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10 In Betreff der Muskulatur sind die Säugethiere dem Menschen sehr ähnlich, nur sind die Kraftleistungen vieler weit größer als die des Men schen, sowie auch viele Thiere den Menschen an Gewandtheit übertreffen. Den Vögeln ist es eigenthllmlich, dieselben Muskeln sehr verschieden artig abwechselnd zu gebrauchen, woraus sich ihre Ausdauer beim Fliegen erklärt. Bei den Amphibien oder Reptilien sind die rothen, noch in Bündel gesonderten Muskeln sehr stark entwickelt, besonders bei vielen Schlangen, denen staunenswerthe Kraftleistnngen möglich sind. Die meist weißen Muskeln der Fische sind nicht durch Häute in Bündel abgetheilt. Bei den Jnsecten (dies wollen wir hier beiläufig mit erwähnen) und fast so auch bei den Krebsartigen und den Spinnen, ist das Muskelsystem verhältnißmäßig am meisten entwickelt, weßhalb diese Thiere auch die mannichfaltigsten Bewegungen ausführen können und nicht selten, wie vor allen der Floh, bewundernswürdige Kraftleistnngen vollbringen. Schon 1762 hat man an der Raupe des Weidenbohrers über 4000 Muskeln gezählt. Durch die Menge der Muskeln wird das Muskelsystem solcher Thiere verwickelt. Ein echtes Muskelsystem ist nur das der Wirbelthiere, wo Muskeln an Knochen angeheftet sind; die Wirbellosen haben ein unechtes Muskelsystem, das meist ans Hautmuskeln besteht. Je mehr ein solches Thier gegliedert ist, desto zahlreicher und kräftiger sind seine Muskeln. — Zusammengesetzte, hinter einander liegende Muskelschichten haben von unten herauf zuerst die Seesterne und Seeigel. Netzförmig verbreitete Muskelfasern findet man bei den Medusen, nur einzelne, fadenförmige Muskeln bei den Polypen, Eingetveidewürmern, Räderthieren. Weiter nach unten verliert sich das Muskelsystem allmählich ganz. Mit dem Fleische vereint ist im thierischen Körper das Fett, von Farbe gelblich oder weiß. Es wird abgelagert in dem Zellgewebe, beson ders unter der Haut, in der Zell - oder Fetthaut, auch in den Muskeln, in der Bauchhöhle w. Da es sehr reich ist au Kohlenstoss, könnte es der aus dem Blute ausgeschiedene, im Körper abgelagerte Kohlenstoff genannt werden. Es macht den Leib des Thieres rund, voll, geschmeidig, hält ihn warm, schwächt den Druck ab, den der Körper erleidet und ist auch als Nahrnngßvorrath anzusehen, der zur Zeit äußeren Nahrungsmangels zur Ergänzung des Organismus verwendet wird. Daß z. B. die Kameele von ihrem eigenen Fette zehren znr Zeit der Noth, erkennt man an dem allmählichen Verschwinden ihrer Fetthöcker in solcher Zeit. — Zur Milch steht das Fett in naher Verwandtschaft. — An die Betrachtung des Skelets mit seiner Muskulatur wolle» wir eiuige Angaben über die Bedeckung der Thiere knüpfen. Die Säugethiere sind meist nur mit Haaren bedeckt, einzelne Haare finden sich selbst bei den sogenannten uackien; Oken nenm die Säugethiere daher mu Recht Haarthiere. Schuppen und Gürtelpanzer treten neben