselnden rost Shitzengewande war verzweiflung«voll in die Knie« gesunken» ihr «etßer, wunderschöner Arm lag zuckend über der blauen Decke, di« braunen Locken wogten sessellos über den Rücken hinab, und während sie mit ihrer schmalen zitternden Hand ihr« Stirn beschattet«, rannen die Thränen unaufhaltsam Über ihr zarte« Gesicht.